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[Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700.

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14.
Laß mitten in dem finstern Thal
Mich dein Verdienst erquicken/
Und den bestirnten Freuden-Saal
Hier unten schon erblicken.
Dann/ HErr/ so ende meinen Lauff/
Und löse sanfft den Knoten auff/
Der in dem Reich der Deinen/
Soll neu-geknüpfft erscheinen.
Der 51. Psalm.
1.
O Reicher Quell der Langmuth und Gedult/
Getreuer GOtt/ du Zuflucht aller Armen!
Beströhme mich mit gütigem Erbarmen/
Und spühle weg den Unflath meiner Schuld.
Ich k age selbst mein böses Leben an/
Mich schrecken stets die Larven meiner Sünden.
Drum ist kein Mensch/ der dirs verdencken kan/
Wenn du mir nicht wilst Gnade lassen finden.
2.
Die Fehler die mit meiner Eltern Blut/
Da ich gezeugt/ in meine Adern flossen/
Die waren schon genug mich zu verstossen.
Sieh' aber an dein Kind das Busse thut/
Und dir noch mehr zu seiner Schmach bekennt:
Ich wuste wol die Wahrheit deiner Worte/
Doch hab' ich mich mit Fleiß von dir getrennt/
Und nicht gesucht den Weg zur Himmels-Pforte.
3.
Ach wasche doch mich von dem Aussatz rein/
Treib aus den Gifft/ erfrische mein Geblüte;
Entsündge mich mit Isop deiner Güte/
So werd' ich weiß wie Schnee in Unschuld seyn.
HErr
B 4
14.
Laß mitten in dem finſtern Thal
Mich dein Verdienſt erquicken/
Und den beſtirnten Freuden-Saal
Hier unten ſchon erblicken.
Dann/ HErr/ ſo ende meinen Lauff/
Und loͤſe ſanfft den Knoten auff/
Der in dem Reich der Deinen/
Soll neu-geknuͤpfft erſcheinen.
Der 51. Pſalm.
1.
O Reicher Quell der Langmuth und Gedult/
Getreuer GOtt/ du Zuflucht aller Armen!
Beſtroͤhme mich mit guͤtigem Erbarmen/
Und ſpuͤhle weg den Unflath meiner Schuld.
Ich k age ſelbſt mein boͤſes Leben an/
Mich ſchrecken ſtets die Larven meiner Suͤnden.
Drum iſt kein Menſch/ der dirs verdencken kan/
Wenn du mir nicht wilſt Gnade laſſen finden.
2.
Die Fehler die mit meiner Eltern Blut/
Da ich gezeugt/ in meine Adern floſſen/
Die waren ſchon genug mich zu verſtoſſen.
Sieh’ aber an dein Kind das Buſſe thut/
Und dir noch mehr zu ſeiner Schmach bekennt:
Ich wuſte wol die Wahrheit deiner Worte/
Doch hab’ ich mich mit Fleiß von dir getrennt/
Und nicht geſucht den Weg zur Himmels-Pforte.
3.
Ach waſche doch mich von dem Auſſatz rein/
Treib aus den Gifft/ erfriſche mein Gebluͤte;
Entſuͤndge mich mit Iſop deiner Guͤte/
So werd’ ich weiß wie Schnee in Unſchuld ſeyn.
HErr
B 4
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[23/0036] 14. Laß mitten in dem finſtern Thal Mich dein Verdienſt erquicken/ Und den beſtirnten Freuden-Saal Hier unten ſchon erblicken. Dann/ HErr/ ſo ende meinen Lauff/ Und loͤſe ſanfft den Knoten auff/ Der in dem Reich der Deinen/ Soll neu-geknuͤpfft erſcheinen. Der 51. Pſalm. 1. O Reicher Quell der Langmuth und Gedult/ Getreuer GOtt/ du Zuflucht aller Armen! Beſtroͤhme mich mit guͤtigem Erbarmen/ Und ſpuͤhle weg den Unflath meiner Schuld. Ich k age ſelbſt mein boͤſes Leben an/ Mich ſchrecken ſtets die Larven meiner Suͤnden. Drum iſt kein Menſch/ der dirs verdencken kan/ Wenn du mir nicht wilſt Gnade laſſen finden. 2. Die Fehler die mit meiner Eltern Blut/ Da ich gezeugt/ in meine Adern floſſen/ Die waren ſchon genug mich zu verſtoſſen. Sieh’ aber an dein Kind das Buſſe thut/ Und dir noch mehr zu ſeiner Schmach bekennt: Ich wuſte wol die Wahrheit deiner Worte/ Doch hab’ ich mich mit Fleiß von dir getrennt/ Und nicht geſucht den Weg zur Himmels-Pforte. 3. Ach waſche doch mich von dem Auſſatz rein/ Treib aus den Gifft/ erfriſche mein Gebluͤte; Entſuͤndge mich mit Iſop deiner Guͤte/ So werd’ ich weiß wie Schnee in Unſchuld ſeyn. HErr B 4

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Zitationshilfe: [Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/canitz_gedichte_1700/36>, abgerufen am 29.03.2024.