Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünftes Buch.
ihres abwesens die Fürstin zu den Anwesenden sagete: Ich werde diesen meinen geliebten
Freundinnen wunderliche Gedanken gemacht haben/ weil ich ihnen den jetzigen Fürsten
von Susa nicht genennet; wie dann in Warheit geschahe/ massen diese drey sich keines
Schlusses zuerklären wusten. Zwar das Fürstentuhm Susiana wahr ihnen angenehm/
aber Gobares/ welchen sie vor einen Witwer hielten/ gar zuverhasset/ und wahr das Fräu-
lein nicht bedacht denselben vor Pharnabazus zuwählen; beschlossen demnach/ bey der Für-
stin anzuhalten/ daß sie von solchem Vorhaben abstehen möchte; gingen zu ihr hinein/ und
fing Fr. Roxane also an: Durchleuchtigstes Fräulein/ daß eure Durchl. ihr gnädigst wol-
len gefallen lassen/ vor meiner Frl. Schwester Wolfahrt zu sorgen/ unter dem gn. Vorsaz/
sie gar in den Fürstenstand zuerheben/ davor bedanken wir uns untertähnigst; weil aber
meine Frl. Schwester sich nicht kan bereden lassen/ eine so ungleiche Heyraht einzugehen/
da sie ohnzweifel von demselben Fürsten schier heut oder Morgen zu unwert seines Ehebet-
tes möchte geschätzet/ und nach kurzer Zeit wol gar verstossen werden/ insonderheit/ wann eu-
re Durchl. diese Länder bald verlassen solte; so ist unsere untertähnigste Bitte/ uns dieser
Heyraht gnädigst zuerlassen/ und diesen Fürsten einer Standesmässigen wirdigeren Braut
zuzuführen; zumahl daß meine gnädigste Groß Fürstin meiner Frl. Schwester wol schon
einen andern Gemahl möchte ausersehen haben. Herzgeliebete Freundinnen/ antwortete
die Fürstin/ ich hätte nimmermehr gedacht/ daß sie mir dieses mein so wolgemeintes An-
suchen würden so kurz vor der Faust abgeschlagen haben/ welches doch meines ermässens
nicht zu endern stehet/ ich mich auch dessen verpflichten wil/ daß meine höchstwerte Eltern/
Groß Fürst Phraortes und dessen Gemahl in diesen meinen Vortrag noch wol gehehlen
werden; hoffe also/ von ihnen eine genehmere Erklärung zu hören/ und wollen sie beyde sich
kürzlich bereden/ und ihre endliche Meynung mich wissen lassen/ wornach ich mich alsdann
gerne richten und schicken wil/ muß euch doch eine Geheimnis offenbahren/ was gestalt der
Fürst zu Susa und mein Freund Pharnabazus nunmehr in solchem Bunde stehen/ das
dieses sein Gemahl jenem/ und jenes seine/ hinwiederumb diesem gemein seyn solle. Die bey-
de Schwestern ängsteten sich dergestalt/ daß ihnen der Schweiß außbrach/ traten ab/ und
wahr ihnen die lezte Zeitung so unangenehm/ daß sie so wol Pharnabazus als den Susia-
ner anfeindeten; endlich machten sie den Schluß/ daß das Fräulein durch einen Fußfal/
umb die Ehe auffzuruffen/ anhalten solte; welche darzu fertig wahr und mit tränenden Au-
gen sich vor der Fürstin in die Knie nidersetzete/ willens nicht auffzustehen/ biß sie gnädige
Antwort erlanget hätte. Aber die Fürstin sprang geschwinde auff/ richtete sie küssend in die
höhe/ und sagte: Herzen Freundin als Schwester/ beschimpfet mich nicht mit diesem Vor-
nehmen/ und bringet mir euren endlichen Willen stehend vor. Ja/ nach meiner gnädigsten
Fräulein Befehl/ antwortete sie/ und fuhr also fort: Nach dem ich das feste Vertrauen zu
euer Durchl. gefasset habe/ dieselbe werde mir keine andere Gnade wiederfahren lassen/ als
welche meinem Herzen angenehm/ und ich aber meine Seele dessen durchaus nicht zubere-
den weiß/ daß ich dem Fürsten zu Susa mich ehelich ergeben solte/ vielweniger mich miß-
brauchen zulassen willens bin/ als bitte ihre Durchl. ich untertähnigst/ dieselbe wolle mich
dieser Unangenehmen gnädigst erlassen. Ey meine allerliebste Freundin/ sagte die Fürstin/
ich kan in diese eure Bitte durchaus nicht willigen/ sondern mein Wille und Vorschlag

muß
d ij

Fuͤnftes Buch.
ihres abweſens die Fuͤrſtin zu den Anweſenden ſagete: Ich werde dieſen meinen geliebten
Freundinnen wunderliche Gedanken gemacht haben/ weil ich ihnen den jetzigen Fuͤrſten
von Suſa nicht genennet; wie dann in Warheit geſchahe/ maſſen dieſe drey ſich keines
Schluſſes zuerklaͤren wuſten. Zwar das Fuͤrſtentuhm Suſiana wahr ihnen angenehm/
aber Gobares/ welchen ſie vor einen Witwer hielten/ gar zuverhaſſet/ und wahr das Fraͤu-
lein nicht bedacht denſelben vor Pharnabazus zuwaͤhlen; beſchloſſen demnach/ bey der Fuͤr-
ſtin anzuhalten/ daß ſie von ſolchem Vorhaben abſtehen moͤchte; gingen zu ihr hinein/ und
fing Fr. Roxane alſo an: Durchleuchtigſtes Fraͤulein/ daß eure Durchl. ihr gnaͤdigſt wol-
len gefallen laſſen/ vor meiner Frl. Schweſter Wolfahrt zu ſorgen/ unter dem gn. Vorſaz/
ſie gar in den Fuͤrſtenſtand zuerheben/ davor bedanken wir uns untertaͤhnigſt; weil aber
meine Frl. Schweſter ſich nicht kan bereden laſſen/ eine ſo ungleiche Heyraht einzugehen/
da ſie ohnzweifel von demſelben Fuͤrſten ſchier heut oder Morgen zu unwert ſeines Ehebet-
tes moͤchte geſchaͤtzet/ und nach kurzer Zeit wol gar verſtoſſen werden/ inſonderheit/ wañ eu-
re Durchl. dieſe Laͤnder bald verlaſſen ſolte; ſo iſt unſere untertaͤhnigſte Bitte/ uns dieſer
Heyraht gnaͤdigſt zuerlaſſen/ uñ dieſen Fuͤrſten einer Standesmaͤſſigen wirdigeren Braut
zuzuführẽ; zumahl daß meine gnaͤdigſte Groß Fuͤrſtin meiner Frl. Schweſter wol ſchon
einen andern Gemahl moͤchte auserſehen haben. Herzgeliebete Freundinnen/ antwortete
die Fuͤrſtin/ ich haͤtte nimmermehr gedacht/ daß ſie mir dieſes mein ſo wolgemeintes An-
ſuchen würden ſo kurz vor der Fauſt abgeſchlagen haben/ welches doch meines ermaͤſſens
nicht zu endern ſtehet/ ich mich auch deſſen verpflichten wil/ daß meine hoͤchſtwerte Eltern/
Groß Fuͤrſt Phraortes und deſſen Gemahl in dieſen meinen Vortrag noch wol gehehlen
werden; hoffe alſo/ von ihnen eine genehmere Erklaͤrung zu hoͤren/ uñ wollen ſie beyde ſich
kuͤrzlich bereden/ und ihre endliche Meynung mich wiſſen laſſen/ wornach ich mich alsdañ
gerne richten und ſchicken wil/ muß euch doch eine Geheimnis offenbahren/ was geſtalt der
Fuͤrſt zu Suſa und mein Freund Pharnabazus nunmehr in ſolchem Bunde ſtehen/ das
dieſes ſein Gemahl jenem/ uñ jenes ſeine/ hinwiederumb dieſem gemein ſeyn ſolle. Die bey-
de Schweſtern aͤngſteten ſich dergeſtalt/ daß ihnen der Schweiß außbrach/ traten ab/ und
wahr ihnen die lezte Zeitung ſo unangenehm/ daß ſie ſo wol Pharnabazus als den Suſia-
ner anfeindeten; endlich machten ſie den Schluß/ daß das Fraͤulein durch einen Fußfal/
umb die Ehe auffzuruffen/ anhalten ſolte; welche darzu fertig wahr und mit traͤnenden Au-
gen ſich vor der Fuͤrſtin in die Knie niderſetzete/ willens nicht auffzuſtehen/ biß ſie gnaͤdige
Antwort erlanget haͤtte. Aber die Fuͤrſtin ſprang geſchwinde auff/ richtete ſie kuͤſſend in die
hoͤhe/ und ſagte: Herzen Freundin als Schweſter/ beſchimpfet mich nicht mit dieſem Voꝛ-
nehmen/ und bringet mir euren endlichen Willen ſtehend vor. Ja/ nach meiner gnaͤdigſten
Fraͤulein Befehl/ antwortete ſie/ und fuhr alſo fort: Nach dem ich das feſte Vertrauen zu
euer Durchl. gefaſſet habe/ dieſelbe werde mir keine andere Gnade wiederfahren laſſen/ als
welche meinem Herzen angenehm/ und ich aber meine Seele deſſen durchaus nicht zubere-
den weiß/ daß ich dem Fuͤrſten zu Suſa mich ehelich ergeben ſolte/ vielweniger mich miß-
brauchen zulaſſen willens bin/ als bitte ihre Durchl. ich untertaͤhnigſt/ dieſelbe wolle mich
dieſer Unangenehmen gnaͤdigſt erlaſſen. Ey meine allerliebſte Freundin/ ſagte die Fuͤrſtin/
ich kan in dieſe eure Bitte durchaus nicht willigen/ ſondern mein Wille und Vorſchlag

muß
d ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0033" n="27"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nftes Buch.</hi></fw><lb/>
ihres abwe&#x017F;ens die Fu&#x0364;r&#x017F;tin zu den Anwe&#x017F;enden &#x017F;agete: Ich werde die&#x017F;en meinen geliebten<lb/>
Freundinnen wunderliche Gedanken gemacht haben/ weil ich ihnen den jetzigen Fu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
von Su&#x017F;a nicht genennet; wie dann in Warheit ge&#x017F;chahe/ ma&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;e drey &#x017F;ich keines<lb/>
Schlu&#x017F;&#x017F;es zuerkla&#x0364;ren wu&#x017F;ten. Zwar das Fu&#x0364;r&#x017F;tentuhm Su&#x017F;iana wahr ihnen angenehm/<lb/>
aber Gobares/ welchen &#x017F;ie vor einen Witwer hielten/ gar zuverha&#x017F;&#x017F;et/ und wahr das Fra&#x0364;u-<lb/>
lein nicht bedacht den&#x017F;elben vor Pharnabazus zuwa&#x0364;hlen; be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en demnach/ bey der Fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;tin anzuhalten/ daß &#x017F;ie von &#x017F;olchem Vorhaben ab&#x017F;tehen mo&#x0364;chte; gingen zu ihr hinein/ und<lb/>
fing Fr. Roxane al&#x017F;o an: Durchleuchtig&#x017F;tes Fra&#x0364;ulein/ daß eure Durchl. ihr gna&#x0364;dig&#x017F;t wol-<lb/>
len gefallen la&#x017F;&#x017F;en/ vor meiner Frl. Schwe&#x017F;ter Wolfahrt zu &#x017F;orgen/ unter dem gn. Vor&#x017F;az/<lb/>
&#x017F;ie gar in den Fu&#x0364;r&#x017F;ten&#x017F;tand zuerheben/ davor bedanken wir uns unterta&#x0364;hnig&#x017F;t; weil aber<lb/>
meine Frl. Schwe&#x017F;ter &#x017F;ich nicht kan bereden la&#x017F;&#x017F;en/ eine &#x017F;o ungleiche Heyraht einzugehen/<lb/>
da &#x017F;ie ohnzweifel von dem&#x017F;elben Fu&#x0364;r&#x017F;ten &#x017F;chier heut oder Morgen zu unwert &#x017F;eines Ehebet-<lb/>
tes mo&#x0364;chte ge&#x017F;cha&#x0364;tzet/ und nach kurzer Zeit wol gar ver&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en werden/ in&#x017F;onderheit/ wan&#x0303; eu-<lb/>
re Durchl. die&#x017F;e La&#x0364;nder bald verla&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olte; &#x017F;o i&#x017F;t un&#x017F;ere unterta&#x0364;hnig&#x017F;te Bitte/ uns die&#x017F;er<lb/>
Heyraht gna&#x0364;dig&#x017F;t zuerla&#x017F;&#x017F;en/ un&#x0303; die&#x017F;en Fu&#x0364;r&#x017F;ten einer Standesma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen wirdigeren Braut<lb/>
zuzuführe&#x0303;; zumahl daß meine gna&#x0364;dig&#x017F;te Groß Fu&#x0364;r&#x017F;tin meiner Frl. Schwe&#x017F;ter wol &#x017F;chon<lb/>
einen andern Gemahl mo&#x0364;chte auser&#x017F;ehen haben. Herzgeliebete Freundinnen/ antwortete<lb/>
die Fu&#x0364;r&#x017F;tin/ ich ha&#x0364;tte nimmermehr gedacht/ daß &#x017F;ie mir die&#x017F;es mein &#x017F;o wolgemeintes An-<lb/>
&#x017F;uchen würden &#x017F;o kurz vor der Fau&#x017F;t abge&#x017F;chlagen haben/ welches doch meines erma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ens<lb/>
nicht zu endern &#x017F;tehet/ ich mich auch de&#x017F;&#x017F;en verpflichten wil/ daß meine ho&#x0364;ch&#x017F;twerte Eltern/<lb/>
Groß Fu&#x0364;r&#x017F;t Phraortes und de&#x017F;&#x017F;en Gemahl in die&#x017F;en meinen Vortrag noch wol gehehlen<lb/>
werden; hoffe al&#x017F;o/ von ihnen eine genehmere Erkla&#x0364;rung zu ho&#x0364;ren/ un&#x0303; wollen &#x017F;ie beyde &#x017F;ich<lb/>
ku&#x0364;rzlich bereden/ und ihre endliche Meynung mich wi&#x017F;&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en/ wornach ich mich alsdan&#x0303;<lb/>
gerne richten und &#x017F;chicken wil/ muß euch doch eine Geheimnis offenbahren/ was ge&#x017F;talt der<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;t zu Su&#x017F;a und mein Freund Pharnabazus nunmehr in &#x017F;olchem Bunde &#x017F;tehen/ das<lb/>
die&#x017F;es &#x017F;ein Gemahl jenem/ un&#x0303; jenes &#x017F;eine/ hinwiederumb die&#x017F;em gemein &#x017F;eyn &#x017F;olle. Die bey-<lb/>
de Schwe&#x017F;tern a&#x0364;ng&#x017F;teten &#x017F;ich derge&#x017F;talt/ daß ihnen der Schweiß außbrach/ traten ab/ und<lb/>
wahr ihnen die lezte Zeitung &#x017F;o unangenehm/ daß &#x017F;ie &#x017F;o wol Pharnabazus als den Su&#x017F;ia-<lb/>
ner anfeindeten; endlich machten &#x017F;ie den Schluß/ daß das Fra&#x0364;ulein durch einen Fußfal/<lb/>
umb die Ehe auffzuruffen/ anhalten &#x017F;olte; welche darzu fertig wahr und mit tra&#x0364;nenden Au-<lb/>
gen &#x017F;ich vor der Fu&#x0364;r&#x017F;tin in die Knie nider&#x017F;etzete/ willens nicht auffzu&#x017F;tehen/ biß &#x017F;ie gna&#x0364;dige<lb/>
Antwort erlanget ha&#x0364;tte. Aber die Fu&#x0364;r&#x017F;tin &#x017F;prang ge&#x017F;chwinde auff/ richtete &#x017F;ie ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;end in die<lb/>
ho&#x0364;he/ und &#x017F;agte: Herzen Freundin als Schwe&#x017F;ter/ be&#x017F;chimpfet mich nicht mit die&#x017F;em Vo&#xA75B;-<lb/>
nehmen/ und bringet mir euren endlichen Willen &#x017F;tehend vor. Ja/ nach meiner gna&#x0364;dig&#x017F;ten<lb/>
Fra&#x0364;ulein Befehl/ antwortete &#x017F;ie/ und fuhr al&#x017F;o fort: Nach dem ich das fe&#x017F;te Vertrauen zu<lb/>
euer Durchl. gefa&#x017F;&#x017F;et habe/ die&#x017F;elbe werde mir keine andere Gnade wiederfahren la&#x017F;&#x017F;en/ als<lb/>
welche meinem Herzen angenehm/ und ich aber meine Seele de&#x017F;&#x017F;en durchaus nicht zubere-<lb/>
den weiß/ daß ich dem Fu&#x0364;r&#x017F;ten zu Su&#x017F;a mich ehelich ergeben &#x017F;olte/ vielweniger mich miß-<lb/>
brauchen zula&#x017F;&#x017F;en willens bin/ als bitte ihre Durchl. ich unterta&#x0364;hnig&#x017F;t/ die&#x017F;elbe wolle mich<lb/>
die&#x017F;er Unangenehmen gna&#x0364;dig&#x017F;t erla&#x017F;&#x017F;en. Ey meine allerlieb&#x017F;te Freundin/ &#x017F;agte die Fu&#x0364;r&#x017F;tin/<lb/>
ich kan in die&#x017F;e eure Bitte durchaus nicht willigen/ &#x017F;ondern mein Wille und Vor&#x017F;chlag<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">d ij</fw><fw place="bottom" type="catch">muß</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0033] Fuͤnftes Buch. ihres abweſens die Fuͤrſtin zu den Anweſenden ſagete: Ich werde dieſen meinen geliebten Freundinnen wunderliche Gedanken gemacht haben/ weil ich ihnen den jetzigen Fuͤrſten von Suſa nicht genennet; wie dann in Warheit geſchahe/ maſſen dieſe drey ſich keines Schluſſes zuerklaͤren wuſten. Zwar das Fuͤrſtentuhm Suſiana wahr ihnen angenehm/ aber Gobares/ welchen ſie vor einen Witwer hielten/ gar zuverhaſſet/ und wahr das Fraͤu- lein nicht bedacht denſelben vor Pharnabazus zuwaͤhlen; beſchloſſen demnach/ bey der Fuͤr- ſtin anzuhalten/ daß ſie von ſolchem Vorhaben abſtehen moͤchte; gingen zu ihr hinein/ und fing Fr. Roxane alſo an: Durchleuchtigſtes Fraͤulein/ daß eure Durchl. ihr gnaͤdigſt wol- len gefallen laſſen/ vor meiner Frl. Schweſter Wolfahrt zu ſorgen/ unter dem gn. Vorſaz/ ſie gar in den Fuͤrſtenſtand zuerheben/ davor bedanken wir uns untertaͤhnigſt; weil aber meine Frl. Schweſter ſich nicht kan bereden laſſen/ eine ſo ungleiche Heyraht einzugehen/ da ſie ohnzweifel von demſelben Fuͤrſten ſchier heut oder Morgen zu unwert ſeines Ehebet- tes moͤchte geſchaͤtzet/ und nach kurzer Zeit wol gar verſtoſſen werden/ inſonderheit/ wañ eu- re Durchl. dieſe Laͤnder bald verlaſſen ſolte; ſo iſt unſere untertaͤhnigſte Bitte/ uns dieſer Heyraht gnaͤdigſt zuerlaſſen/ uñ dieſen Fuͤrſten einer Standesmaͤſſigen wirdigeren Braut zuzuführẽ; zumahl daß meine gnaͤdigſte Groß Fuͤrſtin meiner Frl. Schweſter wol ſchon einen andern Gemahl moͤchte auserſehen haben. Herzgeliebete Freundinnen/ antwortete die Fuͤrſtin/ ich haͤtte nimmermehr gedacht/ daß ſie mir dieſes mein ſo wolgemeintes An- ſuchen würden ſo kurz vor der Fauſt abgeſchlagen haben/ welches doch meines ermaͤſſens nicht zu endern ſtehet/ ich mich auch deſſen verpflichten wil/ daß meine hoͤchſtwerte Eltern/ Groß Fuͤrſt Phraortes und deſſen Gemahl in dieſen meinen Vortrag noch wol gehehlen werden; hoffe alſo/ von ihnen eine genehmere Erklaͤrung zu hoͤren/ uñ wollen ſie beyde ſich kuͤrzlich bereden/ und ihre endliche Meynung mich wiſſen laſſen/ wornach ich mich alsdañ gerne richten und ſchicken wil/ muß euch doch eine Geheimnis offenbahren/ was geſtalt der Fuͤrſt zu Suſa und mein Freund Pharnabazus nunmehr in ſolchem Bunde ſtehen/ das dieſes ſein Gemahl jenem/ uñ jenes ſeine/ hinwiederumb dieſem gemein ſeyn ſolle. Die bey- de Schweſtern aͤngſteten ſich dergeſtalt/ daß ihnen der Schweiß außbrach/ traten ab/ und wahr ihnen die lezte Zeitung ſo unangenehm/ daß ſie ſo wol Pharnabazus als den Suſia- ner anfeindeten; endlich machten ſie den Schluß/ daß das Fraͤulein durch einen Fußfal/ umb die Ehe auffzuruffen/ anhalten ſolte; welche darzu fertig wahr und mit traͤnenden Au- gen ſich vor der Fuͤrſtin in die Knie niderſetzete/ willens nicht auffzuſtehen/ biß ſie gnaͤdige Antwort erlanget haͤtte. Aber die Fuͤrſtin ſprang geſchwinde auff/ richtete ſie kuͤſſend in die hoͤhe/ und ſagte: Herzen Freundin als Schweſter/ beſchimpfet mich nicht mit dieſem Voꝛ- nehmen/ und bringet mir euren endlichen Willen ſtehend vor. Ja/ nach meiner gnaͤdigſten Fraͤulein Befehl/ antwortete ſie/ und fuhr alſo fort: Nach dem ich das feſte Vertrauen zu euer Durchl. gefaſſet habe/ dieſelbe werde mir keine andere Gnade wiederfahren laſſen/ als welche meinem Herzen angenehm/ und ich aber meine Seele deſſen durchaus nicht zubere- den weiß/ daß ich dem Fuͤrſten zu Suſa mich ehelich ergeben ſolte/ vielweniger mich miß- brauchen zulaſſen willens bin/ als bitte ihre Durchl. ich untertaͤhnigſt/ dieſelbe wolle mich dieſer Unangenehmen gnaͤdigſt erlaſſen. Ey meine allerliebſte Freundin/ ſagte die Fuͤrſtin/ ich kan in dieſe eure Bitte durchaus nicht willigen/ ſondern mein Wille und Vorſchlag muß d ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/33
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/33>, abgerufen am 28.03.2024.