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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 3. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Hah
ließ sich 1900 in Wien als praktischer
Arzt nieder. Seit dem Herbst 1904
war er Nerven- und Gerichtsarzt in
seiner Vaterstadt Linz a. D., nahm
aber 1906 in Tulln (Niederösterreich)
seinen Wohnsitz.

S:

Das Fresko (En.),
1903. - Dämonen (E.), 1904.

Hahn-Hahn, Jda Gräfin von,


* am 22. Juni 1805 zu Tressow in
Mecklenburg, war die Tochter des
bekannten Grafen Karl Friedrich
v. H., der 40 Jahre hindurch den Di-
rektor wandernder Schauspielertrup-
pen spielte u. dadurch fast sein ganzes
Vermögen einbüßte. Die Erziehung
der Tochter blieb somit meist der
Mutter überlassen. Auf dem Lande
und in Greifswald, wohin sich die
Familie nach der Ehescheidung der
Eltern zurückgezogen hatte, empfing
Jda eine sehr ungenügende Bildung;
selbst der Religionsunterricht hat ihr
nie ein lebendiges Verhältnis zum
protestantischen Glaubensbekenntnis
vermitteln können. Jm Jahre 1826
vermählte sie sich mit ihrem Vetter,
dem Grafen Friedrich Hahn-Base-
dow, doch wurde die Ehe schon nach
drei Jahren wieder gelöst u. die ge-
schiedene Gräfin erwarb sich durch das
ihr zugesprochene Vermögen eine un-
abhängige u. gesicherte Stellung, die
es ihr ermöglichte, entweder große
Reisen zu machen, wie 1835-36 durch
die Schweiz, 1837 durch Österreich,
1838-39 nach Jtalien und Sizilien,
1840-41 nach Jtalien, Spanien und
Frankreich, 1842 nach Schweden,
1843 nach dem Orient, oder in der
Zwischenzeit in Berlin, Wien und
Dresden ein großes Haus zu führen.
Reizbar u. nervös, wie sie war, lieh
sie allerlei romantischen, sentimen-
talen und auch religiösen Einflüste-
rungen und Einflüssen gern ein offe-
nes Ohr und trat 1850, vorzüglich
durch die Predigten des damaligen
Propstes in Berlin, nachmaligen Bi-
schofs von Mainz, von Ketteler, be-
stimmt und gemütlich ergriffen durch
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Hah
den Tod ihres Seelenfreundes Herrn
von Bistram, zur katholischen Kirche
über. Seit dieser Zeit wirkte sie
mit Eifer für dieselbe, teils durch
ihre Schriften, teils durch ihre Geld-
opfer, teils durch ihre Bemühungen,
Proselyten zu gewinnen, was ihr
z. Beisp. bei ihrem Bruder, dem Gra-
fen Ferdinand, (1858) gelang. Jm
Jahre 1852 begab sie sich nach An-
gers in das Mutterhaus des Ordens
vom guten Hirten in der Absicht, in
Mainz ein ähnliches Frauenkloster
zu stiften und den Orden aus Frank-
reich in demselben einzuführen. Nach-
dem sie 1853 in Neudorf bei Wien die
Ordensfrauen vom guten Hirten in
die dortige große Straf- und Korrek-
tionsanstalt eingewiesen, kehrte sie
1854 nach Mainz zurück und übergab
hier den Ordensschwestern das von
ihr gegründete Kloster. Sie selbst
schloß sich indes der Kongregation
in keiner Weise an, sondern lebte voll-
kommen frei und unabhängig, mit
literarischen Arbeiten u. Werken der
Wohltätigkeit beschäftigt. Jm Jahre
1865 machte sie noch einmal von sich
reden, indem sie sich mit an die Spitze
einer Gesellschaft von Damen stellte,
welche die Gründung einer katholi-
schen Musteruniversität in Österreich
betreiben wollte. Sie starb am 12.
Januar 1880 in Mainz.

S:

Gedichte,
1835. - Neue Gedichte, 1836. - Ve-
nezianische Nächte (Ge.), 1836. - Lie-
der und Gedichte, 1837. - Astralion
(Arabeske), 1839. - Jenseit der Berge
1840. - Reisebriefe; II, 1841. - Er-
innerungen aus und an Frankreich;
II, 1842. - Die Kinder auf dem
Abendberg, 1843. - Ein Reiseversuch
im Norden, 1843. - Orientalische
Briefe; III, 1844. - Aus der Gesell-
schaft (Re.); VIII, 1845 [Jnhalt: I.
Jlda Schönholm (1838. 2. A. 1845).
- II. Der Rechte (1839. 2. A. 1845).
- III-IV. Gräfin Faustina (1841.
3. A. 1845). - V-VI. Ulrich (1841.
2. A. 1845). - VII. Sigismund For-

*


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Hah
ließ ſich 1900 in Wien als praktiſcher
Arzt nieder. Seit dem Herbſt 1904
war er Nerven- und Gerichtsarzt in
ſeiner Vaterſtadt Linz a. D., nahm
aber 1906 in Tulln (Niederöſterreich)
ſeinen Wohnſitz.

S:

Das Fresko (En.),
1903. – Dämonen (E.), 1904.

Hahn-Hahn, Jda Gräfin von,


* am 22. Juni 1805 zu Treſſow in
Mecklenburg, war die Tochter des
bekannten Grafen Karl Friedrich
v. H., der 40 Jahre hindurch den Di-
rektor wandernder Schauſpielertrup-
pen ſpielte u. dadurch faſt ſein ganzes
Vermögen einbüßte. Die Erziehung
der Tochter blieb ſomit meiſt der
Mutter überlaſſen. Auf dem Lande
und in Greifswald, wohin ſich die
Familie nach der Eheſcheidung der
Eltern zurückgezogen hatte, empfing
Jda eine ſehr ungenügende Bildung;
ſelbſt der Religionsunterricht hat ihr
nie ein lebendiges Verhältnis zum
proteſtantiſchen Glaubensbekenntnis
vermitteln können. Jm Jahre 1826
vermählte ſie ſich mit ihrem Vetter,
dem Grafen Friedrich Hahn-Baſe-
dow, doch wurde die Ehe ſchon nach
drei Jahren wieder gelöſt u. die ge-
ſchiedene Gräfin erwarb ſich durch das
ihr zugeſprochene Vermögen eine un-
abhängige u. geſicherte Stellung, die
es ihr ermöglichte, entweder große
Reiſen zu machen, wie 1835–36 durch
die Schweiz, 1837 durch Öſterreich,
1838–39 nach Jtalien und Sizilien,
1840–41 nach Jtalien, Spanien und
Frankreich, 1842 nach Schweden,
1843 nach dem Orient, oder in der
Zwiſchenzeit in Berlin, Wien und
Dresden ein großes Haus zu führen.
Reizbar u. nervös, wie ſie war, lieh
ſie allerlei romantiſchen, ſentimen-
talen und auch religiöſen Einflüſte-
rungen und Einflüſſen gern ein offe-
nes Ohr und trat 1850, vorzüglich
durch die Predigten des damaligen
Propſtes in Berlin, nachmaligen Bi-
ſchofs von Mainz, von Ketteler, be-
ſtimmt und gemütlich ergriffen durch
[Spaltenumbruch]

Hah
den Tod ihres Seelenfreundes Herrn
von Biſtram, zur katholiſchen Kirche
über. Seit dieſer Zeit wirkte ſie
mit Eifer für dieſelbe, teils durch
ihre Schriften, teils durch ihre Geld-
opfer, teils durch ihre Bemühungen,
Proſelyten zu gewinnen, was ihr
z. Beiſp. bei ihrem Bruder, dem Gra-
fen Ferdinand, (1858) gelang. Jm
Jahre 1852 begab ſie ſich nach An-
gers in das Mutterhaus des Ordens
vom guten Hirten in der Abſicht, in
Mainz ein ähnliches Frauenkloſter
zu ſtiften und den Orden aus Frank-
reich in demſelben einzuführen. Nach-
dem ſie 1853 in Neudorf bei Wien die
Ordensfrauen vom guten Hirten in
die dortige große Straf- und Korrek-
tionsanſtalt eingewieſen, kehrte ſie
1854 nach Mainz zurück und übergab
hier den Ordensſchweſtern das von
ihr gegründete Kloſter. Sie ſelbſt
ſchloß ſich indes der Kongregation
in keiner Weiſe an, ſondern lebte voll-
kommen frei und unabhängig, mit
literariſchen Arbeiten u. Werken der
Wohltätigkeit beſchäftigt. Jm Jahre
1865 machte ſie noch einmal von ſich
reden, indem ſie ſich mit an die Spitze
einer Geſellſchaft von Damen ſtellte,
welche die Gründung einer katholi-
ſchen Muſteruniverſität in Öſterreich
betreiben wollte. Sie ſtarb am 12.
Januar 1880 in Mainz.

S:

Gedichte,
1835. – Neue Gedichte, 1836. – Ve-
nezianiſche Nächte (Ge.), 1836. – Lie-
der und Gedichte, 1837. – Aſtralion
(Arabeske), 1839. – Jenſeit der Berge
1840. – Reiſebriefe; II, 1841. – Er-
innerungen aus und an Frankreich;
II, 1842. – Die Kinder auf dem
Abendberg, 1843. – Ein Reiſeverſuch
im Norden, 1843. – Orientaliſche
Briefe; III, 1844. – Aus der Geſell-
ſchaft (Re.); VIII, 1845 [Jnhalt: I.
Jlda Schönholm (1838. 2. A. 1845).
II. Der Rechte (1839. 2. A. 1845).
III–IV. Gräfin Fauſtina (1841.
3. A. 1845). – V–VI. Ulrich (1841.
2. A. 1845). – VII. Sigismund For-

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[44/0048] Hah Hah ließ ſich 1900 in Wien als praktiſcher Arzt nieder. Seit dem Herbſt 1904 war er Nerven- und Gerichtsarzt in ſeiner Vaterſtadt Linz a. D., nahm aber 1906 in Tulln (Niederöſterreich) ſeinen Wohnſitz. S: Das Fresko (En.), 1903. – Dämonen (E.), 1904. Hahn-Hahn, Jda Gräfin von, * am 22. Juni 1805 zu Treſſow in Mecklenburg, war die Tochter des bekannten Grafen Karl Friedrich v. H., der 40 Jahre hindurch den Di- rektor wandernder Schauſpielertrup- pen ſpielte u. dadurch faſt ſein ganzes Vermögen einbüßte. Die Erziehung der Tochter blieb ſomit meiſt der Mutter überlaſſen. Auf dem Lande und in Greifswald, wohin ſich die Familie nach der Eheſcheidung der Eltern zurückgezogen hatte, empfing Jda eine ſehr ungenügende Bildung; ſelbſt der Religionsunterricht hat ihr nie ein lebendiges Verhältnis zum proteſtantiſchen Glaubensbekenntnis vermitteln können. Jm Jahre 1826 vermählte ſie ſich mit ihrem Vetter, dem Grafen Friedrich Hahn-Baſe- dow, doch wurde die Ehe ſchon nach drei Jahren wieder gelöſt u. die ge- ſchiedene Gräfin erwarb ſich durch das ihr zugeſprochene Vermögen eine un- abhängige u. geſicherte Stellung, die es ihr ermöglichte, entweder große Reiſen zu machen, wie 1835–36 durch die Schweiz, 1837 durch Öſterreich, 1838–39 nach Jtalien und Sizilien, 1840–41 nach Jtalien, Spanien und Frankreich, 1842 nach Schweden, 1843 nach dem Orient, oder in der Zwiſchenzeit in Berlin, Wien und Dresden ein großes Haus zu führen. Reizbar u. nervös, wie ſie war, lieh ſie allerlei romantiſchen, ſentimen- talen und auch religiöſen Einflüſte- rungen und Einflüſſen gern ein offe- nes Ohr und trat 1850, vorzüglich durch die Predigten des damaligen Propſtes in Berlin, nachmaligen Bi- ſchofs von Mainz, von Ketteler, be- ſtimmt und gemütlich ergriffen durch den Tod ihres Seelenfreundes Herrn von Biſtram, zur katholiſchen Kirche über. Seit dieſer Zeit wirkte ſie mit Eifer für dieſelbe, teils durch ihre Schriften, teils durch ihre Geld- opfer, teils durch ihre Bemühungen, Proſelyten zu gewinnen, was ihr z. Beiſp. bei ihrem Bruder, dem Gra- fen Ferdinand, (1858) gelang. Jm Jahre 1852 begab ſie ſich nach An- gers in das Mutterhaus des Ordens vom guten Hirten in der Abſicht, in Mainz ein ähnliches Frauenkloſter zu ſtiften und den Orden aus Frank- reich in demſelben einzuführen. Nach- dem ſie 1853 in Neudorf bei Wien die Ordensfrauen vom guten Hirten in die dortige große Straf- und Korrek- tionsanſtalt eingewieſen, kehrte ſie 1854 nach Mainz zurück und übergab hier den Ordensſchweſtern das von ihr gegründete Kloſter. Sie ſelbſt ſchloß ſich indes der Kongregation in keiner Weiſe an, ſondern lebte voll- kommen frei und unabhängig, mit literariſchen Arbeiten u. Werken der Wohltätigkeit beſchäftigt. Jm Jahre 1865 machte ſie noch einmal von ſich reden, indem ſie ſich mit an die Spitze einer Geſellſchaft von Damen ſtellte, welche die Gründung einer katholi- ſchen Muſteruniverſität in Öſterreich betreiben wollte. Sie ſtarb am 12. Januar 1880 in Mainz. S: Gedichte, 1835. – Neue Gedichte, 1836. – Ve- nezianiſche Nächte (Ge.), 1836. – Lie- der und Gedichte, 1837. – Aſtralion (Arabeske), 1839. – Jenſeit der Berge 1840. – Reiſebriefe; II, 1841. – Er- innerungen aus und an Frankreich; II, 1842. – Die Kinder auf dem Abendberg, 1843. – Ein Reiſeverſuch im Norden, 1843. – Orientaliſche Briefe; III, 1844. – Aus der Geſell- ſchaft (Re.); VIII, 1845 [Jnhalt: I. Jlda Schönholm (1838. 2. A. 1845). – II. Der Rechte (1839. 2. A. 1845). – III–IV. Gräfin Fauſtina (1841. 3. A. 1845). – V–VI. Ulrich (1841. 2. A. 1845). – VII. Sigismund For- *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 3. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon03_1913/48>, abgerufen am 28.03.2024.