Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite
Februarius.
Es fänget heute sich der Februarius,
Des Winters lang verlangter Schluß,
GOtt sey gedankt! schon an. Jch sehe voller Freude
Die Welt in ihrem weissen Kleide,
Das, wenn wir es bedachtsam sehn,
(Wie wir wahrhaftig thun, und es betrachten sollten,
Wenn wir als Menschen leben wollten)
Jn ihrem reinen Glanz recht unvergleichlich schön.
Vom zarten Reife sind die Wälder,
Vom reinen Schnee die flachen Felder,
Die hier und dort
Manch unbedeckter Strich, der schwarz an manchem Ort',
Jm Gegensatz erheb't; anitzt geschmückt.
Die eb'ne Flut, durch glattes Eis bebrückt,
Glänzt, wenn darauf die Sonnen-Stralen fallen,
Recht als ein Spiegel von Krystallen,
Die in der Landschaft denn durch Striche, welche glänzen,
Jn schwarzen bald, doch meist in weissen, Grenzen,
Bald in Krystall-bald Silber-gleicher Pracht,
Ein' angeneme Mischung macht.
Der Landmann leeret itzt die Böden und die Scheune,
Er drischt mit allem Fleiß, er bessert seine Zäune,
Verfertigt Bienen-Körb', er sparet keine Müh,
Besorgt sein Acker-Zeug, verschafft sich neues Vieh,
Er fähret Mist aufs Land, er fänget manch Stück Wild,
Auch wird sein Netz noch oft mit Vögeln angefüllt.

Ob
Februarius.
Es faͤnget heute ſich der Februarius,
Des Winters lang verlangter Schluß,
GOtt ſey gedankt! ſchon an. Jch ſehe voller Freude
Die Welt in ihrem weiſſen Kleide,
Das, wenn wir es bedachtſam ſehn,
(Wie wir wahrhaftig thun, und es betrachten ſollten,
Wenn wir als Menſchen leben wollten)
Jn ihrem reinen Glanz recht unvergleichlich ſchoͤn.
Vom zarten Reife ſind die Waͤlder,
Vom reinen Schnee die flachen Felder,
Die hier und dort
Manch unbedeckter Strich, der ſchwarz an manchem Ort’,
Jm Gegenſatz erheb’t; anitzt geſchmuͤckt.
Die eb’ne Flut, durch glattes Eis bebruͤckt,
Glaͤnzt, wenn darauf die Sonnen-Stralen fallen,
Recht als ein Spiegel von Kryſtallen,
Die in der Landſchaft denn durch Striche, welche glaͤnzen,
Jn ſchwarzen bald, doch meiſt in weiſſen, Grenzen,
Bald in Kryſtall-bald Silber-gleicher Pracht,
Ein’ angeneme Miſchung macht.
Der Landmann leeret itzt die Boͤden und die Scheune,
Er driſcht mit allem Fleiß, er beſſert ſeine Zaͤune,
Verfertigt Bienen-Koͤrb’, er ſparet keine Muͤh,
Beſorgt ſein Acker-Zeug, verſchafft ſich neues Vieh,
Er faͤhret Miſt aufs Land, er faͤnget manch Stuͤck Wild,
Auch wird ſein Netz noch oft mit Voͤgeln angefuͤllt.

Ob
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0508" n="472"/>
          <lg n="72">
            <head> <hi rendition="#aq">Februarius.</hi> </head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">E</hi>s fa&#x0364;nget heute &#x017F;ich der <hi rendition="#fr">Februarius,</hi></l><lb/>
            <l>Des Winters lang verlangter Schluß,</l><lb/>
            <l>GOtt &#x017F;ey gedankt! &#x017F;chon an. Jch &#x017F;ehe voller Freude</l><lb/>
            <l>Die Welt in ihrem wei&#x017F;&#x017F;en Kleide,</l><lb/>
            <l>Das, wenn wir es bedacht&#x017F;am &#x017F;ehn,</l><lb/>
            <l>(Wie wir wahrhaftig thun, und es betrachten &#x017F;ollten,</l><lb/>
            <l>Wenn wir als Men&#x017F;chen leben wollten)</l><lb/>
            <l>Jn ihrem reinen Glanz recht unvergleichlich &#x017F;cho&#x0364;n.</l><lb/>
            <l>Vom zarten Reife &#x017F;ind die Wa&#x0364;lder,</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="73">
            <l>Vom reinen Schnee die flachen Felder,</l><lb/>
            <l>Die hier und dort</l><lb/>
            <l>Manch unbedeckter Strich, der &#x017F;chwarz an manchem Ort&#x2019;,</l><lb/>
            <l>Jm Gegen&#x017F;atz erheb&#x2019;t; anitzt ge&#x017F;chmu&#x0364;ckt.</l><lb/>
            <l>Die eb&#x2019;ne Flut, durch glattes Eis bebru&#x0364;ckt,</l><lb/>
            <l>Gla&#x0364;nzt, wenn darauf die Sonnen-Stralen fallen,</l><lb/>
            <l>Recht als ein Spiegel von Kry&#x017F;tallen,</l><lb/>
            <l>Die in der Land&#x017F;chaft denn durch Striche, welche gla&#x0364;nzen,</l><lb/>
            <l>Jn &#x017F;chwarzen bald, doch mei&#x017F;t in wei&#x017F;&#x017F;en, Grenzen,</l><lb/>
            <l>Bald in Kry&#x017F;tall-bald Silber-gleicher Pracht,</l><lb/>
            <l>Ein&#x2019; angeneme Mi&#x017F;chung macht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="74">
            <l>Der Landmann leeret itzt die Bo&#x0364;den und die Scheune,</l><lb/>
            <l>Er dri&#x017F;cht mit allem Fleiß, er be&#x017F;&#x017F;ert &#x017F;eine Za&#x0364;une,</l><lb/>
            <l>Verfertigt Bienen-Ko&#x0364;rb&#x2019;, er &#x017F;paret keine Mu&#x0364;h,</l><lb/>
            <l>Be&#x017F;orgt &#x017F;ein Acker-Zeug, ver&#x017F;chafft &#x017F;ich neues Vieh,</l><lb/>
            <l>Er fa&#x0364;hret Mi&#x017F;t aufs Land, er fa&#x0364;nget manch Stu&#x0364;ck Wild,</l><lb/>
            <l>Auch wird &#x017F;ein Netz noch oft mit Vo&#x0364;geln angefu&#x0364;llt.</l><lb/>
            <l>
              <fw place="bottom" type="catch">Ob</fw><lb/>
            </l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[472/0508] Februarius. Es faͤnget heute ſich der Februarius, Des Winters lang verlangter Schluß, GOtt ſey gedankt! ſchon an. Jch ſehe voller Freude Die Welt in ihrem weiſſen Kleide, Das, wenn wir es bedachtſam ſehn, (Wie wir wahrhaftig thun, und es betrachten ſollten, Wenn wir als Menſchen leben wollten) Jn ihrem reinen Glanz recht unvergleichlich ſchoͤn. Vom zarten Reife ſind die Waͤlder, Vom reinen Schnee die flachen Felder, Die hier und dort Manch unbedeckter Strich, der ſchwarz an manchem Ort’, Jm Gegenſatz erheb’t; anitzt geſchmuͤckt. Die eb’ne Flut, durch glattes Eis bebruͤckt, Glaͤnzt, wenn darauf die Sonnen-Stralen fallen, Recht als ein Spiegel von Kryſtallen, Die in der Landſchaft denn durch Striche, welche glaͤnzen, Jn ſchwarzen bald, doch meiſt in weiſſen, Grenzen, Bald in Kryſtall-bald Silber-gleicher Pracht, Ein’ angeneme Miſchung macht. Der Landmann leeret itzt die Boͤden und die Scheune, Er driſcht mit allem Fleiß, er beſſert ſeine Zaͤune, Verfertigt Bienen-Koͤrb’, er ſparet keine Muͤh, Beſorgt ſein Acker-Zeug, verſchafft ſich neues Vieh, Er faͤhret Miſt aufs Land, er faͤnget manch Stuͤck Wild, Auch wird ſein Netz noch oft mit Voͤgeln angefuͤllt. Ob

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/508
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 472. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/508>, abgerufen am 29.03.2024.