Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845.

Bild:
<< vorherige Seite

die Gebühr gekränkten Königthum neuerdings in Schwe-
den wesentliche Dienste geleistet, indem er den Staats-
streich Gustavs III. unterstützte. Von den Prinzen er-
klärte sich Monsieur ebenfalls in einem schriftlichen Gut-
achten gegen die Parlamente. Die übrigen Prinzen und
Pärs, namentlich die Orleans, dachten schon anders;
sie erblickten in der Vernichtung des pariser Parlaments,
in welchem ihnen Sitz und Stimme zustand, eine Beein-
trächtigung ihrer Rechte. Auch die Königin redete der Her-
stellung der alten guten Unordnung eifrig das Wort; dem
Könige aber fiel ein Stein vom Herzen, als der Siegel-
bewahrer, welcher selber früherhin Parlamentspräsident
in Rouen gewesen war, einen Plan der Wiederherstellung
unter gewissen Cautelen einreichte, welchen Maurepas
seine Zustimmung gab. Ihre Pflicht ist einzuzeichnen, auch
in dem Falle daß sie widersprechen, ein Verbrechen wäre
es wenn je sie wieder wagten ihre Amtsthätigkeit einzu-
stellen, und schon hat man dafür Sorge getragen einen
Gerichtshof zu bestimmen, der in solch unverhofftem Falle
ohne Weiteres für sie eintreten soll. Die Herstellung des
pariser Parlaments erfolgte am 12ten November 1774 in
einem sogenannten Throngericht (lit de justice). Dieselbe
feierliche Handlung, welche so oft schon als letztes Mittel
den hartnäckigen Widerstand dieser Körperschaft gebrochen
hatte: der König, vom Throne, diesem höchsten Richter-
stuhle, herab seinen unumschränkten Willen verkündigend,
beging jetzt ihre Wiedereinsetzung. Man erblickte in der

die Gebühr gekränkten Königthum neuerdings in Schwe-
den weſentliche Dienſte geleiſtet, indem er den Staats-
ſtreich Guſtavs III. unterſtützte. Von den Prinzen er-
klärte ſich Monſieur ebenfalls in einem ſchriftlichen Gut-
achten gegen die Parlamente. Die übrigen Prinzen und
Pärs, namentlich die Orleans, dachten ſchon anders;
ſie erblickten in der Vernichtung des pariſer Parlaments,
in welchem ihnen Sitz und Stimme zuſtand, eine Beein-
trächtigung ihrer Rechte. Auch die Königin redete der Her-
ſtellung der alten guten Unordnung eifrig das Wort; dem
Könige aber fiel ein Stein vom Herzen, als der Siegel-
bewahrer, welcher ſelber früherhin Parlamentspräſident
in Rouen geweſen war, einen Plan der Wiederherſtellung
unter gewiſſen Cautelen einreichte, welchen Maurepas
ſeine Zuſtimmung gab. Ihre Pflicht iſt einzuzeichnen, auch
in dem Falle daß ſie widerſprechen, ein Verbrechen wäre
es wenn je ſie wieder wagten ihre Amtsthätigkeit einzu-
ſtellen, und ſchon hat man dafür Sorge getragen einen
Gerichtshof zu beſtimmen, der in ſolch unverhofftem Falle
ohne Weiteres für ſie eintreten ſoll. Die Herſtellung des
pariſer Parlaments erfolgte am 12ten November 1774 in
einem ſogenannten Throngericht (lit de justice). Dieſelbe
feierliche Handlung, welche ſo oft ſchon als letztes Mittel
den hartnäckigen Widerſtand dieſer Körperſchaft gebrochen
hatte: der König, vom Throne, dieſem höchſten Richter-
ſtuhle, herab ſeinen unumſchränkten Willen verkündigend,
beging jetzt ihre Wiedereinſetzung. Man erblickte in der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0046" n="36"/>
die Gebühr gekränkten Königthum neuerdings in Schwe-<lb/>
den we&#x017F;entliche Dien&#x017F;te gelei&#x017F;tet, indem er den Staats-<lb/>
&#x017F;treich Gu&#x017F;tavs <hi rendition="#aq">III.</hi> unter&#x017F;tützte. Von den Prinzen er-<lb/>
klärte &#x017F;ich Mon&#x017F;ieur ebenfalls in einem &#x017F;chriftlichen Gut-<lb/>
achten gegen die Parlamente. Die übrigen Prinzen und<lb/>
Pärs, namentlich die Orleans, dachten &#x017F;chon anders;<lb/>
&#x017F;ie erblickten in der Vernichtung des pari&#x017F;er Parlaments,<lb/>
in welchem ihnen Sitz und Stimme zu&#x017F;tand, eine Beein-<lb/>
trächtigung ihrer Rechte. Auch die Königin redete der Her-<lb/>
&#x017F;tellung der alten guten Unordnung eifrig das Wort; dem<lb/>
Könige aber fiel ein Stein vom Herzen, als der Siegel-<lb/>
bewahrer, welcher &#x017F;elber früherhin Parlamentsprä&#x017F;ident<lb/>
in Rouen gewe&#x017F;en war, einen Plan der Wiederher&#x017F;tellung<lb/>
unter gewi&#x017F;&#x017F;en Cautelen einreichte, welchen Maurepas<lb/>
&#x017F;eine Zu&#x017F;timmung gab. Ihre Pflicht i&#x017F;t einzuzeichnen, auch<lb/>
in dem Falle daß &#x017F;ie wider&#x017F;prechen, ein Verbrechen wäre<lb/>
es wenn je &#x017F;ie wieder wagten ihre Amtsthätigkeit einzu-<lb/>
&#x017F;tellen, und &#x017F;chon hat man dafür Sorge getragen einen<lb/>
Gerichtshof zu be&#x017F;timmen, der in &#x017F;olch unverhofftem Falle<lb/>
ohne Weiteres für &#x017F;ie eintreten &#x017F;oll. Die Her&#x017F;tellung des<lb/>
pari&#x017F;er Parlaments erfolgte am 12ten November 1774 in<lb/>
einem &#x017F;ogenannten Throngericht (<hi rendition="#aq">lit de justice</hi>). Die&#x017F;elbe<lb/>
feierliche Handlung, welche &#x017F;o oft &#x017F;chon als letztes Mittel<lb/>
den hartnäckigen Wider&#x017F;tand die&#x017F;er Körper&#x017F;chaft gebrochen<lb/>
hatte: der König, vom Throne, die&#x017F;em höch&#x017F;ten Richter-<lb/>
&#x017F;tuhle, herab &#x017F;einen unum&#x017F;chränkten Willen verkündigend,<lb/>
beging jetzt ihre Wiederein&#x017F;etzung. Man erblickte in der<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0046] die Gebühr gekränkten Königthum neuerdings in Schwe- den weſentliche Dienſte geleiſtet, indem er den Staats- ſtreich Guſtavs III. unterſtützte. Von den Prinzen er- klärte ſich Monſieur ebenfalls in einem ſchriftlichen Gut- achten gegen die Parlamente. Die übrigen Prinzen und Pärs, namentlich die Orleans, dachten ſchon anders; ſie erblickten in der Vernichtung des pariſer Parlaments, in welchem ihnen Sitz und Stimme zuſtand, eine Beein- trächtigung ihrer Rechte. Auch die Königin redete der Her- ſtellung der alten guten Unordnung eifrig das Wort; dem Könige aber fiel ein Stein vom Herzen, als der Siegel- bewahrer, welcher ſelber früherhin Parlamentspräſident in Rouen geweſen war, einen Plan der Wiederherſtellung unter gewiſſen Cautelen einreichte, welchen Maurepas ſeine Zuſtimmung gab. Ihre Pflicht iſt einzuzeichnen, auch in dem Falle daß ſie widerſprechen, ein Verbrechen wäre es wenn je ſie wieder wagten ihre Amtsthätigkeit einzu- ſtellen, und ſchon hat man dafür Sorge getragen einen Gerichtshof zu beſtimmen, der in ſolch unverhofftem Falle ohne Weiteres für ſie eintreten ſoll. Die Herſtellung des pariſer Parlaments erfolgte am 12ten November 1774 in einem ſogenannten Throngericht (lit de justice). Dieſelbe feierliche Handlung, welche ſo oft ſchon als letztes Mittel den hartnäckigen Widerſtand dieſer Körperſchaft gebrochen hatte: der König, vom Throne, dieſem höchſten Richter- ſtuhle, herab ſeinen unumſchränkten Willen verkündigend, beging jetzt ihre Wiedereinſetzung. Man erblickte in der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/46
Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/46>, abgerufen am 20.04.2024.