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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 4. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Kob
für Christen (Ge.), 1877. - Die Gei-
gerin (Christl. R.), Barmen o. J.

Koburg, Elfriede von,

Pseud. für
Bernhardine Storch; s. d.!

Koch, Ernst,

pseudonym Eduard
Helmer,
wurde am 3. Juni 1808 zu
Singlis in Niederhessen im Hause
seines mütterlichen Großvaters, des
Obervogts Murhard, geboren. Sein
Vater war damals Friedensrichter
in Oberaula, kam 1816 als fürstlich
Rotenburgischer Oberschultheiß nach
Witzenhausen und 1821 als Kreisrat
nach Kassel. Hier trat der Sohn in
die dritte Klasse des Lyzeums ein und
studierte dann seit 1825 in Marburg
und Göttingen die Rechte. Nachdem
er in Marburg 1829 zum Dr. jur.
promoviert worden, ging er 1830 nach
Berlin, um sich dort als Privatdozent
zu habilitieren. Die politischen Er-
eignisse jener Tage riefen ihn aber
bald in sein Vaterland zurück, wo er
als Referendar am Obergericht in
Kassel in den Staatsdienst trat und
gleichzeitig unter dem Namen Leon-
hard Emil Hubert seine Tätigkeit als
politisch-humoristischer Schriftsteller
im liberalen Sinne begann. Seine
"Vigilien", die er im "Verfassungs-
freund" veröffentlichte, sicherten ihm
sofort die Gunst des freudig erstaun-
ten Publikums, die er aber ebenso
schnell wieder verlor, als er 1832 zum
provisorischen Referenten im Mini-
sterium ernannt wurde, da man nun
in ihm einen Renegaten seiner politi-
schen Überzeugung zu erblicken glaubte.
Um diese Zeit verlobte sich K. mit
Henriette von Bosse, der Tochter eines
braunschweigischen Oberstleutnants
(s. Henriette Treusch von Buttlar!),
und er beschloß nun, die juristische
Laufbahn weiter zu verfolgen, zu
welchem Zwecke er 1834 wieder an
das Obergericht zurückging, um sich
für die zweite juristische Prüfung vor-
zubereiten. Aber die Auflösung seiner
Verlobung, der Widerspruch seiner
Stellung zu seinen politischen An-
[Spaltenumbruch]

Koch
sichten, sein jugendlicher, noch nicht
gestählter Charakter: alles vereinigte
sich, um in K. plötzlich den Entschluß
zu reifen, sein Vaterland heimlich zu
verlassen. Er wandte sich zunächst
(Ende 1834) nach Straßburg; ver-
schiedene Pläne, sich eine Existenz zu
gründen, mißglückten hier, wie später
in Paris. Nach wenigen Monaten
aller Subsistenzmittel entblößt, ließ
er sich in die afrikanische Fremden-
legion einreihen und nach Oran ein-
schiffen, kam mit der Legion 1835
nach Spanien, um gegen die Karlisten
zu kämpfen, trat 1837 in Pamplona,
wo er krank darniederlag, zur katho-
lischen Kirche über und kehrte im Sep-
tember in die Heimat zurück. Die
Wiederaufnahme in den hessischen
Staatsdienst wurde ihm verweigert.
Dagegen berief Hassenpflug, damals
Zivilgouverneur von Luxemburg, K.
1839 dorthin, ernannte ihn zum Re-
gierungssekretär und Ende 1842 zum
Bureauchef bei der Regierung, welche
Stelle er am 1. Januar 1844 mit der
eines Hauptzollamtsrendanten ver-
tauschte. Dieses Amt gab er 1846
auf. Seit 1850 provisorisch am Athe-
näum beschäftigt, wurde er 1853 de-
finitiv zum Professor der deutschen
Sprache an demselben ernannt. Als
solcher starb er am 24. Novbr. 1858.

S:

Prinz Rosa-Stramin, 1834. - Er-
zählungen (Der Königin Gemahl. -
Maria bitt für mich! - Aus dem Leben
eines bösen Jungen), 1847. - Drei
Weihnachtsgeschichten v. E. Koch (Die
Novelle), W. Lynker u. K. Altmüller,
1859. - Gedichte (Aus dem Nachlaß
gesamm. u. hrsg. von einem Freunde
[Ludwig Housse]), 1859. - Gesammelte
Werke, 1. u. 2. Bd., 1873.

*Koch, Gaudenz,

pseud. P. Gau-
dentius,
wurde am 6. Dezbr. 1867
in Solothurn geboren und in St.
Gallen erzogen. Die landschaftlichen
Schönheiten dieses Orts u. sein viel-
gestaltiges Leben sind auf die Stim-
mung und Hebung des Gemüts des

*


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Kob
für Chriſten (Ge.), 1877. ‒ Die Gei-
gerin (Chriſtl. R.), Barmen o. J.

Koburg, Elfriede von,

Pſeud. für
Bernhardine Storch; ſ. d.!

Koch, Ernſt,

pſeudonym Eduard
Helmer,
wurde am 3. Juni 1808 zu
Singlis in Niederheſſen im Hauſe
ſeines mütterlichen Großvaters, des
Obervogts Murhard, geboren. Sein
Vater war damals Friedensrichter
in Oberaula, kam 1816 als fürſtlich
Rotenburgiſcher Oberſchultheiß nach
Witzenhauſen und 1821 als Kreisrat
nach Kaſſel. Hier trat der Sohn in
die dritte Klaſſe des Lyzeums ein und
ſtudierte dann ſeit 1825 in Marburg
und Göttingen die Rechte. Nachdem
er in Marburg 1829 zum Dr. jur.
promoviert worden, ging er 1830 nach
Berlin, um ſich dort als Privatdozent
zu habilitieren. Die politiſchen Er-
eigniſſe jener Tage riefen ihn aber
bald in ſein Vaterland zurück, wo er
als Referendar am Obergericht in
Kaſſel in den Staatsdienſt trat und
gleichzeitig unter dem Namen Leon-
hard Emil Hubert ſeine Tätigkeit als
politiſch-humoriſtiſcher Schriftſteller
im liberalen Sinne begann. Seine
„Vigilien‟, die er im „Verfaſſungs-
freund‟ veröffentlichte, ſicherten ihm
ſofort die Gunſt des freudig erſtaun-
ten Publikums, die er aber ebenſo
ſchnell wieder verlor, als er 1832 zum
proviſoriſchen Referenten im Mini-
ſterium ernannt wurde, da man nun
in ihm einen Renegaten ſeiner politi-
ſchen Überzeugung zu erblicken glaubte.
Um dieſe Zeit verlobte ſich K. mit
Henriette von Boſſe, der Tochter eines
braunſchweigiſchen Oberſtleutnants
(ſ. Henriette Treuſch von Buttlar!),
und er beſchloß nun, die juriſtiſche
Laufbahn weiter zu verfolgen, zu
welchem Zwecke er 1834 wieder an
das Obergericht zurückging, um ſich
für die zweite juriſtiſche Prüfung vor-
zubereiten. Aber die Auflöſung ſeiner
Verlobung, der Widerſpruch ſeiner
Stellung zu ſeinen politiſchen An-
[Spaltenumbruch]

Koch
ſichten, ſein jugendlicher, noch nicht
geſtählter Charakter: alles vereinigte
ſich, um in K. plötzlich den Entſchluß
zu reifen, ſein Vaterland heimlich zu
verlaſſen. Er wandte ſich zunächſt
(Ende 1834) nach Straßburg; ver-
ſchiedene Pläne, ſich eine Exiſtenz zu
gründen, mißglückten hier, wie ſpäter
in Paris. Nach wenigen Monaten
aller Subſiſtenzmittel entblößt, ließ
er ſich in die afrikaniſche Fremden-
legion einreihen und nach Oran ein-
ſchiffen, kam mit der Legion 1835
nach Spanien, um gegen die Karliſten
zu kämpfen, trat 1837 in Pamplona,
wo er krank darniederlag, zur katho-
liſchen Kirche über und kehrte im Sep-
tember in die Heimat zurück. Die
Wiederaufnahme in den heſſiſchen
Staatsdienſt wurde ihm verweigert.
Dagegen berief Haſſenpflug, damals
Zivilgouverneur von Luxemburg, K.
1839 dorthin, ernannte ihn zum Re-
gierungsſekretär und Ende 1842 zum
Bureauchef bei der Regierung, welche
Stelle er am 1. Januar 1844 mit der
eines Hauptzollamtsrendanten ver-
tauſchte. Dieſes Amt gab er 1846
auf. Seit 1850 proviſoriſch am Athe-
näum beſchäftigt, wurde er 1853 de-
finitiv zum Profeſſor der deutſchen
Sprache an demſelben ernannt. Als
ſolcher ſtarb er am 24. Novbr. 1858.

S:

Prinz Roſa-Stramin, 1834. ‒ Er-
zählungen (Der Königin Gemahl. ‒
Maria bitt für mich! ‒ Aus dem Leben
eines böſen Jungen), 1847. ‒ Drei
Weihnachtsgeſchichten v. E. Koch (Die
Novelle), W. Lynker u. K. Altmüller,
1859. ‒ Gedichte (Aus dem Nachlaß
geſamm. u. hrsg. von einem Freunde
[Ludwig Houſſe]), 1859. ‒ Geſammelte
Werke, 1. u. 2. Bd., 1873.

*Koch, Gaudenz,

pſeud. P. Gau-
dentius,
wurde am 6. Dezbr. 1867
in Solothurn geboren und in St.
Gallen erzogen. Die landſchaftlichen
Schönheiten dieſes Orts u. ſein viel-
geſtaltiges Leben ſind auf die Stim-
mung und Hebung des Gemüts des

*
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[40/0044] Kob Koch für Chriſten (Ge.), 1877. ‒ Die Gei- gerin (Chriſtl. R.), Barmen o. J. Koburg, Elfriede von, Pſeud. für Bernhardine Storch; ſ. d.! Koch, Ernſt, pſeudonym Eduard Helmer, wurde am 3. Juni 1808 zu Singlis in Niederheſſen im Hauſe ſeines mütterlichen Großvaters, des Obervogts Murhard, geboren. Sein Vater war damals Friedensrichter in Oberaula, kam 1816 als fürſtlich Rotenburgiſcher Oberſchultheiß nach Witzenhauſen und 1821 als Kreisrat nach Kaſſel. Hier trat der Sohn in die dritte Klaſſe des Lyzeums ein und ſtudierte dann ſeit 1825 in Marburg und Göttingen die Rechte. Nachdem er in Marburg 1829 zum Dr. jur. promoviert worden, ging er 1830 nach Berlin, um ſich dort als Privatdozent zu habilitieren. Die politiſchen Er- eigniſſe jener Tage riefen ihn aber bald in ſein Vaterland zurück, wo er als Referendar am Obergericht in Kaſſel in den Staatsdienſt trat und gleichzeitig unter dem Namen Leon- hard Emil Hubert ſeine Tätigkeit als politiſch-humoriſtiſcher Schriftſteller im liberalen Sinne begann. Seine „Vigilien‟, die er im „Verfaſſungs- freund‟ veröffentlichte, ſicherten ihm ſofort die Gunſt des freudig erſtaun- ten Publikums, die er aber ebenſo ſchnell wieder verlor, als er 1832 zum proviſoriſchen Referenten im Mini- ſterium ernannt wurde, da man nun in ihm einen Renegaten ſeiner politi- ſchen Überzeugung zu erblicken glaubte. Um dieſe Zeit verlobte ſich K. mit Henriette von Boſſe, der Tochter eines braunſchweigiſchen Oberſtleutnants (ſ. Henriette Treuſch von Buttlar!), und er beſchloß nun, die juriſtiſche Laufbahn weiter zu verfolgen, zu welchem Zwecke er 1834 wieder an das Obergericht zurückging, um ſich für die zweite juriſtiſche Prüfung vor- zubereiten. Aber die Auflöſung ſeiner Verlobung, der Widerſpruch ſeiner Stellung zu ſeinen politiſchen An- ſichten, ſein jugendlicher, noch nicht geſtählter Charakter: alles vereinigte ſich, um in K. plötzlich den Entſchluß zu reifen, ſein Vaterland heimlich zu verlaſſen. Er wandte ſich zunächſt (Ende 1834) nach Straßburg; ver- ſchiedene Pläne, ſich eine Exiſtenz zu gründen, mißglückten hier, wie ſpäter in Paris. Nach wenigen Monaten aller Subſiſtenzmittel entblößt, ließ er ſich in die afrikaniſche Fremden- legion einreihen und nach Oran ein- ſchiffen, kam mit der Legion 1835 nach Spanien, um gegen die Karliſten zu kämpfen, trat 1837 in Pamplona, wo er krank darniederlag, zur katho- liſchen Kirche über und kehrte im Sep- tember in die Heimat zurück. Die Wiederaufnahme in den heſſiſchen Staatsdienſt wurde ihm verweigert. Dagegen berief Haſſenpflug, damals Zivilgouverneur von Luxemburg, K. 1839 dorthin, ernannte ihn zum Re- gierungsſekretär und Ende 1842 zum Bureauchef bei der Regierung, welche Stelle er am 1. Januar 1844 mit der eines Hauptzollamtsrendanten ver- tauſchte. Dieſes Amt gab er 1846 auf. Seit 1850 proviſoriſch am Athe- näum beſchäftigt, wurde er 1853 de- finitiv zum Profeſſor der deutſchen Sprache an demſelben ernannt. Als ſolcher ſtarb er am 24. Novbr. 1858. S: Prinz Roſa-Stramin, 1834. ‒ Er- zählungen (Der Königin Gemahl. ‒ Maria bitt für mich! ‒ Aus dem Leben eines böſen Jungen), 1847. ‒ Drei Weihnachtsgeſchichten v. E. Koch (Die Novelle), W. Lynker u. K. Altmüller, 1859. ‒ Gedichte (Aus dem Nachlaß geſamm. u. hrsg. von einem Freunde [Ludwig Houſſe]), 1859. ‒ Geſammelte Werke, 1. u. 2. Bd., 1873. *Koch, Gaudenz, pſeud. P. Gau- dentius, wurde am 6. Dezbr. 1867 in Solothurn geboren und in St. Gallen erzogen. Die landſchaftlichen Schönheiten dieſes Orts u. ſein viel- geſtaltiges Leben ſind auf die Stim- mung und Hebung des Gemüts des *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 4. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon04_1913/44>, abgerufen am 29.03.2024.