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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889].

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Aufschieben, mit dem Ueberschatten und Vergrauen.
Oder -- ja doch! richtig! -- so war's --: irgend-
wo, irgendwann hatte er 'mal gehört, im Cafe oder
in der Kneipe oder sonstwo, daß Frau Möbius, die
alte Verwandte Herrn Quöck's, welche dieser als
weibliche Repräsentationsfigur in sein Haus aufge-
nommen hatte, seit längerer Zeit leidend sei -- na!
und da war es ja sowieso ausgeschlossen, daß -- hm!
-- aber ein Beileidsbesuch, ein Erkundigungsbesuch
wäre dann wohl erst recht geboten gewesen ...
Nun! Der Herr Doctor war denn auch gestern nett
'reingeplumpst -- das heißt: nur vor sich selber. --
Herr Quöck schien die Geschichte nämlich gar nicht
ernsthaft capirt zu haben -- war hübsch 'reinge-
fallen also, als er sich nach dem Befinden der Frau
Möbius -- es ginge ihr doch hoffentlich wieder
besser? -- erkundigt und damit verrathen hatte, daß
er ziemlich sauber orientirt war --: "Ach Gott!
die alte Schachtel! Die hat auch immer 'was!
heute das, morgen das! Na! sie hat wenigstens
Zeit, ihre Krankheiten poussiren zu können. So
hängt Jedem sein kleines Privatvergnügen an. Mo-
mentan ist sie übrigens wieder auf dem Damm ..."
Somit könnte denn morgen Abend, das war also
heute Samstag, endlich 'mal wieder ein kleines
Souper vor sich gehen, hatte Herr Quöck nunmehr
gemeint. Lydia käme natürlich auch. Lydia --?
"Wer ist denn das --?" -- "Ach so! Sie kennen
meine -- sie will nämlich eine Cousine von mir
sein, wenigstens hat's meine Tante Wort -- na!

Aufſchieben, mit dem Ueberſchatten und Vergrauen.
Oder — ja doch! richtig! — ſo war's —: irgend-
wo, irgendwann hatte er 'mal gehört, im Café oder
in der Kneipe oder ſonſtwo, daß Frau Möbius, die
alte Verwandte Herrn Quöck's, welche dieſer als
weibliche Repräſentationsfigur in ſein Haus aufge-
nommen hatte, ſeit längerer Zeit leidend ſei — na!
und da war es ja ſowieſo ausgeſchloſſen, daß — hm!
— aber ein Beileidsbeſuch, ein Erkundigungsbeſuch
wäre dann wohl erſt recht geboten geweſen ...
Nun! Der Herr Doctor war denn auch geſtern nett
'reingeplumpſt — das heißt: nur vor ſich ſelber. —
Herr Quöck ſchien die Geſchichte nämlich gar nicht
ernſthaft capirt zu haben — war hübſch 'reinge-
fallen alſo, als er ſich nach dem Befinden der Frau
Möbius — es ginge ihr doch hoffentlich wieder
beſſer? — erkundigt und damit verrathen hatte, daß
er ziemlich ſauber orientirt war —: „Ach Gott!
die alte Schachtel! Die hat auch immer 'was!
heute das, morgen das! Na! ſie hat wenigſtens
Zeit, ihre Krankheiten pouſſiren zu können. So
hängt Jedem ſein kleines Privatvergnügen an. Mo-
mentan iſt ſie übrigens wieder auf dem Damm ...“
Somit könnte denn morgen Abend, das war alſo
heute Samſtag, endlich 'mal wieder ein kleines
Souper vor ſich gehen, hatte Herr Quöck nunmehr
gemeint. Lydia käme natürlich auch. Lydia —?
„Wer iſt denn das —?“ — „Ach ſo! Sie kennen
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[34/0042] Aufſchieben, mit dem Ueberſchatten und Vergrauen. Oder — ja doch! richtig! — ſo war's —: irgend- wo, irgendwann hatte er 'mal gehört, im Café oder in der Kneipe oder ſonſtwo, daß Frau Möbius, die alte Verwandte Herrn Quöck's, welche dieſer als weibliche Repräſentationsfigur in ſein Haus aufge- nommen hatte, ſeit längerer Zeit leidend ſei — na! und da war es ja ſowieſo ausgeſchloſſen, daß — hm! — aber ein Beileidsbeſuch, ein Erkundigungsbeſuch wäre dann wohl erſt recht geboten geweſen ... Nun! Der Herr Doctor war denn auch geſtern nett 'reingeplumpſt — das heißt: nur vor ſich ſelber. — Herr Quöck ſchien die Geſchichte nämlich gar nicht ernſthaft capirt zu haben — war hübſch 'reinge- fallen alſo, als er ſich nach dem Befinden der Frau Möbius — es ginge ihr doch hoffentlich wieder beſſer? — erkundigt und damit verrathen hatte, daß er ziemlich ſauber orientirt war —: „Ach Gott! die alte Schachtel! Die hat auch immer 'was! heute das, morgen das! Na! ſie hat wenigſtens Zeit, ihre Krankheiten pouſſiren zu können. So hängt Jedem ſein kleines Privatvergnügen an. Mo- mentan iſt ſie übrigens wieder auf dem Damm ...“ Somit könnte denn morgen Abend, das war alſo heute Samſtag, endlich 'mal wieder ein kleines Souper vor ſich gehen, hatte Herr Quöck nunmehr gemeint. Lydia käme natürlich auch. Lydia —? „Wer iſt denn das —?“ — „Ach ſo! Sie kennen meine — ſie will nämlich eine Couſine von mir ſein, wenigſtens hat's meine Tante Wort — na!

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Zitationshilfe: Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/42>, abgerufen am 19.04.2024.