Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite
51.
Wenn der Speise Lieblichkeiten
Uns're Zung' erst rühren muß,
Hat man im Geruch von weiten
Schon von Cörpern den Genuß.
Schicken in Provence Kräuter
Zwanzig Meilen, ja noch weiter,
Jhren Dufts-Geruch in's Meer
Nicht von ihren Küsten her?
52.
Wie sich der Geschmack entdecket
Mehr, wenn man die Cörper teilt;
Also was in Cörpern stecket,
Welches riecht, wird eh' ereilt
Und durch den Geruch empfunden,
Wenns durch Reiben ist entbunden,
Und beweget wird: den Brauch
Mehren Wärm' und Feuer auch.
53.
Ein zu heftiges Bewegen,
Auch die Kält' und Feuchtigkeit
Hindern den Geruch: hingegen
Macht der Bluhmen Lieblichkeit
Uns bey aufgeklär'ten Tagen
Ein weit grösseres Behagen,
Als wenns Wetter kalt und feucht.
Man verspür't sie dann nicht leicht.
54. Ueber
51.
Wenn der Speiſe Lieblichkeiten
Unſ’re Zung’ erſt ruͤhren muß,
Hat man im Geruch von weiten
Schon von Coͤrpern den Genuß.
Schicken in Provence Kraͤuter
Zwanzig Meilen, ja noch weiter,
Jhren Dufts-Geruch in’s Meer
Nicht von ihren Kuͤſten her?
52.
Wie ſich der Geſchmack entdecket
Mehr, wenn man die Coͤrper teilt;
Alſo was in Coͤrpern ſtecket,
Welches riecht, wird eh’ ereilt
Und durch den Geruch empfunden,
Wenns durch Reiben iſt entbunden,
Und beweget wird: den Brauch
Mehren Waͤrm’ und Feuer auch.
53.
Ein zu heftiges Bewegen,
Auch die Kaͤlt’ und Feuchtigkeit
Hindern den Geruch: hingegen
Macht der Bluhmen Lieblichkeit
Uns bey aufgeklaͤr’ten Tagen
Ein weit groͤſſeres Behagen,
Als wenns Wetter kalt und feucht.
Man verſpuͤr’t ſie dann nicht leicht.
54. Ueber
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0339" n="303"/>
            <lg n="184">
              <head>51.</head><lb/>
              <l>Wenn der Spei&#x017F;e Lieblichkeiten</l><lb/>
              <l>Un&#x017F;&#x2019;re Zung&#x2019; er&#x017F;t ru&#x0364;hren muß,</l><lb/>
              <l>Hat man im Geruch von weiten</l><lb/>
              <l>Schon von Co&#x0364;rpern den Genuß.</l><lb/>
              <l>Schicken in Provence Kra&#x0364;uter</l><lb/>
              <l>Zwanzig Meilen, ja noch weiter,</l><lb/>
              <l>Jhren Dufts-Geruch in&#x2019;s Meer</l><lb/>
              <l>Nicht von ihren Ku&#x0364;&#x017F;ten her?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="185">
              <head>52.</head><lb/>
              <l>Wie &#x017F;ich der Ge&#x017F;chmack entdecket</l><lb/>
              <l>Mehr, wenn man die Co&#x0364;rper teilt;</l><lb/>
              <l>Al&#x017F;o was in Co&#x0364;rpern &#x017F;tecket,</l><lb/>
              <l>Welches riecht, wird eh&#x2019; ereilt</l><lb/>
              <l>Und durch den Geruch empfunden,</l><lb/>
              <l>Wenns durch Reiben i&#x017F;t entbunden,</l><lb/>
              <l>Und beweget wird: den Brauch</l><lb/>
              <l>Mehren Wa&#x0364;rm&#x2019; und Feuer auch.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="186">
              <head>53.</head><lb/>
              <l>Ein zu heftiges Bewegen,</l><lb/>
              <l>Auch die Ka&#x0364;lt&#x2019; und Feuchtigkeit</l><lb/>
              <l>Hindern den Geruch: hingegen</l><lb/>
              <l>Macht der Bluhmen Lieblichkeit</l><lb/>
              <l>Uns bey aufgekla&#x0364;r&#x2019;ten Tagen</l><lb/>
              <l>Ein weit gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;eres Behagen,</l><lb/>
              <l>Als wenns Wetter kalt und feucht.</l><lb/>
              <l>Man ver&#x017F;pu&#x0364;r&#x2019;t &#x017F;ie dann nicht leicht.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">54. Ueber</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[303/0339] 51. Wenn der Speiſe Lieblichkeiten Unſ’re Zung’ erſt ruͤhren muß, Hat man im Geruch von weiten Schon von Coͤrpern den Genuß. Schicken in Provence Kraͤuter Zwanzig Meilen, ja noch weiter, Jhren Dufts-Geruch in’s Meer Nicht von ihren Kuͤſten her? 52. Wie ſich der Geſchmack entdecket Mehr, wenn man die Coͤrper teilt; Alſo was in Coͤrpern ſtecket, Welches riecht, wird eh’ ereilt Und durch den Geruch empfunden, Wenns durch Reiben iſt entbunden, Und beweget wird: den Brauch Mehren Waͤrm’ und Feuer auch. 53. Ein zu heftiges Bewegen, Auch die Kaͤlt’ und Feuchtigkeit Hindern den Geruch: hingegen Macht der Bluhmen Lieblichkeit Uns bey aufgeklaͤr’ten Tagen Ein weit groͤſſeres Behagen, Als wenns Wetter kalt und feucht. Man verſpuͤr’t ſie dann nicht leicht. 54. Ueber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/339
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/339>, abgerufen am 18.04.2024.