Wann ich in solchem Stand' auf die Geschöpfe sehe; So find' ich, daß, da man sie nicht betrachtet, Noch auf die herrlichen Gesetze der Natur, Und die so wunderbare Spur Der Cörper an dem Himmel achtet; Es sonder einer Ahrt von Bosheit nicht geschehe.
Nicht einst die Augen zu erheben Auf alle Wunderwerk, die uns in Meng' umgeben, Um uns, in ihrer Schönheit Pracht, Des Schöpsers Weisheit, Lieb' und Macht, Zu Dessen Preise, vorzustellen, Jst, meiner Meynung nach, Nicht eine kleine Schmach Der Göttlichen Versehung angethan.
Allein, Wie ist die Zahl derselben doch so klein, Die der Natur so herrlichs Schau Werk achten, Die mannigfalt'ge Kunst desselbigen betrachten, Die Pracht der trefflichen Machinen überlegen, Die einen weisen Mann zu GOttes Ruhm bewegen, Und die in seiner Brust So von Verwund'rung als von Lust Die allersüssesten Bewegungen erregen?
Die
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Wann ich in ſolchem Stand’ auf die Geſchoͤpfe ſehe; So find’ ich, daß, da man ſie nicht betrachtet, Noch auf die herrlichen Geſetze der Natur, Und die ſo wunderbare Spur Der Coͤrper an dem Himmel achtet; Es ſonder einer Ahrt von Boſheit nicht geſchehe.
Nicht einſt die Augen zu erheben Auf alle Wunderwerk, die uns in Meng’ umgeben, Um uns, in ihrer Schoͤnheit Pracht, Des Schoͤpſers Weiſheit, Lieb’ und Macht, Zu Deſſen Preiſe, vorzuſtellen, Jſt, meiner Meynung nach, Nicht eine kleine Schmach Der Goͤttlichen Verſehung angethan.
Allein, Wie iſt die Zahl derſelben doch ſo klein, Die der Natur ſo herrlichs Schau Werk achten, Die mannigfalt’ge Kunſt deſſelbigen betrachten, Die Pracht der trefflichen Machinen uͤberlegen, Die einen weiſen Mann zu GOttes Ruhm bewegen, Und die in ſeiner Bruſt So von Verwund’rung als von Luſt Die allerſuͤſſeſten Bewegungen erregen?
Die
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Wann ich in ſolchem Stand’ auf die Geſchoͤpfe ſehe;
So find’ ich, daß, da man ſie nicht betrachtet,
Noch auf die herrlichen Geſetze der Natur,
Und die ſo wunderbare Spur
Der Coͤrper an dem Himmel achtet;
Es ſonder einer Ahrt von Boſheit nicht geſchehe.
Nicht einſt die Augen zu erheben
Auf alle Wunderwerk, die uns in Meng’ umgeben,
Um uns, in ihrer Schoͤnheit Pracht,
Des Schoͤpſers Weiſheit, Lieb’ und Macht,
Zu Deſſen Preiſe, vorzuſtellen,
Jſt, meiner Meynung nach,
Nicht eine kleine Schmach
Der Goͤttlichen Verſehung angethan.
Allein,
Wie iſt die Zahl derſelben doch ſo klein,
Die der Natur ſo herrlichs Schau Werk achten,
Die mannigfalt’ge Kunſt deſſelbigen betrachten,
Die Pracht der trefflichen Machinen uͤberlegen,
Die einen weiſen Mann zu GOttes Ruhm bewegen,
Und die in ſeiner Bruſt
So von Verwund’rung als von Luſt
Die allerſuͤſſeſten Bewegungen erregen?
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 547. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/583>, abgerufen am 28.03.2024.
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