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Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631.

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das Wasser gantzer 40. tage: Denn zur selben zeit schmiltzet aller erst der Schnee
in montibus Lunae auff dem hohen Gebirge im vnter Morenlande/ da der Ni-
lus
seinen vrsprung hat/ vnd kommen dazu die Regen/ so vmb dieselbe zeit in Mo-
renlande pflegen zu fallen/ so das alsdann gantz Egypten vnder Wasser ligt.
Die Städte aber vnd Dörffer sind auff den Höhen erbawet/ da jhnen das Was-
ser kein schaden zufügen kan. Vnd wie das Wasser 40. tage gewachsen/ also ver-
lauffen wol andere 40. tage/ ehe dann es alles wider verfellet vnd der Fluß in
seine alte Vfer kömpt. (Da jemand hie fraget/ wo denn der armen Leute Ge-
treide bleibe/ ob es nicht alles verschwemme/ der wisse das die Erndt allda schon
im Majo verrichtet.) Sie haben auch an der höhe deß Wassers gewisse ab-
merckung/ ob sie ein fruchtbares Jahr zugewarten/ oder nicht. Weil dann den
alten Egyptern an fleissiger warschawung dieser zeit viel gelegen/ als haben sie
solche bey dem Lauff deß Himmels gewiß erlernet/ vnd befunden/ das sie einfalle/
wann der grosse Hundsstern zugleich mit der Sonnen pflegt auffzugehen. Vnd
diß ist die rechte vrsach/ warumb man auff diese tage/ welche Caniculares die
Hundstage genant worden/ so fleißig achtung gehabt. Nachmals haben die
Leute/ welche der Astronomiae vnkündig/ vermeinet/ es geschehe solche ergies-
sung des Nili/ wie auch die Sommerliche Hitze/ aus antrieb des Hundssterns/
weil derselbe die zeit zugleich mit der Sonnen auffgehet. Jst auch endlich da-
hin kommen/ das auch die vngesunde Lufft/ so bißweilen mit einfellet/ vnnd das
zu zeiten die Hunde rasend werden/ vom Hundsstern herrühre. Aber wann der
Hundsstern zur Hitze etc. was helffen solte/ Warumb solte ers nicht vielmehr
thun/ wenn er zugleich mit der Sonnen Mittag helt/ als wenn er mit jhr auff-
gehet? Denn zu Mittage sind ja seine Stralen krefftiger/ vnd ist er der Sonnen
auch neher (hoc seculo 39. gr. at in ortu differentia horizontalis est in AE-
gypto quidem 42. circiter gr. in Borußia 52. circiter.
) Jtem wie kan der
Ortus Cosmicus des Hundssterns/ der doch kaum 2. oder 3. Tage wehret/ ei-
ne hitze vnd bißweilen vngesunde Lufft so viel Wochen lang erregen? Was hat
er für praerogativen für den Auffgängen anderer grosser Sternen? Warumb
schreibt man solchs nicht lieber dem Regulo (einem Stern ins Lewen Hertz)
zu/ der auch ein Stern der ersten grösse vnd Jovialischer Martialischer Natur
ist eben wie der Hundsstern/ darüber für diesem den vorzug hat/ das er hart an
der Sonnenstrassen stehet/ da hingegen der Hundsstern von der Sonnen im
Mittage bey 39. gr. im Auffgang in Ortu Cosmico alhie in Preussen bey 52.
in Egypten bey 42. gr. abgelegen ist? Bleibt derwegen die vrsache der Hunds-
täglichen hitze die jenige allein/ welche oben angezeigt.

Sol

das Waſſer gantzer 40. tage: Deñ zur ſelben zeit ſchmiltzet aller erſt der Schnee
in montibus Lunæ auff dem hohen Gebirge im vnter Morenlande/ da der Ni-
lus
ſeinen vrſprung hat/ vnd kommen dazu die Regen/ ſo vmb dieſelbe zeit in Mo-
renlande pflegen zu fallen/ ſo das alsdann gantz Egypten vnder Waſſer ligt.
Die Staͤdte aber vnd Doͤrffer ſind auff den Hoͤhen erbawet/ da jhnẽ das Waſ-
ſer kein ſchaden zufuͤgen kan. Vnd wie das Waſſer 40. tage gewachſen/ alſo ver-
lauffen wol andere 40. tage/ ehe dann es alles wider verfellet vnd der Fluß in
ſeine alte Vfer koͤmpt. (Da jemand hie fraget/ wo denn der armen Leute Ge-
treide bleibe/ ob es nicht alles verſchwemme/ der wiſſe das die Erndt allda ſchon
im Majo verrichtet.) Sie haben auch an der hoͤhe deß Waſſers gewiſſe ab-
merckung/ ob ſie ein fruchtbares Jahr zugewarten/ oder nicht. Weil dann den
alten Egyptern an fleiſſiger warſchawung dieſer zeit viel gelegen/ als haben ſie
ſolche bey dem Lauff deß Himmels gewiß erlernet/ vnd befunden/ das ſie einfalle/
wann der groſſe Hundsſtern zugleich mit der Sonnen pflegt auffzugehen. Vnd
diß iſt die rechte vrſach/ warumb man auff dieſe tage/ welche Caniculares die
Hundstage genant worden/ ſo fleißig achtung gehabt. Nachmals haben die
Leute/ welche der Aſtronomiæ vnkuͤndig/ vermeinet/ es geſchehe ſolche ergieſ-
ſung des Nili/ wie auch die Sommerliche Hitze/ aus antrieb des Hundsſterns/
weil derſelbe die zeit zugleich mit der Sonnen auffgehet. Jſt auch endlich da-
hin kommen/ das auch die vngeſunde Lufft/ ſo bißweilen mit einfellet/ vnnd das
zu zeiten die Hunde raſend werden/ vom Hundsſtern herruͤhre. Aber wann der
Hundsſtern zur Hitze etc. was helffen ſolte/ Warumb ſolte ers nicht vielmehr
thun/ wenn er zugleich mit der Sonnen Mittag helt/ als wenn er mit jhr auff-
gehet? Denn zu Mittage ſind ja ſeine Stralen krefftiger/ vnd iſt er der Sonnen
auch neher (hoc ſeculo 39. gr. at in ortu differentia horizontalis eſt in Æ-
gypto quidem 42. circiter gr. in Borußia 52. circiter.
) Jtem wie kan der
Ortus Coſmicus des Hundsſterns/ der doch kaum 2. oder 3. Tage wehret/ ei-
ne hitze vnd bißweilen vngeſunde Lufft ſo viel Wochen lang erregen? Was hat
er fuͤr prærogativen fuͤr den Auffgaͤngen anderer groſſer Sternen? Warumb
ſchreibt man ſolchs nicht lieber dem Regulo (einem Stern ins Lewen Hertz)
zu/ der auch ein Stern der erſten groͤſſe vnd Jovialiſcher Martialiſcher Natur
iſt eben wie der Hundsſtern/ daruͤber fuͤr dieſem den vorzug hat/ das er hart an
der Sonnenſtraſſen ſtehet/ da hingegen der Hundsſtern von der Sonnen im
Mittage bey 39. gr. im Auffgang in Ortu Coſmico alhie in Preuſſen bey 52.
in Egypten bey 42. gr. abgelegen iſt? Bleibt derwegen die vrſache der Hunds-
taͤglichen hitze die jenige allein/ welche oben angezeigt.

Sol
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Zitationshilfe: Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/36>, abgerufen am 29.03.2024.