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Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.

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3. Abschnitt.trugen. Unbegreiflich ist, wie Guarino neben einer Thätig-
keit wie die seinige war, noch immerfort Uebersetzungen
aus dem Griechischen und große eigene Arbeiten verfassen
konnte.

Prinzen-
erzieher.
Außerdem kam an den meisten Höfen von Italien die
Erziehung der Fürstenkinder wenigstens zum Theil und auf
gewisse Jahre in die Hände der Humanisten, welche damit
einen Schritt weiter in das Hofleben hinein thaten. Das
Tractatschreiben über die Prinzenerziehung, früher eine Auf-
gabe der Theologen, wird jetzt natürlich ebenfalls ihre
Sache, und Aeneas Sylvius hat z. B. zweien jungen
deutschen Fürsten vom Hause Habsburg 1) umständliche Ab-
handlungen über ihre weitere Ausbildung adressirt, worin
begreiflicher Weise Beiden eine Pflege des Humanismus in
italienischem Sinne an's Herz gelegt wird. Er mochte
wissen, daß er in den Wind redete, und sorgte deßhalb
dafür, daß diese Schriften auch sonst herum kamen. Doch
das Verhältniß der Humanisten zu den Fürsten wird noch
insbesondere zu besprechen sein.

Florentinische
Förderer des
Alterthums.
Zunächst verdienen diejenigen Bürger, hauptsächlich in
Florenz, Beachtung, welche aus der Beschäftigung mit dem
Alterthum ein Hauptziel ihres Lebens machten und theils
selbst große Gelehrte wurden, theils große Dilettanten,
welche die Gelehrten unterstützten. (Vgl. S. 188, f.). Sie
sind namentlich für die Uebergangszeit zu Anfang des XV.
Jahrhunderts von höchster Bedeutung gewesen, weil bei
ihnen zuerst der Humanismus practisch als nothwendiges
Element des täglichen Lebens wirkte. Erst nach ihnen haben
sich Fürsten und Päpste ernstlich darauf eingelassen.

N. Niccoli.Von Niccolo Niccoli, von Giannozzo Mannetti ist schon
mehrmals die Rede gewesen. Den Niccoli schildert uns

1) An Erzherzog Sigismund, Epist. 105, p. 600, und an König La-
dislaus den Nachgeborenen, p. 695, letzteres als Tractatus de
liberorum educatione.

3. Abſchnitt.trugen. Unbegreiflich iſt, wie Guarino neben einer Thätig-
keit wie die ſeinige war, noch immerfort Ueberſetzungen
aus dem Griechiſchen und große eigene Arbeiten verfaſſen
konnte.

Prinzen-
erzieher.
Außerdem kam an den meiſten Höfen von Italien die
Erziehung der Fürſtenkinder wenigſtens zum Theil und auf
gewiſſe Jahre in die Hände der Humaniſten, welche damit
einen Schritt weiter in das Hofleben hinein thaten. Das
Tractatſchreiben über die Prinzenerziehung, früher eine Auf-
gabe der Theologen, wird jetzt natürlich ebenfalls ihre
Sache, und Aeneas Sylvius hat z. B. zweien jungen
deutſchen Fürſten vom Hauſe Habsburg 1) umſtändliche Ab-
handlungen über ihre weitere Ausbildung adreſſirt, worin
begreiflicher Weiſe Beiden eine Pflege des Humanismus in
italieniſchem Sinne an's Herz gelegt wird. Er mochte
wiſſen, daß er in den Wind redete, und ſorgte deßhalb
dafür, daß dieſe Schriften auch ſonſt herum kamen. Doch
das Verhältniß der Humaniſten zu den Fürſten wird noch
insbeſondere zu beſprechen ſein.

Florentiniſche
Förderer des
Alterthums.
Zunächſt verdienen diejenigen Bürger, hauptſächlich in
Florenz, Beachtung, welche aus der Beſchäftigung mit dem
Alterthum ein Hauptziel ihres Lebens machten und theils
ſelbſt große Gelehrte wurden, theils große Dilettanten,
welche die Gelehrten unterſtützten. (Vgl. S. 188, f.). Sie
ſind namentlich für die Uebergangszeit zu Anfang des XV.
Jahrhunderts von höchſter Bedeutung geweſen, weil bei
ihnen zuerſt der Humanismus practiſch als nothwendiges
Element des täglichen Lebens wirkte. Erſt nach ihnen haben
ſich Fürſten und Päpſte ernſtlich darauf eingelaſſen.

N. Niccoli.Von Niccolò Niccoli, von Giannozzo Mannetti iſt ſchon
mehrmals die Rede geweſen. Den Niccoli ſchildert uns

1) An Erzherzog Sigismund, Epist. 105, p. 600, und an König La-
dislaus den Nachgeborenen, p. 695, letzteres als Tractatus de
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[210/0220] trugen. Unbegreiflich iſt, wie Guarino neben einer Thätig- keit wie die ſeinige war, noch immerfort Ueberſetzungen aus dem Griechiſchen und große eigene Arbeiten verfaſſen konnte. 3. Abſchnitt. Außerdem kam an den meiſten Höfen von Italien die Erziehung der Fürſtenkinder wenigſtens zum Theil und auf gewiſſe Jahre in die Hände der Humaniſten, welche damit einen Schritt weiter in das Hofleben hinein thaten. Das Tractatſchreiben über die Prinzenerziehung, früher eine Auf- gabe der Theologen, wird jetzt natürlich ebenfalls ihre Sache, und Aeneas Sylvius hat z. B. zweien jungen deutſchen Fürſten vom Hauſe Habsburg 1) umſtändliche Ab- handlungen über ihre weitere Ausbildung adreſſirt, worin begreiflicher Weiſe Beiden eine Pflege des Humanismus in italieniſchem Sinne an's Herz gelegt wird. Er mochte wiſſen, daß er in den Wind redete, und ſorgte deßhalb dafür, daß dieſe Schriften auch ſonſt herum kamen. Doch das Verhältniß der Humaniſten zu den Fürſten wird noch insbeſondere zu beſprechen ſein. Prinzen- erzieher. Zunächſt verdienen diejenigen Bürger, hauptſächlich in Florenz, Beachtung, welche aus der Beſchäftigung mit dem Alterthum ein Hauptziel ihres Lebens machten und theils ſelbſt große Gelehrte wurden, theils große Dilettanten, welche die Gelehrten unterſtützten. (Vgl. S. 188, f.). Sie ſind namentlich für die Uebergangszeit zu Anfang des XV. Jahrhunderts von höchſter Bedeutung geweſen, weil bei ihnen zuerſt der Humanismus practiſch als nothwendiges Element des täglichen Lebens wirkte. Erſt nach ihnen haben ſich Fürſten und Päpſte ernſtlich darauf eingelaſſen. Florentiniſche Förderer des Alterthums. Von Niccolò Niccoli, von Giannozzo Mannetti iſt ſchon mehrmals die Rede geweſen. Den Niccoli ſchildert uns N. Niccoli. 1) An Erzherzog Sigismund, Epist. 105, p. 600, und an König La- dislaus den Nachgeborenen, p. 695, letzteres als Tractatus de liberorum educatione.

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_renaissance_1860/220>, abgerufen am 25.04.2024.