am Ende immer im Rücken genommen werden wird, weil man fast nie so stark ist nach allen Seiten Fronte zu machen.
b) Defileen.
Unter diesem Ausdruck versteht man jeden engen Weg wo der Feind nur auf einem Punkte anrücken kann. Brücken, Dämme, steile Felsschluchten gehören hierher.
In Rücksicht aller dieser Fälle ist zu bemerken daß entweder der Angreifende sie durchaus nicht umgehen kann, wie Brücken über große Ströme, alsdann kann der Ver- theidiger dreist seine ganze Mannschaft aufstellen, um den Punkt des Überganges so wirksam als möglich zu be- schießen; oder daß man gegen das Umgehen nicht absolut gesichert ist, wie bei Brücken über kleine Flüsse und bei den meisten Gebirgsdefileen. Alsdann ist es nothwendig einen bedeutenden Theil ( 1/3 bis 1/2) seiner Truppen zum geschlossenen Anfall zurückzubehalten.
c) Ortschaften, Dörfer, kleine Städte etc.
Sind die Truppen sehr brav, führen sie den Krieg mit Enthusiasmus, so ist in den Häusern eine Vertheidi- gung Weniger gegen Viele möglich, wie es keine andere giebt. Ist man aber des einzelnen Mannes nicht gewiß, so ist es besser die Häuser, Gärten etc. nur mit Schützen zu besetzen, die Eingänge mit Kanonen und den größten Theil der Truppen (1/2 bis 3/4) in geschlossenen Kolonnen entweder in dem Orte oder auch hinter demselben verdeckt aufzustellen, um damit über den Feind herzufallen indem er eindringt.
11. Diese isolirten Posten dienen den großen Opera- tionen theils als Vorposten, wo es meistens nicht auf eine absolute Vertheidigung ankommt, sondern auf ein bloßes Aufhalten des Feindes, theils auf Punkten die in den
am Ende immer im Ruͤcken genommen werden wird, weil man faſt nie ſo ſtark iſt nach allen Seiten Fronte zu machen.
b) Defileen.
Unter dieſem Ausdruck verſteht man jeden engen Weg wo der Feind nur auf einem Punkte anruͤcken kann. Bruͤcken, Daͤmme, ſteile Felsſchluchten gehoͤren hierher.
In Ruͤckſicht aller dieſer Faͤlle iſt zu bemerken daß entweder der Angreifende ſie durchaus nicht umgehen kann, wie Bruͤcken uͤber große Stroͤme, alsdann kann der Ver- theidiger dreiſt ſeine ganze Mannſchaft aufſtellen, um den Punkt des Überganges ſo wirkſam als moͤglich zu be- ſchießen; oder daß man gegen das Umgehen nicht abſolut geſichert iſt, wie bei Bruͤcken uͤber kleine Fluͤſſe und bei den meiſten Gebirgsdefileen. Alsdann iſt es nothwendig einen bedeutenden Theil (⅓ bis ½) ſeiner Truppen zum geſchloſſenen Anfall zuruͤckzubehalten.
c) Ortſchaften, Doͤrfer, kleine Staͤdte ꝛc.
Sind die Truppen ſehr brav, fuͤhren ſie den Krieg mit Enthuſiasmus, ſo iſt in den Haͤuſern eine Vertheidi- gung Weniger gegen Viele moͤglich, wie es keine andere giebt. Iſt man aber des einzelnen Mannes nicht gewiß, ſo iſt es beſſer die Haͤuſer, Gaͤrten ꝛc. nur mit Schuͤtzen zu beſetzen, die Eingaͤnge mit Kanonen und den groͤßten Theil der Truppen (½ bis ¾) in geſchloſſenen Kolonnen entweder in dem Orte oder auch hinter demſelben verdeckt aufzuſtellen, um damit uͤber den Feind herzufallen indem er eindringt.
11. Dieſe iſolirten Poſten dienen den großen Opera- tionen theils als Vorpoſten, wo es meiſtens nicht auf eine abſolute Vertheidigung ankommt, ſondern auf ein bloßes Aufhalten des Feindes, theils auf Punkten die in den
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am Ende immer im Ruͤcken genommen werden wird, weil
man faſt nie ſo ſtark iſt nach allen Seiten Fronte zu
machen.
b) Defileen.
Unter dieſem Ausdruck verſteht man jeden engen
Weg wo der Feind nur auf einem Punkte anruͤcken kann.
Bruͤcken, Daͤmme, ſteile Felsſchluchten gehoͤren hierher.
In Ruͤckſicht aller dieſer Faͤlle iſt zu bemerken daß
entweder der Angreifende ſie durchaus nicht umgehen kann,
wie Bruͤcken uͤber große Stroͤme, alsdann kann der Ver-
theidiger dreiſt ſeine ganze Mannſchaft aufſtellen, um den
Punkt des Überganges ſo wirkſam als moͤglich zu be-
ſchießen; oder daß man gegen das Umgehen nicht abſolut
geſichert iſt, wie bei Bruͤcken uͤber kleine Fluͤſſe und bei
den meiſten Gebirgsdefileen. Alsdann iſt es nothwendig
einen bedeutenden Theil (⅓ bis ½) ſeiner Truppen zum
geſchloſſenen Anfall zuruͤckzubehalten.
c) Ortſchaften, Doͤrfer, kleine Staͤdte ꝛc.
Sind die Truppen ſehr brav, fuͤhren ſie den Krieg
mit Enthuſiasmus, ſo iſt in den Haͤuſern eine Vertheidi-
gung Weniger gegen Viele moͤglich, wie es keine andere
giebt. Iſt man aber des einzelnen Mannes nicht gewiß,
ſo iſt es beſſer die Haͤuſer, Gaͤrten ꝛc. nur mit Schuͤtzen
zu beſetzen, die Eingaͤnge mit Kanonen und den groͤßten
Theil der Truppen (½ bis ¾) in geſchloſſenen Kolonnen
entweder in dem Orte oder auch hinter demſelben verdeckt
aufzuſtellen, um damit uͤber den Feind herzufallen indem
er eindringt.
11. Dieſe iſolirten Poſten dienen den großen Opera-
tionen theils als Vorpoſten, wo es meiſtens nicht auf eine
abſolute Vertheidigung ankommt, ſondern auf ein bloßes
Aufhalten des Feindes, theils auf Punkten die in den
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/250>, abgerufen am 25.04.2024.
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