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Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631.

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schen Lufft kan man sich leicht hüten/ wenn man nur selbst wil/ ja denen/ die
harter Natur sind/ schadet sie nicht leicht: Aber der Nascherey können sich we-
nig enthalten. Es wird offtmals nicht erwartet/ biß die früchte recht reiff wer-
den/ sondern wer sonderlich hie zu Dantzigk das erste New vom Jahr hat/ der
schätzt sich gar seelig. Dieses acht ich etiam consentientibus Medicis eine
grosse vrsach der herbstlichen Kranckheiten zu sein. Verneine daneben nicht/
das auch andere extraordinariae causae können mit zu schlagen. Auch ist biß-
weilen die Lufft im Herbst an sich selbst zu Kranckheiten/ mehr dann der Som-
mer geneigt.

XIII.
Jst das war/ daß die Wolcken im Frühling höher von der
Erden empor steigen/ vnd im Herbst sich neher her-

unter lassen?

FReylich: Jm Sommer schweben sie weit höher als im Winter. Vrsach/
die Sonne wermet (wie bey der ersten Frage des vorhergehenden Cap. ge-
sagt) nicht mit einfallenden/ sondern mit wiederprallenden stralen/ dieselben stei-
gen im Sommer gerader vber sich vnd also auch höher/ wie solchs in Opticis
demonstrirt
wird. So hoch nun die wärmenden Sonnenstralen auffsteigen/
lassen sich noch keine Wolcken finden/ denn jhr Natürlicher ort ist in secunda
aeris regione.
Die gantze Lufft zwischen Himmel vnd Erden (damit ich wegen
der einfeltigen etwas dazu thue) wird von den Gelärten in drey theil gleichsam
drey geschoß getheilet: Das vnterste reicht so weit als die wärmenden Sonnen-
stralen jhre wirckung außgiessen: Darauff folgt das andere oder mittelste/ da-
hin nemlich der Sonnen wärme nicht mehr reichen kan/ daher dan in demselben
sich die Wolcken vnd andere kalte dämpffe samlen: Vber diesem ist endlich das
dritte Geschoß biß an den Himmel. Da muß man nun nicht dencken/ das diese
Geschoß jhr gewisses ziel haben als etwan in einem Gebew: Sondern/ wie obge-
meldet/ Jm Sommer ist das vnter Geschoß viel grösser vnd das ober Geschoß
desto kleiner: Jm Winter ist jenes kleiner/ dieses grösser/ weil das mittelste also
auff vnd nieder fehret.

Da jemandt nun fragte/ wie hoch dann die Wolcken von der Erden im
Sommer oder im Winter stehen/ antworte ich: das/ ob wol die Alten vermei-
net/ das sie im Sommer vber 12 Meilen hoch; bezeugets doch die Erfahrung/
dz etliche hohe Gebirge/ als Olympus in Thessalia, Atho in Macedonien/ At-
las
vnd Sierra Liona in Africa, vnd viel andere mehr/ hinüber durch die Wol-

cken
C iij

ſchen Lufft kan man ſich leicht huͤten/ wenn man nur ſelbſt wil/ ja denen/ die
harter Natur ſind/ ſchadet ſie nicht leicht: Aber der Naſcherey koͤnnen ſich we-
nig enthalten. Es wird offtmals nicht erwartet/ biß die fruͤchte recht reiff wer-
den/ ſondern wer ſonderlich hie zu Dantzigk das erſte New vom Jahr hat/ der
ſchaͤtzt ſich gar ſeelig. Dieſes acht ich etiam conſentientibus Medicis eine
groſſe vrſach der herbſtlichen Kranckheiten zu ſein. Verneine daneben nicht/
das auch andere extraordinariæ cauſæ koͤnnen mit zu ſchlagen. Auch iſt biß-
weilen die Lufft im Herbſt an ſich ſelbſt zu Kranckheiten/ mehr dann der Som-
mer geneigt.

XIII.
Jſt das war/ daß die Wolcken im Fruͤhling hoͤher von der
Erden empor ſteigen/ vnd im Herbſt ſich neher her-

unter laſſen?

FReylich: Jm Sommer ſchweben ſie weit hoͤher als im Winter. Vrſach/
die Sonne wermet (wie bey der erſten Frage des vorhergehenden Cap. ge-
ſagt) nicht mit einfallenden/ ſondern mit wiederprallenden ſtralen/ dieſelben ſtei-
gen im Sommer gerader vber ſich vnd alſo auch hoͤher/ wie ſolchs in Opticis
demonſtrirt
wird. So hoch nun die waͤrmenden Sonnenſtralen auffſteigen/
laſſen ſich noch keine Wolcken finden/ denn jhr Natuͤrlicher ort iſt in ſecunda
aeris regione.
Die gantze Lufft zwiſchen Himmel vnd Erden (damit ich wegen
der einfeltigen etwas dazu thue) wird von den Gelaͤrten in drey theil gleichſam
drey geſchoß getheilet: Das vnterſte reicht ſo weit als die waͤrmenden Sonnen-
ſtralen jhre wirckung außgieſſen: Darauff folgt das andere oder mittelſte/ da-
hin nemlich der Sonnen waͤrme nicht mehr reichen kan/ daher dan in demſelben
ſich die Wolcken vnd andere kalte daͤmpffe ſamlen: Vber dieſem iſt endlich das
dritte Geſchoß biß an den Himmel. Da muß man nun nicht dencken/ das dieſe
Geſchoß jhr gewiſſes ziel haben als etwan in einem Gebew: Sondern/ wie obge-
meldet/ Jm Sommer iſt das vnter Geſchoß viel groͤſſer vnd das ober Geſchoß
deſto kleiner: Jm Winter iſt jenes kleiner/ dieſes groͤſſer/ weil das mittelſte alſo
auff vnd nieder fehret.

Da jemandt nun fragte/ wie hoch dann die Wolcken von der Erden im
Sommer oder im Winter ſtehen/ antworte ich: das/ ob wol die Alten vermei-
net/ das ſie im Sommer vber 12 Meilen hoch; bezeugets doch die Erfahrung/
dz etliche hohe Gebirge/ als Olympus in Theſſalia, Atho in Macedonien/ At-
las
vnd Sierra Liona in Africa, vnd viel andere mehr/ hinuͤber durch die Wol-

cken
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[0039] ſchen Lufft kan man ſich leicht huͤten/ wenn man nur ſelbſt wil/ ja denen/ die harter Natur ſind/ ſchadet ſie nicht leicht: Aber der Naſcherey koͤnnen ſich we- nig enthalten. Es wird offtmals nicht erwartet/ biß die fruͤchte recht reiff wer- den/ ſondern wer ſonderlich hie zu Dantzigk das erſte New vom Jahr hat/ der ſchaͤtzt ſich gar ſeelig. Dieſes acht ich etiam conſentientibus Medicis eine groſſe vrſach der herbſtlichen Kranckheiten zu ſein. Verneine daneben nicht/ das auch andere extraordinariæ cauſæ koͤnnen mit zu ſchlagen. Auch iſt biß- weilen die Lufft im Herbſt an ſich ſelbſt zu Kranckheiten/ mehr dann der Som- mer geneigt. XIII. Jſt das war/ daß die Wolcken im Fruͤhling hoͤher von der Erden empor ſteigen/ vnd im Herbſt ſich neher her- unter laſſen? FReylich: Jm Sommer ſchweben ſie weit hoͤher als im Winter. Vrſach/ die Sonne wermet (wie bey der erſten Frage des vorhergehenden Cap. ge- ſagt) nicht mit einfallenden/ ſondern mit wiederprallenden ſtralen/ dieſelben ſtei- gen im Sommer gerader vber ſich vnd alſo auch hoͤher/ wie ſolchs in Opticis demonſtrirt wird. So hoch nun die waͤrmenden Sonnenſtralen auffſteigen/ laſſen ſich noch keine Wolcken finden/ denn jhr Natuͤrlicher ort iſt in ſecunda aeris regione. Die gantze Lufft zwiſchen Himmel vnd Erden (damit ich wegen der einfeltigen etwas dazu thue) wird von den Gelaͤrten in drey theil gleichſam drey geſchoß getheilet: Das vnterſte reicht ſo weit als die waͤrmenden Sonnen- ſtralen jhre wirckung außgieſſen: Darauff folgt das andere oder mittelſte/ da- hin nemlich der Sonnen waͤrme nicht mehr reichen kan/ daher dan in demſelben ſich die Wolcken vnd andere kalte daͤmpffe ſamlen: Vber dieſem iſt endlich das dritte Geſchoß biß an den Himmel. Da muß man nun nicht dencken/ das dieſe Geſchoß jhr gewiſſes ziel haben als etwan in einem Gebew: Sondern/ wie obge- meldet/ Jm Sommer iſt das vnter Geſchoß viel groͤſſer vnd das ober Geſchoß deſto kleiner: Jm Winter iſt jenes kleiner/ dieſes groͤſſer/ weil das mittelſte alſo auff vnd nieder fehret. Da jemandt nun fragte/ wie hoch dann die Wolcken von der Erden im Sommer oder im Winter ſtehen/ antworte ich: das/ ob wol die Alten vermei- net/ das ſie im Sommer vber 12 Meilen hoch; bezeugets doch die Erfahrung/ dz etliche hohe Gebirge/ als Olympus in Theſſalia, Atho in Macedonien/ At- las vnd Sierra Liona in Africa, vnd viel andere mehr/ hinuͤber durch die Wol- cken C iij

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Zitationshilfe: Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/39>, abgerufen am 29.03.2024.