[A]uch Herr von Bodenburg hatte seinen breitblättrigen [F]igaro sinken lassen. "Ganz niedliches Kind!" ur- t[h]eilte er schmunzelnd.
"Wer ist die Dame eigentlich --?" fragte Adam d[e]n Kellner, der noch immer in seiner Nähe stand u[n]d natürlich an der allgemeinen Aeugelei theil- g[e]nommen hatte. "Ich habe sie schon mehrere [M]ale um diese Zeit hier gesehen", fuhr der Herr [D]octor fort.
"Ich glaube, Fräulein Irmer heißt sie -- sie h[o]lt immer die Volkszeitung für ihren Vater -- d[e]r hat nachabonnirt", berichtete der Kellner.
"So! Danke schön! Adieu, Herr von Boden- b[u]rg!"
"Adieu, Herr Doctor!"
Adam Mensch ging langsam hinaus, Herr von B[o]denburg sah ihm nach und schüttelte den Kopf. "[S]onderbarer Kerl!" murmelte er. "Kellner, nehmen [S]ie das Schachbrett weg und bringen Sie mir n[o]ch -- ach ja! ich wollte ja einmal Ihren Ab- s[y]nth probiren -- also bitte! .." rief der wackere H[e]rr Referendar sodann laut.
"Ja wohl --!" --
Adam hatte vor dem Cafe nach rechts und li[n]ks ausgeschaut, um die Spur von Fräulein I[r]mer -- "ja ja! so hieß sie doch --? hatte der K[e]llner nicht diesen Namen genannt?" -- wieder- zu[fi]nden. Richtig! Da drüben ging sie. Und jetzt bo[g] sie um die Ecke. Sollte er ihr folgen? Aber w[a]rum? Hatte er einen Grund dazu --? Ließ er
1*
[A]uch Herr von Bodenburg hatte ſeinen breitblättrigen [F]igaro ſinken laſſen. „Ganz niedliches Kind!“ ur- t[h]eilte er ſchmunzelnd.
„Wer iſt die Dame eigentlich —?“ fragte Adam d[e]n Kellner, der noch immer in ſeiner Nähe ſtand u[n]d natürlich an der allgemeinen Aeugelei theil- g[e]nommen hatte. „Ich habe ſie ſchon mehrere [M]ale um dieſe Zeit hier geſehen“, fuhr der Herr [D]octor fort.
„Ich glaube, Fräulein Irmer heißt ſie — ſie h[o]lt immer die Volkszeitung für ihren Vater — d[e]r hat nachabonnirt“, berichtete der Kellner.
„So! Danke ſchön! Adieu, Herr von Boden- b[u]rg!“
„Adieu, Herr Doctor!“
Adam Menſch ging langſam hinaus, Herr von B[o]denburg ſah ihm nach und ſchüttelte den Kopf. „[S]onderbarer Kerl!“ murmelte er. „Kellner, nehmen [S]ie das Schachbrett weg und bringen Sie mir n[o]ch — ach ja! ich wollte ja einmal Ihren Ab- ſ[y]nth probiren — alſo bitte! ..“ rief der wackere H[e]rr Referendar ſodann laut.
„Ja wohl —!“ —
Adam hatte vor dem Café nach rechts und li[n]ks ausgeſchaut, um die Spur von Fräulein I[r]mer — „ja ja! ſo hieß ſie doch —? hatte der K[e]llner nicht dieſen Namen genannt?“ — wieder- zu[fi]nden. Richtig! Da drüben ging ſie. Und jetzt bo[g] ſie um die Ecke. Sollte er ihr folgen? Aber w[a]rum? Hatte er einen Grund dazu —? Ließ er
1*
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0011"n="3"/><lb/><supplied>A</supplied>uch Herr von Bodenburg hatte ſeinen breitblättrigen<lb/><supplied>F</supplied>igaro ſinken laſſen. „Ganz niedliches Kind!“ ur-<lb/>
t<supplied>h</supplied>eilte er ſchmunzelnd.</p><lb/><p>„Wer iſt die Dame eigentlich —?“ fragte Adam<lb/>
d<supplied>e</supplied>n Kellner, der noch immer in ſeiner Nähe ſtand<lb/>
u<supplied>n</supplied>d natürlich an der allgemeinen Aeugelei theil-<lb/>
g<supplied>e</supplied>nommen hatte. „Ich habe ſie ſchon mehrere<lb/><supplied>M</supplied>ale um dieſe Zeit hier geſehen“, fuhr der Herr<lb/><supplied>D</supplied>octor fort.</p><lb/><p>„Ich glaube, Fräulein Irmer heißt ſie —ſie<lb/>
h<supplied>o</supplied>lt immer die Volkszeitung für ihren Vater —<lb/>
d<supplied>e</supplied>r hat nachabonnirt“, berichtete der Kellner.</p><lb/><p>„So! Danke ſchön! Adieu, Herr von Boden-<lb/>
b<supplied>u</supplied>rg!“</p><lb/><p>„Adieu, Herr Doctor!“</p><lb/><p>Adam Menſch ging langſam hinaus, Herr von<lb/>
B<supplied>o</supplied>denburg ſah ihm nach und ſchüttelte den Kopf.<lb/>„<supplied>S</supplied>onderbarer Kerl!“ murmelte er. „Kellner, nehmen<lb/><supplied>S</supplied>ie das Schachbrett weg und bringen Sie mir<lb/>
n<supplied>o</supplied>ch — ach ja! ich wollte ja einmal Ihren Ab-<lb/>ſ<supplied>y</supplied>nth probiren — alſo bitte! ..“ rief der wackere<lb/>
H<supplied>e</supplied>rr Referendar ſodann laut.</p><lb/><p>„Ja wohl —!“—</p><lb/><p>Adam hatte vor dem Caf<hirendition="#aq">é</hi> nach rechts und<lb/>
li<supplied>n</supplied>ks ausgeſchaut, um die Spur von Fräulein<lb/>
I<supplied>r</supplied>mer —„ja ja! ſo hieß ſie doch —? hatte der<lb/>
K<supplied>e</supplied>llner nicht dieſen Namen genannt?“— wieder-<lb/>
zu<supplied>fi</supplied>nden. Richtig! Da drüben ging ſie. Und jetzt<lb/>
bo<supplied>g</supplied>ſie um die Ecke. Sollte er ihr folgen? Aber<lb/>
w<supplied>a</supplied>rum? Hatte er einen Grund dazu —? Ließ er<lb/><fwplace="bottom"type="sig">1*</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[3/0011]
Auch Herr von Bodenburg hatte ſeinen breitblättrigen
Figaro ſinken laſſen. „Ganz niedliches Kind!“ ur-
theilte er ſchmunzelnd.
„Wer iſt die Dame eigentlich —?“ fragte Adam
den Kellner, der noch immer in ſeiner Nähe ſtand
und natürlich an der allgemeinen Aeugelei theil-
genommen hatte. „Ich habe ſie ſchon mehrere
Male um dieſe Zeit hier geſehen“, fuhr der Herr
Doctor fort.
„Ich glaube, Fräulein Irmer heißt ſie — ſie
holt immer die Volkszeitung für ihren Vater —
der hat nachabonnirt“, berichtete der Kellner.
„So! Danke ſchön! Adieu, Herr von Boden-
burg!“
„Adieu, Herr Doctor!“
Adam Menſch ging langſam hinaus, Herr von
Bodenburg ſah ihm nach und ſchüttelte den Kopf.
„Sonderbarer Kerl!“ murmelte er. „Kellner, nehmen
Sie das Schachbrett weg und bringen Sie mir
noch — ach ja! ich wollte ja einmal Ihren Ab-
ſynth probiren — alſo bitte! ..“ rief der wackere
Herr Referendar ſodann laut.
„Ja wohl —!“ —
Adam hatte vor dem Café nach rechts und
links ausgeſchaut, um die Spur von Fräulein
Irmer — „ja ja! ſo hieß ſie doch —? hatte der
Kellner nicht dieſen Namen genannt?“ — wieder-
zufinden. Richtig! Da drüben ging ſie. Und jetzt
bog ſie um die Ecke. Sollte er ihr folgen? Aber
warum? Hatte er einen Grund dazu —? Ließ er
1*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/11>, abgerufen am 25.04.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.