Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

ward, des anhaltenden heftigen Regens ungeachtet, so
lebhaft fortgesetzt, daß die Stadt sich den 20sten Octo-
ber ergeben mußte, und die Besatzung 8000 Mann
stark auszog, 1000 etwa ausgenommen, welche zu-
rück blieben, und bey uns Dienste nahmen.

Der Sieg bey Malplaquet, und die Eroberung
der Städte Dornick und Mons beschlossen diesen Feld-
zug, daher unsere Armee aus einander und in die
Winterquartiere gieng. Unser Regiment kam nach
Mastricht, und da ich von meiner Wunde noch nicht
wieder hergestellet war, so ward ich mit noch acht ver-
wundeten Soldaten auf einem Wagen und unter der
Aufsicht eines Sergeanten nach Brüssel gefahren.
Den 20sten Abends kamen wir zu Notre-Dame de
Hall an, auf dem halben Wege zwischen Mons und
Brüssel, wo eines unserer Räder brach, und als der
Fuhrmann hörte, daß sich eine Französische Parthey
in der Stadt befand, so machte er sich mit den Pfer-
den aus dem Staube. Als die Franzosen von uns
Nachricht erhielten, kamen sie auf uns zu, erkundig-
ten sich nach den Pferden, und setzten, als sie den
Vorgang hörten, ihnen nach. Zu meinem Glücke
war ich ehedem einige Zeit in dieser Stadt gewesen,
und war daselbst sehr gut bekannt, daher mich die Ein-
wohner in Sicherheit brachten, und mich dadurch vor
der Plünderung schützten; denn als die Franzosen zu-
rück kamen, plünderten sie die acht verwundeten Sol-
daten, und führten den Sergeanten gefangen nach
Namur. Als dieser daselbst ankam, und dem Gou-
verneur in dem Verhöre sagte, daß er im Dienste ge-
wesen, und diese Verwundete in das Hospital nach
Brüssel habe bringen sollen, daß sie aber von den

Fran-

ward, des anhaltenden heftigen Regens ungeachtet, ſo
lebhaft fortgeſetzt, daß die Stadt ſich den 20ſten Octo-
ber ergeben mußte, und die Beſatzung 8000 Mann
ſtark auszog, 1000 etwa ausgenommen, welche zu-
ruͤck blieben, und bey uns Dienſte nahmen.

Der Sieg bey Malplaquet, und die Eroberung
der Staͤdte Dornick und Mons beſchloſſen dieſen Feld-
zug, daher unſere Armee aus einander und in die
Winterquartiere gieng. Unſer Regiment kam nach
Maſtricht, und da ich von meiner Wunde noch nicht
wieder hergeſtellet war, ſo ward ich mit noch acht ver-
wundeten Soldaten auf einem Wagen und unter der
Aufſicht eines Sergeanten nach Bruͤſſel gefahren.
Den 20ſten Abends kamen wir zu Notre-Dame de
Hall an, auf dem halben Wege zwiſchen Mons und
Bruͤſſel, wo eines unſerer Raͤder brach, und als der
Fuhrmann hoͤrte, daß ſich eine Franzoͤſiſche Parthey
in der Stadt befand, ſo machte er ſich mit den Pfer-
den aus dem Staube. Als die Franzoſen von uns
Nachricht erhielten, kamen ſie auf uns zu, erkundig-
ten ſich nach den Pferden, und ſetzten, als ſie den
Vorgang hoͤrten, ihnen nach. Zu meinem Gluͤcke
war ich ehedem einige Zeit in dieſer Stadt geweſen,
und war daſelbſt ſehr gut bekannt, daher mich die Ein-
wohner in Sicherheit brachten, und mich dadurch vor
der Pluͤnderung ſchuͤtzten; denn als die Franzoſen zu-
ruͤck kamen, pluͤnderten ſie die acht verwundeten Sol-
daten, und fuͤhrten den Sergeanten gefangen nach
Namur. Als dieſer daſelbſt ankam, und dem Gou-
verneur in dem Verhoͤre ſagte, daß er im Dienſte ge-
weſen, und dieſe Verwundete in das Hoſpital nach
Bruͤſſel habe bringen ſollen, daß ſie aber von den

Fran-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0037" n="27"/>
ward, des anhaltenden heftigen Regens ungeachtet, &#x017F;o<lb/>
lebhaft fortge&#x017F;etzt, daß die Stadt &#x017F;ich den 20&#x017F;ten Octo-<lb/>
ber ergeben mußte, und die Be&#x017F;atzung 8000 Mann<lb/>
&#x017F;tark auszog, 1000 etwa ausgenommen, welche zu-<lb/>
ru&#x0364;ck blieben, und bey uns Dien&#x017F;te nahmen.</p><lb/>
        <p>Der Sieg bey Malplaquet, und die Eroberung<lb/>
der Sta&#x0364;dte Dornick und Mons be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;en Feld-<lb/>
zug, daher un&#x017F;ere Armee aus einander und in die<lb/>
Winterquartiere gieng. Un&#x017F;er Regiment kam nach<lb/>
Ma&#x017F;tricht, und da ich von meiner Wunde noch nicht<lb/>
wieder herge&#x017F;tellet war, &#x017F;o ward ich mit noch acht ver-<lb/>
wundeten Soldaten auf einem Wagen und unter der<lb/>
Auf&#x017F;icht eines Sergeanten nach Bru&#x0364;&#x017F;&#x017F;el gefahren.<lb/>
Den 20&#x017F;ten Abends kamen wir zu Notre-Dame de<lb/>
Hall an, auf dem halben Wege zwi&#x017F;chen Mons und<lb/>
Bru&#x0364;&#x017F;&#x017F;el, wo eines un&#x017F;erer Ra&#x0364;der brach, und als der<lb/>
Fuhrmann ho&#x0364;rte, daß &#x017F;ich eine Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che Parthey<lb/>
in der Stadt befand, &#x017F;o machte er &#x017F;ich mit den Pfer-<lb/>
den aus dem Staube. Als die Franzo&#x017F;en von uns<lb/>
Nachricht erhielten, kamen &#x017F;ie auf uns zu, erkundig-<lb/>
ten &#x017F;ich nach den Pferden, und &#x017F;etzten, als &#x017F;ie den<lb/>
Vorgang ho&#x0364;rten, ihnen nach. Zu meinem Glu&#x0364;cke<lb/>
war ich ehedem einige Zeit in die&#x017F;er Stadt gewe&#x017F;en,<lb/>
und war da&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ehr gut bekannt, daher mich die Ein-<lb/>
wohner in Sicherheit brachten, und mich dadurch vor<lb/>
der Plu&#x0364;nderung &#x017F;chu&#x0364;tzten; denn als die Franzo&#x017F;en zu-<lb/>
ru&#x0364;ck kamen, plu&#x0364;nderten &#x017F;ie die acht verwundeten Sol-<lb/>
daten, und fu&#x0364;hrten den Sergeanten gefangen nach<lb/>
Namur. Als die&#x017F;er da&#x017F;elb&#x017F;t ankam, und dem Gou-<lb/>
verneur in dem Verho&#x0364;re &#x017F;agte, daß er im Dien&#x017F;te ge-<lb/>
we&#x017F;en, und die&#x017F;e Verwundete in das Ho&#x017F;pital nach<lb/>
Bru&#x0364;&#x017F;&#x017F;el habe bringen &#x017F;ollen, daß &#x017F;ie aber von den<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Fran-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0037] ward, des anhaltenden heftigen Regens ungeachtet, ſo lebhaft fortgeſetzt, daß die Stadt ſich den 20ſten Octo- ber ergeben mußte, und die Beſatzung 8000 Mann ſtark auszog, 1000 etwa ausgenommen, welche zu- ruͤck blieben, und bey uns Dienſte nahmen. Der Sieg bey Malplaquet, und die Eroberung der Staͤdte Dornick und Mons beſchloſſen dieſen Feld- zug, daher unſere Armee aus einander und in die Winterquartiere gieng. Unſer Regiment kam nach Maſtricht, und da ich von meiner Wunde noch nicht wieder hergeſtellet war, ſo ward ich mit noch acht ver- wundeten Soldaten auf einem Wagen und unter der Aufſicht eines Sergeanten nach Bruͤſſel gefahren. Den 20ſten Abends kamen wir zu Notre-Dame de Hall an, auf dem halben Wege zwiſchen Mons und Bruͤſſel, wo eines unſerer Raͤder brach, und als der Fuhrmann hoͤrte, daß ſich eine Franzoͤſiſche Parthey in der Stadt befand, ſo machte er ſich mit den Pfer- den aus dem Staube. Als die Franzoſen von uns Nachricht erhielten, kamen ſie auf uns zu, erkundig- ten ſich nach den Pferden, und ſetzten, als ſie den Vorgang hoͤrten, ihnen nach. Zu meinem Gluͤcke war ich ehedem einige Zeit in dieſer Stadt geweſen, und war daſelbſt ſehr gut bekannt, daher mich die Ein- wohner in Sicherheit brachten, und mich dadurch vor der Pluͤnderung ſchuͤtzten; denn als die Franzoſen zu- ruͤck kamen, pluͤnderten ſie die acht verwundeten Sol- daten, und fuͤhrten den Sergeanten gefangen nach Namur. Als dieſer daſelbſt ankam, und dem Gou- verneur in dem Verhoͤre ſagte, daß er im Dienſte ge- weſen, und dieſe Verwundete in das Hoſpital nach Bruͤſſel habe bringen ſollen, daß ſie aber von den Fran-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/37
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/37>, abgerufen am 29.03.2024.