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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
Anvertrauten mitzutheilen: so wird der Bernff und Einladung Gottes
allenthalben bekant werden/ und so soll er seyn nach Göttlicher intention,
Rath und Willen.

III. Es ist diese Gnade des Heiligen Geistes eine freye
Gnade/
die nicht an einen einzelen Ort angefesselt/ sondern der H. GeistIoh. 3, 8.
bläset wo und wie er will/ wo und wann es ihm beliebet/ und würcket
den Glauben/ verstehe nicht de substantia vocationis, sed modis,
nicht von der Beruffung an sich selbst/ sondern von den unter-
schiedlichen Arten/
gradibus, und Zeiten; deren dispensation und
Mittheilung er ihme fürbehalten/ 1. Was anlanget die modos, die
Arten und Weisen der Beruffung/
so ist und bleibet zwar der Beruff
universal und allgemein/ die Natur pfeifft immer/ Gott läst sich niemal
unbezeuget; was aber die hohe/ sonderbare/ ausser-ordentliche/ wunder-
thätige Einladung belanget/ da ist der Geist Gottes/ ein freythätiger Geist/
gleich wie er eine so gethane ausser-ordentliche Gnade niemand nicht
schuldig/ so ist er auch dieselbe niemand zu geben verbunden/ So thut erPs. 147, 20.
keinen Heyden/ noch lässet sie wissen seine Rechte/ wie Er seinem
Volck den Juden gethan. Weren diese Thaten/ spricht Christus vonMatt. 11, 21.
seinen Wundern/ zu Tyro und Sidon geschehen/ wie zu Chora-
zin/ sie hätten im Sack und in der Asche Busse gethan.
Sonst
bleibet der ordentliche Beruff/ so da geschicht durch das Wort und die H.
Sacramenten/ so lange bey einer nation und Menschen/ als lange man den-
selben behalt/ ehret und demselben Folge leistet: Jm fall aber das widrige
geschicht/ so ist der Geist an kein Volck/ weniger an einigen Menschen ge-
bunden/ Er wendet sich zu einem andern Volck/ schicket einen Hunger nachMatth. 21,
43.

dem Wort/ wie es die Erfahrung und Historien Sonnen-klar an Tag
geben.

Was anlanget 2. horas inceptionis, die Stunden
und den Anfang der Beruffung;
So ziehet Er ein Volck
lang auff/ dem andern begegnet Er bald/ zu erst den Juden/ hernach denRom. 1, 16.
Griechen/ Rom. 1. Actor. 13. Da Paulus und Silas durch PhrygiamAct. 13, 46.
c.
16, 6. 7.

und Galatiam zogen/ ward ihnen gewehret durch den Heiligen Geist zu
zu reden in Asia/ deßgleichen in Mysia/ Bithynia/ aber hernach ist doch1. Petr. 1, 1.
noch der Beruff an gemeldte Ort kommen.

Was anlanget 3. Moras commorationis, die Zeit der

Ver-
Sechster Theil. O

Predigt.
Anvertrauten mitzutheilen: ſo wird der Bernff und Einladung Gottes
allenthalben bekant werden/ und ſo ſoll er ſeyn nach Goͤttlicher intention,
Rath und Willen.

III. Es iſt dieſe Gnade des Heiligen Geiſtes eine freye
Gnade/
die nicht an einen einzelen Ort angefeſſelt/ ſondern der H. GeiſtIoh. 3, 8.
blaͤſet wo und wie er will/ wo und wann es ihm beliebet/ und wuͤrcket
den Glauben/ verſtehe nicht de ſubſtantiâ vocationis, ſed modis,
nicht von der Beruffung an ſich ſelbſt/ ſondern von den unter-
ſchiedlichen Arten/
gradibus, und Zeiten; deren diſpenſation und
Mittheilung er ihme fuͤrbehalten/ 1. Was anlanget die modos, die
Arten und Weiſen der Beruffung/
ſo iſt und bleibet zwar der Beruff
univerſal und allgemein/ die Natur pfeifft immer/ Gott laͤſt ſich niemal
unbezeuget; was aber die hohe/ ſonderbare/ auſſer-ordentliche/ wunder-
thaͤtige Einladung belanget/ da iſt der Geiſt Gottes/ ein freythaͤtiger Geiſt/
gleich wie er eine ſo gethane auſſer-ordentliche Gnade niemand nicht
ſchuldig/ ſo iſt er auch dieſelbe niemand zu geben verbunden/ So thut erPſ. 147, 20.
keinen Heyden/ noch laͤſſet ſie wiſſen ſeine Rechte/ wie Er ſeinem
Volck den Juden gethan. Weren dieſe Thaten/ ſpricht Chriſtus vonMatt. 11, 21.
ſeinen Wundern/ zu Tyro und Sidon geſchehen/ wie zu Chora-
zin/ ſie hätten im Sack und in der Aſche Buſſe gethan.
Sonſt
bleibet der ordentliche Beruff/ ſo da geſchicht durch das Wort und die H.
Sacramentẽ/ ſo lange bey einer nation und Menſchen/ als lange man den-
ſelben behalt/ ehret und demſelben Folge leiſtet: Jm fall aber das widrige
geſchicht/ ſo iſt der Geiſt an kein Volck/ weniger an einigen Menſchen ge-
bunden/ Er wendet ſich zu einem andern Volck/ ſchicket einen Hunger nachMatth. 21,
43.

dem Wort/ wie es die Erfahrung und Hiſtorien Sonnen-klar an Tag
geben.

Was anlanget 2. horas inceptionis, die Stunden
und den Anfang der Beruffung;
So ziehet Er ein Volck
lang auff/ dem andern begegnet Er bald/ zu erſt den Juden/ hernach denRom. 1, 16.
Griechen/ Rom. 1. Actor. 13. Da Paulus und Silas durch PhrygiamAct. 13, 46.
c.
16, 6. 7.

und Galatiam zogen/ ward ihnen gewehret durch den Heiligen Geiſt zu
zu reden in Aſia/ deßgleichen in Myſia/ Bithynia/ aber hernach iſt doch1. Petr. 1, 1.
noch der Beruff an gemeldte Ort kommen.

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Sechſter Theil. O
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[105/0137] Predigt. Anvertrauten mitzutheilen: ſo wird der Bernff und Einladung Gottes allenthalben bekant werden/ und ſo ſoll er ſeyn nach Goͤttlicher intention, Rath und Willen. III. Es iſt dieſe Gnade des Heiligen Geiſtes eine freye Gnade/ die nicht an einen einzelen Ort angefeſſelt/ ſondern der H. Geiſt blaͤſet wo und wie er will/ wo und wann es ihm beliebet/ und wuͤrcket den Glauben/ verſtehe nicht de ſubſtantiâ vocationis, ſed modis, nicht von der Beruffung an ſich ſelbſt/ ſondern von den unter- ſchiedlichen Arten/ gradibus, und Zeiten; deren diſpenſation und Mittheilung er ihme fuͤrbehalten/ 1. Was anlanget die modos, die Arten und Weiſen der Beruffung/ ſo iſt und bleibet zwar der Beruff univerſal und allgemein/ die Natur pfeifft immer/ Gott laͤſt ſich niemal unbezeuget; was aber die hohe/ ſonderbare/ auſſer-ordentliche/ wunder- thaͤtige Einladung belanget/ da iſt der Geiſt Gottes/ ein freythaͤtiger Geiſt/ gleich wie er eine ſo gethane auſſer-ordentliche Gnade niemand nicht ſchuldig/ ſo iſt er auch dieſelbe niemand zu geben verbunden/ So thut er keinen Heyden/ noch laͤſſet ſie wiſſen ſeine Rechte/ wie Er ſeinem Volck den Juden gethan. Weren dieſe Thaten/ ſpricht Chriſtus von ſeinen Wundern/ zu Tyro und Sidon geſchehen/ wie zu Chora- zin/ ſie hätten im Sack und in der Aſche Buſſe gethan. Sonſt bleibet der ordentliche Beruff/ ſo da geſchicht durch das Wort und die H. Sacramentẽ/ ſo lange bey einer nation und Menſchen/ als lange man den- ſelben behalt/ ehret und demſelben Folge leiſtet: Jm fall aber das widrige geſchicht/ ſo iſt der Geiſt an kein Volck/ weniger an einigen Menſchen ge- bunden/ Er wendet ſich zu einem andern Volck/ ſchicket einen Hunger nach dem Wort/ wie es die Erfahrung und Hiſtorien Sonnen-klar an Tag geben. Ioh. 3, 8. Pſ. 147, 20. Matt. 11, 21. Matth. 21, 43. Was anlanget 2. horas inceptionis, die Stunden und den Anfang der Beruffung; So ziehet Er ein Volck lang auff/ dem andern begegnet Er bald/ zu erſt den Juden/ hernach den Griechen/ Rom. 1. Actor. 13. Da Paulus und Silas durch Phrygiam und Galatiam zogen/ ward ihnen gewehret durch den Heiligen Geiſt zu zu reden in Aſia/ deßgleichen in Myſia/ Bithynia/ aber hernach iſt doch noch der Beruff an gemeldte Ort kommen. Rom. 1, 16. Act. 13, 46. c. 16, 6. 7. 1. Petr. 1, 1. Was anlanget 3. Moras commorationis, die Zeit der Ver- Sechſter Theil. O

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/137>, abgerufen am 29.03.2024.