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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779.

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vergessen, auch für diese Wohlthat Gott täg-
lich Dank zu bringen!

Der folgende Tag war ein Sontag. Ro-
binson
widmete ihn der Ruhe, dem Gebet und
dem Nachdenken über sich selbst. Stundenlang
lag er auf seinen Knien, die betränten Augen
gen Himmel gerichtet, und flehete zu Gott
um Vergebung seiner Sünden und um See-
gen und Trost für seine armen Eltern. Dan
dankte er Gott mit Freudentränen für die
wunderbare Hülfe, die er ihm in seinem ver-
lassenen Zustande hatte wiederfahren lassen und
gelobte tägliche Besserung seiner Selbst, und
beständigen kindlichen Gehorsam an. --

Lotte. Nun ist er doch ein viel besserer
Robinson, als er vorher war!

Vater. Das wuste der liebe Gott wohl
vorher, daß er sich bessern würde, wenn's ihm
unglüklich ginge; und deswegen schikte er ihm
eben dieses Leiden zu! So macht's der gütige
himlische Vater immer mit uns. Nicht aus
Zorn, sondern aus Liebe, läßt er's uns zu-

weilen
G

vergeſſen, auch fuͤr dieſe Wohlthat Gott taͤg-
lich Dank zu bringen!

Der folgende Tag war ein Sontag. Ro-
binſon
widmete ihn der Ruhe, dem Gebet und
dem Nachdenken uͤber ſich ſelbſt. Stundenlang
lag er auf ſeinen Knien, die betraͤnten Augen
gen Himmel gerichtet, und flehete zu Gott
um Vergebung ſeiner Suͤnden und um See-
gen und Troſt fuͤr ſeine armen Eltern. Dan
dankte er Gott mit Freudentraͤnen fuͤr die
wunderbare Huͤlfe, die er ihm in ſeinem ver-
laſſenen Zuſtande hatte wiederfahren laſſen und
gelobte taͤgliche Beſſerung ſeiner Selbſt, und
beſtaͤndigen kindlichen Gehorſam an. —

Lotte. Nun iſt er doch ein viel beſſerer
Robinſon, als er vorher war!

Vater. Das wuſte der liebe Gott wohl
vorher, daß er ſich beſſern wuͤrde, wenn's ihm
ungluͤklich ginge; und deswegen ſchikte er ihm
eben dieſes Leiden zu! So macht's der guͤtige
himliſche Vater immer mit uns. Nicht aus
Zorn, ſondern aus Liebe, laͤßt er's uns zu-

weilen
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[97/0137] vergeſſen, auch fuͤr dieſe Wohlthat Gott taͤg- lich Dank zu bringen! Der folgende Tag war ein Sontag. Ro- binſon widmete ihn der Ruhe, dem Gebet und dem Nachdenken uͤber ſich ſelbſt. Stundenlang lag er auf ſeinen Knien, die betraͤnten Augen gen Himmel gerichtet, und flehete zu Gott um Vergebung ſeiner Suͤnden und um See- gen und Troſt fuͤr ſeine armen Eltern. Dan dankte er Gott mit Freudentraͤnen fuͤr die wunderbare Huͤlfe, die er ihm in ſeinem ver- laſſenen Zuſtande hatte wiederfahren laſſen und gelobte taͤgliche Beſſerung ſeiner Selbſt, und beſtaͤndigen kindlichen Gehorſam an. — Lotte. Nun iſt er doch ein viel beſſerer Robinſon, als er vorher war! Vater. Das wuſte der liebe Gott wohl vorher, daß er ſich beſſern wuͤrde, wenn's ihm ungluͤklich ginge; und deswegen ſchikte er ihm eben dieſes Leiden zu! So macht's der guͤtige himliſche Vater immer mit uns. Nicht aus Zorn, ſondern aus Liebe, laͤßt er's uns zu- weilen G

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/137>, abgerufen am 29.03.2024.