Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite

Es stachen beyde sich von dem so holden Grünen
Recht unvergleichlich ab. Die grünlich-blaue Schatten,
Die fast die ganze Luft als wie benebelt hatten,
Vermehrten, bey dem Stral, den Schmuck an mancher Stelle.
Bald war ein Zweig halb dunkel und halb helle,
Und kurz, ein sanftes licht- und grünes Schatten-Spiel
War unsers Herzens Lust, und uns'rer Augen Ziel;
Worüber wir auf GOtt, den weisen Schöpfer, dachten,
Und Jhm, in uns'rer Lust, ein frohes Dank-Lied brachten:
Darum, daß nicht allein
So vieler Form- und Farben Schein
Die Wunder-schöne Welt erfüllet;
Daß uns das helle Sonnen-Licht
Derselben schönen Schmuck enthüllet;
Daß unser forschendes Gesicht
Zum Schutz, zur Lust in unserm Leben
Er uns gegeben;
Nein, daß auch die Geschöpf, durch uns'rer Sinne Thüren,
Jn holder Lust uns zu dem Schöpfer führen;
Daß uns die Fähigkeit geschenkt ist, GOtt zu Ehren,
Zu schmecken, fülen, sehn, zu riechen und zu hören.



Gar-
D d 2

Es ſtachen beyde ſich von dem ſo holden Gruͤnen
Recht unvergleichlich ab. Die gruͤnlich-blaue Schatten,
Die faſt die ganze Luft als wie benebelt hatten,
Vermehrten, bey dem Stral, den Schmuck an mancher Stelle.
Bald war ein Zweig halb dunkel und halb helle,
Und kurz, ein ſanftes licht- und gruͤnes Schatten-Spiel
War unſers Herzens Luſt, und unſ’rer Augen Ziel;
Woruͤber wir auf GOtt, den weiſen Schoͤpfer, dachten,
Und Jhm, in unſ’rer Luſt, ein frohes Dank-Lied brachten:
Darum, daß nicht allein
So vieler Form- und Farben Schein
Die Wunder-ſchoͤne Welt erfuͤllet;
Daß uns das helle Sonnen-Licht
Derſelben ſchoͤnen Schmuck enthuͤllet;
Daß unſer forſchendes Geſicht
Zum Schutz, zur Luſt in unſerm Leben
Er uns gegeben;
Nein, daß auch die Geſchoͤpf, durch unſ’rer Sinne Thuͤren,
Jn holder Luſt uns zu dem Schoͤpfer fuͤhren;
Daß uns die Faͤhigkeit geſchenkt iſt, GOtt zu Ehren,
Zu ſchmecken, fuͤlen, ſehn, zu riechen und zu hoͤren.



Gar-
D d 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg n="34">
            <l><pb facs="#f0455" n="419"/>
Es &#x017F;tachen beyde &#x017F;ich von dem &#x017F;o holden Gru&#x0364;nen</l><lb/>
            <l>Recht unvergleichlich ab. Die gru&#x0364;nlich-blaue Schatten,</l><lb/>
            <l>Die fa&#x017F;t die ganze Luft als wie benebelt hatten,</l><lb/>
            <l>Vermehrten, bey dem Stral, den Schmuck an mancher Stelle.</l><lb/>
            <l>Bald war ein Zweig halb dunkel und halb helle,</l><lb/>
            <l>Und kurz, ein &#x017F;anftes licht- und gru&#x0364;nes Schatten-Spiel</l><lb/>
            <l>War un&#x017F;ers Herzens Lu&#x017F;t, und un&#x017F;&#x2019;rer Augen Ziel;</l><lb/>
            <l>Woru&#x0364;ber wir auf GOtt, den wei&#x017F;en Scho&#x0364;pfer, dachten,</l><lb/>
            <l>Und Jhm, in un&#x017F;&#x2019;rer Lu&#x017F;t, ein frohes Dank-Lied brachten:</l><lb/>
            <l>Darum, daß nicht allein</l><lb/>
            <l>So vieler Form- und Farben Schein</l><lb/>
            <l>Die Wunder-&#x017F;cho&#x0364;ne Welt erfu&#x0364;llet;</l><lb/>
            <l>Daß uns das helle Sonnen-Licht</l><lb/>
            <l>Der&#x017F;elben &#x017F;cho&#x0364;nen Schmuck enthu&#x0364;llet;</l><lb/>
            <l>Daß un&#x017F;er for&#x017F;chendes Ge&#x017F;icht</l><lb/>
            <l>Zum Schutz, zur Lu&#x017F;t in un&#x017F;erm Leben</l><lb/>
            <l>Er uns gegeben;</l><lb/>
            <l>Nein, daß auch die Ge&#x017F;cho&#x0364;pf, durch un&#x017F;&#x2019;rer Sinne Thu&#x0364;ren,</l><lb/>
            <l>Jn holder Lu&#x017F;t uns zu dem Scho&#x0364;pfer fu&#x0364;hren;</l><lb/>
            <l>Daß uns die Fa&#x0364;higkeit ge&#x017F;chenkt i&#x017F;t, GOtt zu Ehren,</l><lb/>
            <l>Zu &#x017F;chmecken, fu&#x0364;len, &#x017F;ehn, zu riechen und zu ho&#x0364;ren.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#b">D d 2</hi> </fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Gar-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[419/0455] Es ſtachen beyde ſich von dem ſo holden Gruͤnen Recht unvergleichlich ab. Die gruͤnlich-blaue Schatten, Die faſt die ganze Luft als wie benebelt hatten, Vermehrten, bey dem Stral, den Schmuck an mancher Stelle. Bald war ein Zweig halb dunkel und halb helle, Und kurz, ein ſanftes licht- und gruͤnes Schatten-Spiel War unſers Herzens Luſt, und unſ’rer Augen Ziel; Woruͤber wir auf GOtt, den weiſen Schoͤpfer, dachten, Und Jhm, in unſ’rer Luſt, ein frohes Dank-Lied brachten: Darum, daß nicht allein So vieler Form- und Farben Schein Die Wunder-ſchoͤne Welt erfuͤllet; Daß uns das helle Sonnen-Licht Derſelben ſchoͤnen Schmuck enthuͤllet; Daß unſer forſchendes Geſicht Zum Schutz, zur Luſt in unſerm Leben Er uns gegeben; Nein, daß auch die Geſchoͤpf, durch unſ’rer Sinne Thuͤren, Jn holder Luſt uns zu dem Schoͤpfer fuͤhren; Daß uns die Faͤhigkeit geſchenkt iſt, GOtt zu Ehren, Zu ſchmecken, fuͤlen, ſehn, zu riechen und zu hoͤren. Gar- D d 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/455
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/455>, abgerufen am 24.04.2024.