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Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874.

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Pflichten der Kinder gegen ihre Eltern, gegen ihre
Väter, wie hoch muß dann in Seinen Augen die
väterliche Würde stehen, wie erhaben erscheint dann
der Vatername, von Gott selbst also mit Ehren
umgeben!

Und wie ehrwürdig erscheint endlich die Vater-
schaft und der Name "Vater", wenn wir mit un-
serm Blick eindringen in das Herz des Vaters!
Wie hat der Herr es eingerichtet? Ganz nach Sei-
nem Vaterherzen. Sein Vaterherz trägt eine
unendliche Liebe gegen Seine Kinder, und in der
Liebe, ein unermeßliches Verlangen, sie zu beglücken,
und eine unbegrenzte Bereitwilligkeit, dafür Alles zu
thun, und ein unaufhörliches, unermüdliches Walten,
um die Kinder zum wahren Wohle zu führen. Siehe
da die Ausstattung, welche der Herr jedem Vater-
herzen
gegeben hat, die Mitgift. Aehnlich ist jedes
unverdorbene Vaterherz gegen die Kinder ganz von
selbst, unwillkührlich. Oder fände man wohl einen
Vater, dessen Herz, wenn Gott ihn nun in die Va-
terwürde einsetzt und ihm ein Kindlein schenkt, nicht
unwillkührlich den Drang der innigsten Liebe zu die-
sem seinem Kinde in sich verspürte und nicht Ver-
langen trüge, dies sein Kind zu beglücken und nicht
bereit wäre, dafür Alles zu thun?! Alle Welt würde
den einen unnatürlichen Vater nennen, dem es
an solcher Herzensverfassung gebräche. Nur bei einem
hohen Grade von Rohheit und Verkommenheit wäre
es möglich. Siehe da das Vaterherz.

Wer aber hat das menschliche Herz so eingerichtet
und geordnet, daß es, wenn der Mensch Vater wird
und ist, sich von solchen Gefühlen und Gesinnungen
alsbald beseelt findet? Es ist die Ausstattung des

Pflichten der Kinder gegen ihre Eltern, gegen ihre
Väter, wie hoch muß dann in Seinen Augen die
väterliche Würde stehen, wie erhaben erscheint dann
der Vatername, von Gott selbst also mit Ehren
umgeben!

Und wie ehrwürdig erscheint endlich die Vater-
schaft und der Name Vater, wenn wir mit un-
serm Blick eindringen in das Herz des Vaters!
Wie hat der Herr es eingerichtet? Ganz nach Sei-
nem Vaterherzen. Sein Vaterherz trägt eine
unendliche Liebe gegen Seine Kinder, und in der
Liebe, ein unermeßliches Verlangen, sie zu beglücken,
und eine unbegrenzte Bereitwilligkeit, dafür Alles zu
thun, und ein unaufhörliches, unermüdliches Walten,
um die Kinder zum wahren Wohle zu führen. Siehe
da die Ausstattung, welche der Herr jedem Vater-
herzen
gegeben hat, die Mitgift. Aehnlich ist jedes
unverdorbene Vaterherz gegen die Kinder ganz von
selbst, unwillkührlich. Oder fände man wohl einen
Vater, dessen Herz, wenn Gott ihn nun in die Va-
terwürde einsetzt und ihm ein Kindlein schenkt, nicht
unwillkührlich den Drang der innigsten Liebe zu die-
sem seinem Kinde in sich verspürte und nicht Ver-
langen trüge, dies sein Kind zu beglücken und nicht
bereit wäre, dafür Alles zu thun?! Alle Welt würde
den einen unnatürlichen Vater nennen, dem es
an solcher Herzensverfassung gebräche. Nur bei einem
hohen Grade von Rohheit und Verkommenheit wäre
es möglich. Siehe da das Vaterherz.

Wer aber hat das menschliche Herz so eingerichtet
und geordnet, daß es, wenn der Mensch Vater wird
und ist, sich von solchen Gefühlen und Gesinnungen
alsbald beseelt findet? Es ist die Ausstattung des

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[11/0014] Pflichten der Kinder gegen ihre Eltern, gegen ihre Väter, wie hoch muß dann in Seinen Augen die väterliche Würde stehen, wie erhaben erscheint dann der Vatername, von Gott selbst also mit Ehren umgeben! Und wie ehrwürdig erscheint endlich die Vater- schaft und der Name „Vater“, wenn wir mit un- serm Blick eindringen in das Herz des Vaters! Wie hat der Herr es eingerichtet? Ganz nach Sei- nem Vaterherzen. Sein Vaterherz trägt eine unendliche Liebe gegen Seine Kinder, und in der Liebe, ein unermeßliches Verlangen, sie zu beglücken, und eine unbegrenzte Bereitwilligkeit, dafür Alles zu thun, und ein unaufhörliches, unermüdliches Walten, um die Kinder zum wahren Wohle zu führen. Siehe da die Ausstattung, welche der Herr jedem Vater- herzen gegeben hat, die Mitgift. Aehnlich ist jedes unverdorbene Vaterherz gegen die Kinder ganz von selbst, unwillkührlich. Oder fände man wohl einen Vater, dessen Herz, wenn Gott ihn nun in die Va- terwürde einsetzt und ihm ein Kindlein schenkt, nicht unwillkührlich den Drang der innigsten Liebe zu die- sem seinem Kinde in sich verspürte und nicht Ver- langen trüge, dies sein Kind zu beglücken und nicht bereit wäre, dafür Alles zu thun?! Alle Welt würde den einen unnatürlichen Vater nennen, dem es an solcher Herzensverfassung gebräche. Nur bei einem hohen Grade von Rohheit und Verkommenheit wäre es möglich. Siehe da das Vaterherz. Wer aber hat das menschliche Herz so eingerichtet und geordnet, daß es, wenn der Mensch Vater wird und ist, sich von solchen Gefühlen und Gesinnungen alsbald beseelt findet? Es ist die Ausstattung des

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Zitationshilfe: Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/14>, abgerufen am 20.04.2024.