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Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.

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Aufzählung ist für jene Zeit bezeichnend im höchsten Grade.2. Abschnitt.
Zuerst folgen Antenor, der Bruder des Priamus, der mit
einer Schaar flüchtiger Troer Padua gegründet; König
Dardanus, der den Attila in den euganeischen Bergen be-
siegte, ihn weiter verfolgte und zu Rimini mit einem
Schachbrett todtschlug; Kaiser Heinrich IV., der den Dom
erbaut hat; ein König Marcus, dessen Haupt in MonseliceLegende und
Geschichte.

aufbewahrt wird; -- dann ein paar Cardinäle und Prä-
laten als Stifter von Pfründen, Collegien und Kirchen;
der berühmte Theologe Fra Alberto der Augustiner; eine
Reihe von Philosophen mit Paolo Veneto und dem welt-
bekannten Pietro von Abano beginnend; der Jurist Paolo
Padovano; sodann Livius, und die Dichter Petrarca,
Mussato, Lovato. Wenn an Kriegs-Celebritäten einiger
Mangel zu verspüren, so tröstet sich der Autor mit dem
Ersatz von gelehrter Seite und mit der größern Dauer-
haftigkeit des geistigen Ruhmes, während der Kriegsruhm
oft mit dem Leibe begraben werde und, wenn er daure,
dieß doch nur den Gelehrten verdanke. Immerhin aber
gereiche es der Stadt zur Ehre, daß wenigstens berühmte
auswärtige Krieger auf eigenes Begehren in ihr begraben
lägen: so Pietro de Rossi von Parma, Filippo Arcelli von
Piacenza, besonders Gattamelata von Narni (st. 1442),
dessen ehernes Reiterbild "gleich einem triumphirenden
Cäsar" bereits bei der Kirche des Santo aufgerichtet stand.
Dann nennt der Verfasser Schaaren von Juristen und
Medicinern, Adlige, welche nicht bloß wie so viele "die
Ritterwürde empfangen sondern sie auch verdient hatten",
endlich berühmte Mechaniker, Maler und Tonkünstler. Den
Beschluß macht ein Fechtmeister Michele Rosso, welcher als
der berühmteste seines Faches an vielen Orten gemalt zu
sehen war.

dignos non immerito praedicabant. Quum virtus summa sancti-
tatis sit consocia et pari emantur pretio.

Aufzählung iſt für jene Zeit bezeichnend im höchſten Grade.2. Abſchnitt.
Zuerſt folgen Antenor, der Bruder des Priamus, der mit
einer Schaar flüchtiger Troer Padua gegründet; König
Dardanus, der den Attila in den euganeiſchen Bergen be-
ſiegte, ihn weiter verfolgte und zu Rimini mit einem
Schachbrett todtſchlug; Kaiſer Heinrich IV., der den Dom
erbaut hat; ein König Marcus, deſſen Haupt in MonſeliceLegende und
Geſchichte.

aufbewahrt wird; — dann ein paar Cardinäle und Prä-
laten als Stifter von Pfründen, Collegien und Kirchen;
der berühmte Theologe Fra Alberto der Auguſtiner; eine
Reihe von Philoſophen mit Paolo Veneto und dem welt-
bekannten Pietro von Abano beginnend; der Juriſt Paolo
Padovano; ſodann Livius, und die Dichter Petrarca,
Muſſato, Lovato. Wenn an Kriegs-Celebritäten einiger
Mangel zu verſpüren, ſo tröſtet ſich der Autor mit dem
Erſatz von gelehrter Seite und mit der größern Dauer-
haftigkeit des geiſtigen Ruhmes, während der Kriegsruhm
oft mit dem Leibe begraben werde und, wenn er daure,
dieß doch nur den Gelehrten verdanke. Immerhin aber
gereiche es der Stadt zur Ehre, daß wenigſtens berühmte
auswärtige Krieger auf eigenes Begehren in ihr begraben
lägen: ſo Pietro de Roſſi von Parma, Filippo Arcelli von
Piacenza, beſonders Gattamelata von Narni (ſt. 1442),
deſſen ehernes Reiterbild „gleich einem triumphirenden
Cäſar“ bereits bei der Kirche des Santo aufgerichtet ſtand.
Dann nennt der Verfaſſer Schaaren von Juriſten und
Medicinern, Adlige, welche nicht bloß wie ſo viele „die
Ritterwürde empfangen ſondern ſie auch verdient hatten“,
endlich berühmte Mechaniker, Maler und Tonkünſtler. Den
Beſchluß macht ein Fechtmeiſter Michele Roſſo, welcher als
der berühmteſte ſeines Faches an vielen Orten gemalt zu
ſehen war.

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[149/0159] Aufzählung iſt für jene Zeit bezeichnend im höchſten Grade. Zuerſt folgen Antenor, der Bruder des Priamus, der mit einer Schaar flüchtiger Troer Padua gegründet; König Dardanus, der den Attila in den euganeiſchen Bergen be- ſiegte, ihn weiter verfolgte und zu Rimini mit einem Schachbrett todtſchlug; Kaiſer Heinrich IV., der den Dom erbaut hat; ein König Marcus, deſſen Haupt in Monſelice aufbewahrt wird; — dann ein paar Cardinäle und Prä- laten als Stifter von Pfründen, Collegien und Kirchen; der berühmte Theologe Fra Alberto der Auguſtiner; eine Reihe von Philoſophen mit Paolo Veneto und dem welt- bekannten Pietro von Abano beginnend; der Juriſt Paolo Padovano; ſodann Livius, und die Dichter Petrarca, Muſſato, Lovato. Wenn an Kriegs-Celebritäten einiger Mangel zu verſpüren, ſo tröſtet ſich der Autor mit dem Erſatz von gelehrter Seite und mit der größern Dauer- haftigkeit des geiſtigen Ruhmes, während der Kriegsruhm oft mit dem Leibe begraben werde und, wenn er daure, dieß doch nur den Gelehrten verdanke. Immerhin aber gereiche es der Stadt zur Ehre, daß wenigſtens berühmte auswärtige Krieger auf eigenes Begehren in ihr begraben lägen: ſo Pietro de Roſſi von Parma, Filippo Arcelli von Piacenza, beſonders Gattamelata von Narni (ſt. 1442), deſſen ehernes Reiterbild „gleich einem triumphirenden Cäſar“ bereits bei der Kirche des Santo aufgerichtet ſtand. Dann nennt der Verfaſſer Schaaren von Juriſten und Medicinern, Adlige, welche nicht bloß wie ſo viele „die Ritterwürde empfangen ſondern ſie auch verdient hatten“, endlich berühmte Mechaniker, Maler und Tonkünſtler. Den Beſchluß macht ein Fechtmeiſter Michele Roſſo, welcher als der berühmteſte ſeines Faches an vielen Orten gemalt zu ſehen war. 2. Abſchnitt. Legende und Geſchichte. 5) 5) dignos non immerito prædicabant. Quum virtus summa sancti- tatis sit consocia et pari emantur pretio.

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_renaissance_1860/159>, abgerufen am 29.03.2024.