deutendsten Quartiere, nämlich von Hennersdorf, wodurch die Östreicher einen Verlust von 2000 Mann erleiden; der allgemeine Erfolg ist, daß der Herzog von Lothringen durch die Oberlausitz nach Böhmen zurückkehrt, aber frei- lich nicht verhindert wird auf dem linken Ufer der Elbe wieder nach Sachsen zurückzukehren, so daß ohne die Schlacht von Kesselsdorf kein bedeutender Erfolg einge- treten wäre.
1758 überfällt der Herzog Ferdinand die französischen Quartiere; der nächste Erfolg ist der Verlust von einigen tausend Mann und daß die Franzosen ihre Aufstellung hinter der Aller nehmen müssen. Der moralische Ein- druck mag wohl etwas weiter gereicht und auf die spätere Räumung ganz Westphalens Einfluß gehabt haben.
Wenn wir aus diesen verschiedenen Beispielen ein Resultat über die Wirksamkeit eines solchen Angriffs zie- hen wollen, so sind nur die beiden ersten gewonnenen Schlachten gleich zu achten. Hier waren aber die Korps nur klein und der Mangel an Vorposten in der damaligen Kriegführung ein sehr begünstigender Umstand. Die vier anderen Fälle, obgleich sie zu den vollkommen gelungenen Unternehmungen gezählt werden müssen, sind in ihrem Er- folg einer gewonnenen Schlacht offenbar nicht gleichzu- stellen. Der allgemeine Erfolg konnte hier nur bei einem Gegner von schwachem Willen und Charakter eintreten und daher blieb er in dem Fall von 1741 ganz aus.
Im Jahr 1806 hatte die preußische Armee den Plan die Franzosen in Franken auf diese Weise zu über- fallen. Der Fall war wohl zu einem genügenden Resultat geeignet. Bonaparte war nicht gegenwärtig, die französi- schen Corps in sehr ausgedehnten Quartieren; unter diesen Umständen durfte die preußische Armee bei großer Ent-
deutendſten Quartiere, naͤmlich von Hennersdorf, wodurch die Öſtreicher einen Verluſt von 2000 Mann erleiden; der allgemeine Erfolg iſt, daß der Herzog von Lothringen durch die Oberlauſitz nach Boͤhmen zuruͤckkehrt, aber frei- lich nicht verhindert wird auf dem linken Ufer der Elbe wieder nach Sachſen zuruͤckzukehren, ſo daß ohne die Schlacht von Keſſelsdorf kein bedeutender Erfolg einge- treten waͤre.
1758 uͤberfaͤllt der Herzog Ferdinand die franzoͤſiſchen Quartiere; der naͤchſte Erfolg iſt der Verluſt von einigen tauſend Mann und daß die Franzoſen ihre Aufſtellung hinter der Aller nehmen muͤſſen. Der moraliſche Ein- druck mag wohl etwas weiter gereicht und auf die ſpaͤtere Raͤumung ganz Weſtphalens Einfluß gehabt haben.
Wenn wir aus dieſen verſchiedenen Beiſpielen ein Reſultat uͤber die Wirkſamkeit eines ſolchen Angriffs zie- hen wollen, ſo ſind nur die beiden erſten gewonnenen Schlachten gleich zu achten. Hier waren aber die Korps nur klein und der Mangel an Vorpoſten in der damaligen Kriegfuͤhrung ein ſehr beguͤnſtigender Umſtand. Die vier anderen Faͤlle, obgleich ſie zu den vollkommen gelungenen Unternehmungen gezaͤhlt werden muͤſſen, ſind in ihrem Er- folg einer gewonnenen Schlacht offenbar nicht gleichzu- ſtellen. Der allgemeine Erfolg konnte hier nur bei einem Gegner von ſchwachem Willen und Charakter eintreten und daher blieb er in dem Fall von 1741 ganz aus.
Im Jahr 1806 hatte die preußiſche Armee den Plan die Franzoſen in Franken auf dieſe Weiſe zu uͤber- fallen. Der Fall war wohl zu einem genuͤgenden Reſultat geeignet. Bonaparte war nicht gegenwaͤrtig, die franzoͤſi- ſchen Corps in ſehr ausgedehnten Quartieren; unter dieſen Umſtaͤnden durfte die preußiſche Armee bei großer Ent-
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deutendſten Quartiere, naͤmlich von Hennersdorf, wodurch
die Öſtreicher einen Verluſt von 2000 Mann erleiden;
der allgemeine Erfolg iſt, daß der Herzog von Lothringen
durch die Oberlauſitz nach Boͤhmen zuruͤckkehrt, aber frei-
lich nicht verhindert wird auf dem linken Ufer der Elbe
wieder nach Sachſen zuruͤckzukehren, ſo daß ohne die
Schlacht von Keſſelsdorf kein bedeutender Erfolg einge-
treten waͤre.
1758 uͤberfaͤllt der Herzog Ferdinand die franzoͤſiſchen
Quartiere; der naͤchſte Erfolg iſt der Verluſt von einigen
tauſend Mann und daß die Franzoſen ihre Aufſtellung
hinter der Aller nehmen muͤſſen. Der moraliſche Ein-
druck mag wohl etwas weiter gereicht und auf die ſpaͤtere
Raͤumung ganz Weſtphalens Einfluß gehabt haben.
Wenn wir aus dieſen verſchiedenen Beiſpielen ein
Reſultat uͤber die Wirkſamkeit eines ſolchen Angriffs zie-
hen wollen, ſo ſind nur die beiden erſten gewonnenen
Schlachten gleich zu achten. Hier waren aber die Korps
nur klein und der Mangel an Vorpoſten in der damaligen
Kriegfuͤhrung ein ſehr beguͤnſtigender Umſtand. Die vier
anderen Faͤlle, obgleich ſie zu den vollkommen gelungenen
Unternehmungen gezaͤhlt werden muͤſſen, ſind in ihrem Er-
folg einer gewonnenen Schlacht offenbar nicht gleichzu-
ſtellen. Der allgemeine Erfolg konnte hier nur bei einem
Gegner von ſchwachem Willen und Charakter eintreten
und daher blieb er in dem Fall von 1741 ganz aus.
Im Jahr 1806 hatte die preußiſche Armee den
Plan die Franzoſen in Franken auf dieſe Weiſe zu uͤber-
fallen. Der Fall war wohl zu einem genuͤgenden Reſultat
geeignet. Bonaparte war nicht gegenwaͤrtig, die franzoͤſi-
ſchen Corps in ſehr ausgedehnten Quartieren; unter dieſen
Umſtaͤnden durfte die preußiſche Armee bei großer Ent-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/76>, abgerufen am 24.04.2024.
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