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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889].

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[A]uch Herr von Bodenburg hatte seinen breitblättrigen
[F]igaro sinken lassen. "Ganz niedliches Kind!" ur-
t[h]eilte er schmunzelnd.

"Wer ist die Dame eigentlich --?" fragte Adam
d[e]n Kellner, der noch immer in seiner Nähe stand
u[n]d natürlich an der allgemeinen Aeugelei theil-
g[e]nommen hatte. "Ich habe sie schon mehrere
[M]ale um diese Zeit hier gesehen", fuhr der Herr
[D]octor fort.

"Ich glaube, Fräulein Irmer heißt sie -- sie
h[o]lt immer die Volkszeitung für ihren Vater --
d[e]r hat nachabonnirt", berichtete der Kellner.

"So! Danke schön! Adieu, Herr von Boden-
b[u]rg!"

"Adieu, Herr Doctor!"

Adam Mensch ging langsam hinaus, Herr von
B[o]denburg sah ihm nach und schüttelte den Kopf.
"[S]onderbarer Kerl!" murmelte er. "Kellner, nehmen
[S]ie das Schachbrett weg und bringen Sie mir
n[o]ch -- ach ja! ich wollte ja einmal Ihren Ab-
s[y]nth probiren -- also bitte! .." rief der wackere
H[e]rr Referendar sodann laut.

"Ja wohl --!" --

Adam hatte vor dem Cafe nach rechts und
li[n]ks ausgeschaut, um die Spur von Fräulein
I[r]mer -- "ja ja! so hieß sie doch --? hatte der
K[e]llner nicht diesen Namen genannt?" -- wieder-
zu[fi]nden. Richtig! Da drüben ging sie. Und jetzt
bo[g] sie um die Ecke. Sollte er ihr folgen? Aber
w[a]rum? Hatte er einen Grund dazu --? Ließ er

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[A]uch Herr von Bodenburg hatte ſeinen breitblättrigen
[F]igaro ſinken laſſen. „Ganz niedliches Kind!“ ur-
t[h]eilte er ſchmunzelnd.

„Wer iſt die Dame eigentlich —?“ fragte Adam
d[e]n Kellner, der noch immer in ſeiner Nähe ſtand
u[n]d natürlich an der allgemeinen Aeugelei theil-
g[e]nommen hatte. „Ich habe ſie ſchon mehrere
[M]ale um dieſe Zeit hier geſehen“, fuhr der Herr
[D]octor fort.

„Ich glaube, Fräulein Irmer heißt ſie — ſie
h[o]lt immer die Volkszeitung für ihren Vater —
d[e]r hat nachabonnirt“, berichtete der Kellner.

„So! Danke ſchön! Adieu, Herr von Boden-
b[u]rg!“

„Adieu, Herr Doctor!“

Adam Menſch ging langſam hinaus, Herr von
B[o]denburg ſah ihm nach und ſchüttelte den Kopf.
„[S]onderbarer Kerl!“ murmelte er. „Kellner, nehmen
[S]ie das Schachbrett weg und bringen Sie mir
n[o]ch — ach ja! ich wollte ja einmal Ihren Ab-
ſ[y]nth probiren — alſo bitte! ..“ rief der wackere
H[e]rr Referendar ſodann laut.

„Ja wohl —!“ —

Adam hatte vor dem Café nach rechts und
li[n]ks ausgeſchaut, um die Spur von Fräulein
I[r]mer — „ja ja! ſo hieß ſie doch —? hatte der
K[e]llner nicht dieſen Namen genannt?“ — wieder-
zu[fi]nden. Richtig! Da drüben ging ſie. Und jetzt
bo[g] ſie um die Ecke. Sollte er ihr folgen? Aber
w[a]rum? Hatte er einen Grund dazu —? Ließ er

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[3/0011] Auch Herr von Bodenburg hatte ſeinen breitblättrigen Figaro ſinken laſſen. „Ganz niedliches Kind!“ ur- theilte er ſchmunzelnd. „Wer iſt die Dame eigentlich —?“ fragte Adam den Kellner, der noch immer in ſeiner Nähe ſtand und natürlich an der allgemeinen Aeugelei theil- genommen hatte. „Ich habe ſie ſchon mehrere Male um dieſe Zeit hier geſehen“, fuhr der Herr Doctor fort. „Ich glaube, Fräulein Irmer heißt ſie — ſie holt immer die Volkszeitung für ihren Vater — der hat nachabonnirt“, berichtete der Kellner. „So! Danke ſchön! Adieu, Herr von Boden- burg!“ „Adieu, Herr Doctor!“ Adam Menſch ging langſam hinaus, Herr von Bodenburg ſah ihm nach und ſchüttelte den Kopf. „Sonderbarer Kerl!“ murmelte er. „Kellner, nehmen Sie das Schachbrett weg und bringen Sie mir noch — ach ja! ich wollte ja einmal Ihren Ab- ſynth probiren — alſo bitte! ..“ rief der wackere Herr Referendar ſodann laut. „Ja wohl —!“ — Adam hatte vor dem Café nach rechts und links ausgeſchaut, um die Spur von Fräulein Irmer — „ja ja! ſo hieß ſie doch —? hatte der Kellner nicht dieſen Namen genannt?“ — wieder- zufinden. Richtig! Da drüben ging ſie. Und jetzt bog ſie um die Ecke. Sollte er ihr folgen? Aber warum? Hatte er einen Grund dazu —? Ließ er 1*

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Zitationshilfe: Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/11>, abgerufen am 25.04.2024.