Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite




Ach! GOTT gefällige vergnügte Lebens-Art!
Jn welchem Freuden-Meer schwimmst Du, gottseelge Seele!
Jch weiß, daß Dir mit GOtt der Umgang nimmer fehle,
Dir zeigt ja ieder Sinn des Schöpfers Gegenwart.
Die Allmacht leget Dich voll Ehr-Furcht Jhm zu Fuß;
Die Liebe reitzet Dich voll Jnbrunst Jhn zu lieben;
Die Weisheit lehret Dich Vertrauen, Hoffnung üben.
Wie selig ist dereinst des sel'gen Lebens Schluß!
Ach! Menschen, folget doch dem grossen Beyspiel nach,
Wie weit, wie herrlich weit kann es die Seele bringen,
Die sich, voll heilger Lust, zum Schöpfer weiß zu schwingen,
Und eitlem schnöden Tand sich zeitlich schon entbrach!
Bedenckt, der fromme Brocks ist ja ein Mensch, wie ihr,
Und führt, durch GOttes Krafft, doch so ein Englisch Leben:
O! lasst sich ieder doch nach Möglichkeit bestreben,
Es ist die höchste Lust, die nöthigste Gebühr.
Schaut Sein vortrefflichs Buch mit weisen Augen an,
Das die getreue Hand, zu eurem Heil, geschrieben,
Jhn jammert, daß ihr taub, blind, fühllos, stumm geblieben,
Er sucht, als kluger Artzt, wie Er euch helffen kann.
Doch Du, gottselger Brocks, wo Lust und Nutz vereint,
Der grosse Schöpfer wird Dir Lohn und Ehre geben.
Jch wünsche Dir, so lang', zum Wol der Welt, zu leben,
Bis daß ein vierter Theil noch zwantzig mahl erscheint.
Albrecht Jacob Sell.


Als




Ach! GOTT gefaͤllige vergnuͤgte Lebens-Art!
Jn welchem Freuden-Meer ſchwimmſt Du, gottſeelge Seele!
Jch weiß, daß Dir mit GOtt der Umgang nimmer fehle,
Dir zeigt ja ieder Sinn des Schoͤpfers Gegenwart.
Die Allmacht leget Dich voll Ehr-Furcht Jhm zu Fuß;
Die Liebe reitzet Dich voll Jnbrunſt Jhn zu lieben;
Die Weisheit lehret Dich Vertrauen, Hoffnung uͤben.
Wie ſelig iſt dereinſt des ſel’gen Lebens Schluß!
Ach! Menſchen, folget doch dem groſſen Beyſpiel nach,
Wie weit, wie herrlich weit kann es die Seele bringen,
Die ſich, voll heilger Luſt, zum Schoͤpfer weiß zu ſchwingen,
Und eitlem ſchnoͤden Tand ſich zeitlich ſchon entbrach!
Bedenckt, der fromme Brocks iſt ja ein Menſch, wie ihr,
Und fuͤhrt, durch GOttes Krafft, doch ſo ein Engliſch Leben:
O! laſſt ſich ieder doch nach Moͤglichkeit beſtreben,
Es iſt die hoͤchſte Luſt, die noͤthigſte Gebuͤhr.
Schaut Sein vortrefflichs Buch mit weiſen Augen an,
Das die getreue Hand, zu eurem Heil, geſchrieben,
Jhn jammert, daß ihr taub, blind, fuͤhllos, ſtumm geblieben,
Er ſucht, als kluger Artzt, wie Er euch helffen kann.
Doch Du, gottſelger Brocks, wo Luſt und Nutz vereint,
Der groſſe Schoͤpfer wird Dir Lohn und Ehre geben.
Jch wuͤnſche Dir, ſo lang’, zum Wol der Welt, zu leben,
Bis daß ein vierter Theil noch zwantzig mahl erſcheint.
Albrecht Jacob Sell.


Als
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0028"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>Ach! GOTT gefa&#x0364;llige vergnu&#x0364;gte Lebens-Art!</l><lb/>
          <l>Jn welchem Freuden-Meer &#x017F;chwimm&#x017F;t Du, gott&#x017F;eelge Seele!</l><lb/>
          <l>Jch weiß, daß Dir mit GOtt der Umgang nimmer fehle,</l><lb/>
          <l>Dir zeigt ja ieder Sinn des Scho&#x0364;pfers Gegenwart.</l><lb/>
          <l>Die Allmacht leget Dich voll Ehr-Furcht Jhm zu Fuß;</l><lb/>
          <l>Die Liebe reitzet Dich voll Jnbrun&#x017F;t Jhn zu lieben;</l><lb/>
          <l>Die Weisheit lehret Dich Vertrauen, Hoffnung u&#x0364;ben.</l><lb/>
          <l>Wie &#x017F;elig i&#x017F;t derein&#x017F;t des &#x017F;el&#x2019;gen Lebens Schluß!</l><lb/>
          <l>Ach! Men&#x017F;chen, folget doch dem gro&#x017F;&#x017F;en Bey&#x017F;piel nach,</l><lb/>
          <l>Wie weit, wie herrlich weit kann es die Seele bringen,</l><lb/>
          <l>Die &#x017F;ich, voll heilger Lu&#x017F;t, zum Scho&#x0364;pfer weiß zu &#x017F;chwingen,</l><lb/>
          <l>Und eitlem &#x017F;chno&#x0364;den Tand &#x017F;ich zeitlich &#x017F;chon entbrach!</l><lb/>
          <l>Bedenckt, der fromme <hi rendition="#fr">Brocks</hi> i&#x017F;t ja ein Men&#x017F;ch, wie ihr,</l><lb/>
          <l>Und fu&#x0364;hrt, durch GOttes Krafft, doch &#x017F;o ein Engli&#x017F;ch Leben:</l><lb/>
          <l>O! la&#x017F;&#x017F;t &#x017F;ich ieder doch nach Mo&#x0364;glichkeit be&#x017F;treben,</l><lb/>
          <l>Es i&#x017F;t die ho&#x0364;ch&#x017F;te Lu&#x017F;t, die no&#x0364;thig&#x017F;te Gebu&#x0364;hr.</l><lb/>
          <l>Schaut Sein vortrefflichs Buch mit wei&#x017F;en Augen an,</l><lb/>
          <l>Das die getreue Hand, zu eurem Heil, ge&#x017F;chrieben,</l><lb/>
          <l>Jhn jammert, daß ihr taub, blind, fu&#x0364;hllos, &#x017F;tumm geblieben,</l><lb/>
          <l>Er &#x017F;ucht, als kluger Artzt, wie Er euch helffen kann.</l><lb/>
          <l>Doch Du, <hi rendition="#fr">gott&#x017F;elger Brocks,</hi> wo Lu&#x017F;t und Nutz vereint,</l><lb/>
          <l>Der gro&#x017F;&#x017F;e Scho&#x0364;pfer wird Dir Lohn und Ehre geben.</l><lb/>
          <l>Jch wu&#x0364;n&#x017F;che Dir, &#x017F;o lang&#x2019;, zum Wol der Welt, zu leben,</l><lb/>
          <l>Bis daß ein vierter Theil noch zwantzig mahl er&#x017F;cheint.</l>
        </lg><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">A</hi>lbrecht <hi rendition="#in">J</hi>acob <hi rendition="#in">S</hi>ell.</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch">Als</fw><lb/>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0028] Ach! GOTT gefaͤllige vergnuͤgte Lebens-Art! Jn welchem Freuden-Meer ſchwimmſt Du, gottſeelge Seele! Jch weiß, daß Dir mit GOtt der Umgang nimmer fehle, Dir zeigt ja ieder Sinn des Schoͤpfers Gegenwart. Die Allmacht leget Dich voll Ehr-Furcht Jhm zu Fuß; Die Liebe reitzet Dich voll Jnbrunſt Jhn zu lieben; Die Weisheit lehret Dich Vertrauen, Hoffnung uͤben. Wie ſelig iſt dereinſt des ſel’gen Lebens Schluß! Ach! Menſchen, folget doch dem groſſen Beyſpiel nach, Wie weit, wie herrlich weit kann es die Seele bringen, Die ſich, voll heilger Luſt, zum Schoͤpfer weiß zu ſchwingen, Und eitlem ſchnoͤden Tand ſich zeitlich ſchon entbrach! Bedenckt, der fromme Brocks iſt ja ein Menſch, wie ihr, Und fuͤhrt, durch GOttes Krafft, doch ſo ein Engliſch Leben: O! laſſt ſich ieder doch nach Moͤglichkeit beſtreben, Es iſt die hoͤchſte Luſt, die noͤthigſte Gebuͤhr. Schaut Sein vortrefflichs Buch mit weiſen Augen an, Das die getreue Hand, zu eurem Heil, geſchrieben, Jhn jammert, daß ihr taub, blind, fuͤhllos, ſtumm geblieben, Er ſucht, als kluger Artzt, wie Er euch helffen kann. Doch Du, gottſelger Brocks, wo Luſt und Nutz vereint, Der groſſe Schoͤpfer wird Dir Lohn und Ehre geben. Jch wuͤnſche Dir, ſo lang’, zum Wol der Welt, zu leben, Bis daß ein vierter Theil noch zwantzig mahl erſcheint. Albrecht Jacob Sell. Als

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/28
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/28>, abgerufen am 29.03.2024.