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[Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700.

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Der du von Ewigkeit schon hast gezeichnet auff/
Was mir begegnen soll/ und meiner Jahre Lauff.

5.
Es kan dis Wunderwerck allein mich überzeugen/
Daß ich in unverfälschtem Sinn
Dir Danck und Opffer schuldig bin;
Da Erd' und Himmel nicht von deinen Kräfften schweigen.
So daß man eh den Sand der Wüsten zehlen kan/
Als was du grosser GOtt für Wunder hast gethan.
6.
Mein Hertz ist dessen voll. Ich finde mein Vergnügen
Darin/ daß ich den gantzen Tag
Der Länge nach betrachten mag/
Wie sich doch alles muß nach deiner Ordnung fügen.
Ja wenn die Sinne sich vom Schlaafe loß gemacht/
So spür' ich daß ich auch im Traum daran gedacht.
7.
Wie aber? fehlt es dir itzund an Donnerschlägen/
Dem Hauffen/ der dir spöttlich flucht/
Und nur das Blut der Frommen sucht/
Zu zeigen/ daß du ihn bald in den Staub kanst legen?
Sein Stoltz und Lästern wird noch immerhin gemehrt/
Weil dein gerechter Grimm/ nicht dieses Wesen stöhrt.
8.
Gewiß ich hasse sehr/ die dich den Höchsten hassen:
Und wenn ich seh/ wie trotziglich
Sie offtmahls handeln wider dich/
So kan ich meinen Zorn nicht in den Gräntzen fassen/
Er bricht in Flammen aus. Ich eyfre deine Schmach/
Darum so stellen sie auch meiner Seelen nach.
9.
Erforsche mich mein GOtt/ und prüfe mein Gemüthe/
Schau ob noch etwan Heucheley/
Und eitle Liebe bey mir sey/
Und denn so wircke stets in mir nach deiner Güte.
Weil auch des Himmels Bahn so schmahl und schlüp-
frig ist/

So leite du mich selbst/ der du mein Vater bist.
Der

Der du von Ewigkeit ſchon haſt gezeichnet auff/
Was mir begegnen ſoll/ und meiner Jahre Lauff.

5.
Es kan dis Wunderwerck allein mich uͤberzeugen/
Daß ich in unverfaͤlſchtem Sinn
Dir Danck und Opffer ſchuldig bin;
Da Erd’ und Him̃el nicht von deinen Kraͤfften ſchweigen.
So daß man eh den Sand der Wuͤſten zehlen kan/
Als was du groſſer GOtt fuͤr Wunder haſt gethan.
6.
Mein Hertz iſt deſſen voll. Ich finde mein Vergnuͤgen
Darin/ daß ich den gantzen Tag
Der Laͤnge nach betrachten mag/
Wie ſich doch alles muß nach deiner Ordnung fuͤgen.
Ja wenn die Sinne ſich vom Schlaafe loß gemacht/
So ſpuͤr’ ich daß ich auch im Traum daran gedacht.
7.
Wie aber? fehlt es dir itzund an Donnerſchlaͤgen/
Dem Hauffen/ der dir ſpoͤttlich flucht/
Und nur das Blut der Frommen ſucht/
Zu zeigen/ daß du ihn bald in den Staub kanſt legen?
Sein Stoltz und Laͤſtern wird noch immerhin gemehrt/
Weil dein gerechter Grimm/ nicht dieſes Weſen ſtoͤhrt.
8.
Gewiß ich haſſe ſehr/ die dich den Hoͤchſten haſſen:
Und wenn ich ſeh/ wie trotziglich
Sie offtmahls handeln wider dich/
So kan ich meinen Zorn nicht in den Graͤntzen faſſen/
Er bricht in Flammen aus. Ich eyfre deine Schmach/
Darum ſo ſtellen ſie auch meiner Seelen nach.
9.
Erforſche mich mein GOtt/ und pruͤfe mein Gemuͤthe/
Schau ob noch etwan Heucheley/
Und eitle Liebe bey mir ſey/
Und denn ſo wircke ſtets in mir nach deiner Guͤte.
Weil auch des Himmels Bahn ſo ſchmahl und ſchluͤp-
frig iſt/

So leite du mich ſelbſt/ der du mein Vater biſt.
Der
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[31/0044] Der du von Ewigkeit ſchon haſt gezeichnet auff/ Was mir begegnen ſoll/ und meiner Jahre Lauff. 5. Es kan dis Wunderwerck allein mich uͤberzeugen/ Daß ich in unverfaͤlſchtem Sinn Dir Danck und Opffer ſchuldig bin; Da Erd’ und Him̃el nicht von deinen Kraͤfften ſchweigen. So daß man eh den Sand der Wuͤſten zehlen kan/ Als was du groſſer GOtt fuͤr Wunder haſt gethan. 6. Mein Hertz iſt deſſen voll. Ich finde mein Vergnuͤgen Darin/ daß ich den gantzen Tag Der Laͤnge nach betrachten mag/ Wie ſich doch alles muß nach deiner Ordnung fuͤgen. Ja wenn die Sinne ſich vom Schlaafe loß gemacht/ So ſpuͤr’ ich daß ich auch im Traum daran gedacht. 7. Wie aber? fehlt es dir itzund an Donnerſchlaͤgen/ Dem Hauffen/ der dir ſpoͤttlich flucht/ Und nur das Blut der Frommen ſucht/ Zu zeigen/ daß du ihn bald in den Staub kanſt legen? Sein Stoltz und Laͤſtern wird noch immerhin gemehrt/ Weil dein gerechter Grimm/ nicht dieſes Weſen ſtoͤhrt. 8. Gewiß ich haſſe ſehr/ die dich den Hoͤchſten haſſen: Und wenn ich ſeh/ wie trotziglich Sie offtmahls handeln wider dich/ So kan ich meinen Zorn nicht in den Graͤntzen faſſen/ Er bricht in Flammen aus. Ich eyfre deine Schmach/ Darum ſo ſtellen ſie auch meiner Seelen nach. 9. Erforſche mich mein GOtt/ und pruͤfe mein Gemuͤthe/ Schau ob noch etwan Heucheley/ Und eitle Liebe bey mir ſey/ Und denn ſo wircke ſtets in mir nach deiner Guͤte. Weil auch des Himmels Bahn ſo ſchmahl und ſchluͤp- frig iſt/ So leite du mich ſelbſt/ der du mein Vater biſt. Der

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Zitationshilfe: [Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/canitz_gedichte_1700/44>, abgerufen am 28.03.2024.