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Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652].

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Abschied eines ins Kloster begebenden.
chern/ welcher gestalt Jch diese Welt mit
betrauren/ daß Jch mich darinnen solange
verweilet/ nunmehr verlasse: aber Jch bin
alzuglükselig/ daß Jch darinnen länger zu
wohnen/ keine Hofnung oder Beliebnüs
trage: weil dessen Wirkligkeit von mier sol
zur hand genommen werden: Derowegen
Jch tausendmahl tausend Danksagungen
zu dem güttigen GOtt gen Himmel sende;
sonderlich aber/ daß Er meines Lebens
Lauf/ so lange zu seinen Diensten zugebrau-
chen/ auf gehalten: so handhabe Jch solches
ferner zu meiner Seligkeit. Jch werde
numehr von der Zeit an/ meine Tage zu zeh-
len/ den Anfang machen; weil Jch itzo aller-
erst zuleben anfange/ und den Tag meiner
Gebuhrt anders nicht benedeye/ als unter
der Hofnung meines Grabes/ so doch mei-
ner jugend zuwider.

Entzwischen lebet Jhr in volkömlicher
Zufriedenheit/ und Glükseligkeit: Jch lasse
Euch in dieser argen Welt/ nachdehm Jch
selbige zuvor verlassen: Wier haben beide
einen Weg zu wandern vor uns; Jch reise
den aller kürtzten/ aber auch den allermühse-
ligsten und stiklichsten; nichts wenigers
wird die Vergnügung meine Müh/ und
erduldete Arbeit ersänftigen/ und belohnen:
es were nohtwendig/ mich selbst besten an-
zulegen. GOtt befohlen/ mein Freund:
beklaget Euch über meiner Wohlfahrt

nicht;

Abſchied eines ins Kloſter begebenden.
chern/ welcher geſtalt Jch dieſe Welt mit
betrauren/ daß Jch mich darinnen ſolange
verweilet/ nunmehr verlaſſe: aber Jch bin
alzugluͤkſélig/ daß Jch darinnen laͤnger zu
wohnen/ keine Hofnung oder Beliebnuͤs
trage: weil deſſen Wirkligkeit von mier ſol
zur hand genommen werden: Derowégen
Jch tauſendmahl tauſend Dankſagungen
zu dem guͤttigen GOtt gen Himmel ſende;
ſonderlich aber/ daß Er meines Lébens
Lauf/ ſo lange zu ſeinen Dienſten zugebrau-
chen/ auf gehalten: ſo handhabe Jch ſolches
ferner zu meiner Séligkeit. Jch werde
numehr von der Zeit an/ meine Tage zu zeh-
len/ den Anfang machen; weil Jch itzo aller-
erſt zulében anfange/ und den Tag meiner
Gebuhrt anders nicht benedeye/ als unter
der Hofnung meines Grábes/ ſo doch mei-
ner jugend zuwider.

Entzwiſchen lebet Jhr in volkoͤmlicher
Zufriedenheit/ und Gluͤkſéligkeit: Jch laſſe
Euch in dieſer argen Welt/ nachdehm Jch
ſelbige zuvor verlaſſen: Wier haben beide
einen Weg zu wandern vor uns; Jch reiſe
den aller kuͤrtzten/ aber auch den allermuͤhſé-
ligſten und ſtiklichſten; nichts wenigers
wird die Vergnuͤgung meine Muͤh/ und
erduldete Arbeit erſaͤnftigen/ und belohnen:
es were nohtwendig/ mich ſelbſt beſten an-
zulégen. GOtt befohlen/ mein Freund:
beklaget Euch uͤber meiner Wohlfahrt

nicht;
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[40/0042] Abſchied eines ins Kloſter begebenden. chern/ welcher geſtalt Jch dieſe Welt mit betrauren/ daß Jch mich darinnen ſolange verweilet/ nunmehr verlaſſe: aber Jch bin alzugluͤkſélig/ daß Jch darinnen laͤnger zu wohnen/ keine Hofnung oder Beliebnuͤs trage: weil deſſen Wirkligkeit von mier ſol zur hand genommen werden: Derowégen Jch tauſendmahl tauſend Dankſagungen zu dem guͤttigen GOtt gen Himmel ſende; ſonderlich aber/ daß Er meines Lébens Lauf/ ſo lange zu ſeinen Dienſten zugebrau- chen/ auf gehalten: ſo handhabe Jch ſolches ferner zu meiner Séligkeit. Jch werde numehr von der Zeit an/ meine Tage zu zeh- len/ den Anfang machen; weil Jch itzo aller- erſt zulében anfange/ und den Tag meiner Gebuhrt anders nicht benedeye/ als unter der Hofnung meines Grábes/ ſo doch mei- ner jugend zuwider. Entzwiſchen lebet Jhr in volkoͤmlicher Zufriedenheit/ und Gluͤkſéligkeit: Jch laſſe Euch in dieſer argen Welt/ nachdehm Jch ſelbige zuvor verlaſſen: Wier haben beide einen Weg zu wandern vor uns; Jch reiſe den aller kuͤrtzten/ aber auch den allermuͤhſé- ligſten und ſtiklichſten; nichts wenigers wird die Vergnuͤgung meine Muͤh/ und erduldete Arbeit erſaͤnftigen/ und belohnen: es were nohtwendig/ mich ſelbſt beſten an- zulégen. GOtt befohlen/ mein Freund: beklaget Euch uͤber meiner Wohlfahrt nicht;

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Zitationshilfe: Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652], S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/butschky_kantzeley_1649/42>, abgerufen am 25.04.2024.