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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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ten ertheilte. Mein Großvater legte hierauf ein Dorf
in der Mitte des Waldes an, welches er Brücen-
Wald nannte, und ein anderes bey der Hütte des
Theerbrenners, welches den Nahmen Jetzkendorf be-
kam, indem bereits vorher ein Dorf dieses Nah-
mens an diesem Orte gestanden hatte, wie man noch
aus den Ruinen sehen konnte. Der Churfürst schlief
auf ein wenig Stroh bis zu des Tages Anbruch, da
er von dem Geräusche seiner Leute aufgeweckt ward,
welche ihn die ganze Nacht gesucht hatten, und mit
welchen er wieder nach Berlin gieng.

Des Verfas-
sers Geburt.

Mein Großvater heirathete zu Berlin eine Da-
me von Vermögen, aus der Familie Arnsdorf, mit
welcher er verschiedene beträchtliche Güter bekam.
Er zeugte mit ihr zwey Söhne und drey Töchter.
Sein jüngster Sohn war mein Vater; seine älteste
Tochter ward an den Obersten Dewitz verheirathet,
welcher nachmals Statthalter in Pommern ward, und
das Gut Malchin in dieser Provinz mit ihr bekam.
Die zweyte Tochter ward Aebtissinn in einem, für Er-
ziehung junger Frauenzimmer vom Stande, gestifte-
ten protestantischen Kloster, heirathete aber nachmals
den Oberst-Lieutenant Rebeur, welcher Brücen-
Wald mit ihr bekam. Seine jüngste Tochter ward
mit dem General-Major Lattorf verheirathet, dem sie
seine beyden besten Güter Konikendorf und Woletz zu-
brachte. Solchergestalt gab er alle mit seiner Frau
erhaltenen Güter seinen Töchtern, und seine Söhne
bekamen weiter nichts, als Erziehung und eine kleine
Summe Geldes. Nachdem er sie bey der großen
Musketier-Garde des Churfürsten angebracht hatte,
so überließ er ihnen, ihr Glück bey der Armee selbst

zu

ten ertheilte. Mein Großvater legte hierauf ein Dorf
in der Mitte des Waldes an, welches er Bruͤcen-
Wald nannte, und ein anderes bey der Huͤtte des
Theerbrenners, welches den Nahmen Jetzkendorf be-
kam, indem bereits vorher ein Dorf dieſes Nah-
mens an dieſem Orte geſtanden hatte, wie man noch
aus den Ruinen ſehen konnte. Der Churfuͤrſt ſchlief
auf ein wenig Stroh bis zu des Tages Anbruch, da
er von dem Geraͤuſche ſeiner Leute aufgeweckt ward,
welche ihn die ganze Nacht geſucht hatten, und mit
welchen er wieder nach Berlin gieng.

Des Verfaſ-
ſers Geburt.

Mein Großvater heirathete zu Berlin eine Da-
me von Vermoͤgen, aus der Familie Arnsdorf, mit
welcher er verſchiedene betraͤchtliche Guͤter bekam.
Er zeugte mit ihr zwey Soͤhne und drey Toͤchter.
Sein juͤngſter Sohn war mein Vater; ſeine aͤlteſte
Tochter ward an den Oberſten Dewitz verheirathet,
welcher nachmals Statthalter in Pommern ward, und
das Gut Malchin in dieſer Provinz mit ihr bekam.
Die zweyte Tochter ward Aebtiſſinn in einem, fuͤr Er-
ziehung junger Frauenzimmer vom Stande, geſtifte-
ten proteſtantiſchen Kloſter, heirathete aber nachmals
den Oberſt-Lieutenant Rebeur, welcher Bruͤcen-
Wald mit ihr bekam. Seine juͤngſte Tochter ward
mit dem General-Major Lattorf verheirathet, dem ſie
ſeine beyden beſten Guͤter Konikendorf und Woletz zu-
brachte. Solchergeſtalt gab er alle mit ſeiner Frau
erhaltenen Guͤter ſeinen Toͤchtern, und ſeine Soͤhne
bekamen weiter nichts, als Erziehung und eine kleine
Summe Geldes. Nachdem er ſie bey der großen
Musketier-Garde des Churfuͤrſten angebracht hatte,
ſo uͤberließ er ihnen, ihr Gluͤck bey der Armee ſelbſt

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[4/0014] ten ertheilte. Mein Großvater legte hierauf ein Dorf in der Mitte des Waldes an, welches er Bruͤcen- Wald nannte, und ein anderes bey der Huͤtte des Theerbrenners, welches den Nahmen Jetzkendorf be- kam, indem bereits vorher ein Dorf dieſes Nah- mens an dieſem Orte geſtanden hatte, wie man noch aus den Ruinen ſehen konnte. Der Churfuͤrſt ſchlief auf ein wenig Stroh bis zu des Tages Anbruch, da er von dem Geraͤuſche ſeiner Leute aufgeweckt ward, welche ihn die ganze Nacht geſucht hatten, und mit welchen er wieder nach Berlin gieng. Mein Großvater heirathete zu Berlin eine Da- me von Vermoͤgen, aus der Familie Arnsdorf, mit welcher er verſchiedene betraͤchtliche Guͤter bekam. Er zeugte mit ihr zwey Soͤhne und drey Toͤchter. Sein juͤngſter Sohn war mein Vater; ſeine aͤlteſte Tochter ward an den Oberſten Dewitz verheirathet, welcher nachmals Statthalter in Pommern ward, und das Gut Malchin in dieſer Provinz mit ihr bekam. Die zweyte Tochter ward Aebtiſſinn in einem, fuͤr Er- ziehung junger Frauenzimmer vom Stande, geſtifte- ten proteſtantiſchen Kloſter, heirathete aber nachmals den Oberſt-Lieutenant Rebeur, welcher Bruͤcen- Wald mit ihr bekam. Seine juͤngſte Tochter ward mit dem General-Major Lattorf verheirathet, dem ſie ſeine beyden beſten Guͤter Konikendorf und Woletz zu- brachte. Solchergeſtalt gab er alle mit ſeiner Frau erhaltenen Guͤter ſeinen Toͤchtern, und ſeine Soͤhne bekamen weiter nichts, als Erziehung und eine kleine Summe Geldes. Nachdem er ſie bey der großen Musketier-Garde des Churfuͤrſten angebracht hatte, ſo uͤberließ er ihnen, ihr Gluͤck bey der Armee ſelbſt zu

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/14>, abgerufen am 29.03.2024.