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[Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700.

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2.
Wer aber giebt die Sicherheit/
Daß morgen noch um diese Zeit
Du dieses Leben wirst geniessen/
GOtt
kennt
sieht
und ordnet was geschicht/

Vielleicht ist man alsdenn bemüh't/
Dich in vier Bretter einzuschliessen.
3.
Rückt unvermerckt die Zeit heran/
In der dein Nachbar sagen kan
Von dir: auch dieser ist verschieden.
Weil du nun nicht die Stunde weist/
Wolan/ so rüste deinen Geist/
Daß er hinfahren mag in Frieden/
4.
Du hast dich in die Welt vergafft/
Was aber hat sie dir geschafft?
Viel trübe/ wenig frohe Stunden.
Doch hast du ihr aus eitlem Sinn
Den Lebens-Kern gegeben hin/
Und GOtt mit Hülsen abgefunden.
5.
Reiß dich von ihren Stricken loß/
Allein in deines Vaters Schooß/
Da ist das höchste Guth zu finden;
Doch must du wieder als ein Kind
Seyn redlich gegen Ihm gesinnt/
Und dich entschlagen aller Sünden.
6.
Lieb' Ihn/ weil du Ihn ehren must/
Und laß dich nicht Gewalt noch Lust
Von diesem heilgen Vorsatz trennen.
Nimm das mit frohem Hertzen auff/
Was Er in deinem Lebens-Lauff/
Dir zu gebrauchen wil vergönnen.
7. Sein
2.
Wer aber giebt die Sicherheit/
Daß morgen noch um dieſe Zeit
Du dieſes Leben wirſt genieſſen/
GOtt
kennt
ſieht
und ordnet was geſchicht/

Vielleicht iſt man alsdenn bemuͤh’t/
Dich in vier Bretter einzuſchlieſſen.
3.
Ruͤckt unvermerckt die Zeit heran/
In der dein Nachbar ſagen kan
Von dir: auch dieſer iſt verſchieden.
Weil du nun nicht die Stunde weiſt/
Wolan/ ſo ruͤſte deinen Geiſt/
Daß er hinfahren mag in Frieden/
4.
Du haſt dich in die Welt vergafft/
Was aber hat ſie dir geſchafft?
Viel truͤbe/ wenig frohe Stunden.
Doch haſt du ihr aus eitlem Sinn
Den Lebens-Kern gegeben hin/
Und GOtt mit Huͤlſen abgefunden.
5.
Reiß dich von ihren Stricken loß/
Allein in deines Vaters Schooß/
Da iſt das hoͤchſte Guth zu finden;
Doch muſt du wieder als ein Kind
Seyn redlich gegen Ihm geſinnt/
Und dich entſchlagen aller Suͤnden.
6.
Lieb’ Ihn/ weil du Ihn ehren muſt/
Und laß dich nicht Gewalt noch Luſt
Von dieſem heilgen Vorſatz trennen.
Nimm das mit frohem Hertzen auff/
Was Er in deinem Lebens-Lauff/
Dir zu gebrauchen wil vergoͤnnen.
7. Sein
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[8/0021] 2. Wer aber giebt die Sicherheit/ Daß morgen noch um dieſe Zeit Du dieſes Leben wirſt genieſſen/ GOtt kennt ſieht und ordnet was geſchicht/ Vielleicht iſt man alsdenn bemuͤh’t/ Dich in vier Bretter einzuſchlieſſen. 3. Ruͤckt unvermerckt die Zeit heran/ In der dein Nachbar ſagen kan Von dir: auch dieſer iſt verſchieden. Weil du nun nicht die Stunde weiſt/ Wolan/ ſo ruͤſte deinen Geiſt/ Daß er hinfahren mag in Frieden/ 4. Du haſt dich in die Welt vergafft/ Was aber hat ſie dir geſchafft? Viel truͤbe/ wenig frohe Stunden. Doch haſt du ihr aus eitlem Sinn Den Lebens-Kern gegeben hin/ Und GOtt mit Huͤlſen abgefunden. 5. Reiß dich von ihren Stricken loß/ Allein in deines Vaters Schooß/ Da iſt das hoͤchſte Guth zu finden; Doch muſt du wieder als ein Kind Seyn redlich gegen Ihm geſinnt/ Und dich entſchlagen aller Suͤnden. 6. Lieb’ Ihn/ weil du Ihn ehren muſt/ Und laß dich nicht Gewalt noch Luſt Von dieſem heilgen Vorſatz trennen. Nimm das mit frohem Hertzen auff/ Was Er in deinem Lebens-Lauff/ Dir zu gebrauchen wil vergoͤnnen. 7. Sein

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Zitationshilfe: [Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/canitz_gedichte_1700/21>, abgerufen am 25.04.2024.