Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite
16.
Da doch bloß die äuss're Rinde
(Wessen man sich auch vermisst)
Noch von keinem Menschen-Kinde
Jemals durchgegraben ist.
Keinem ist es noch gelungen,
Daß er tiefer eingedrungen,
Als vielleicht zum halben Teil'
Einer Teutschen Viertel-Meil.
17.
Wollte man dem widersprechen,
Weil ein Bergwerk tiefer geht;
Rechne man: daß von der Flächen
Uns're Rechnung hier entsteht,
Und nicht von der Berge Gründen:
Weil wir mehrenteils befinden,
Daß man nur Metalle gräb't,
Wo sich ein Gebirg' erheb't.
18.
Sehn wir also, daß die Grüfte,
Daß der allertief'ste Schacht,
Daß der Hölen Tief' und Klüfte,
Die so wol der Mensch gemacht,
Als der selbst zerborst'nen Schlünde,
Von der Erden äufs'rer Rinde
Nicht den zehn'den Theil durchdring't,
Wie unglaublich es auch kling't.
19. Denn
16.
Da doch bloß die aͤuſſ’re Rinde
(Weſſen man ſich auch vermiſſt)
Noch von keinem Menſchen-Kinde
Jemals durchgegraben iſt.
Keinem iſt es noch gelungen,
Daß er tiefer eingedrungen,
Als vielleicht zum halben Teil’
Einer Teutſchen Viertel-Meil.
17.
Wollte man dem widerſprechen,
Weil ein Bergwerk tiefer geht;
Rechne man: daß von der Flaͤchen
Unſ’re Rechnung hier entſteht,
Und nicht von der Berge Gruͤnden:
Weil wir mehrenteils befinden,
Daß man nur Metalle graͤb’t,
Wo ſich ein Gebirg’ erheb’t.
18.
Sehn wir alſo, daß die Gruͤfte,
Daß der allertief’ſte Schacht,
Daß der Hoͤlen Tief’ und Kluͤfte,
Die ſo wol der Menſch gemacht,
Als der ſelbſt zerborſt’nen Schluͤnde,
Von der Erden aͤufſ’rer Rinde
Nicht den zehn’den Theil durchdring’t,
Wie unglaublich es auch kling’t.
19. Denn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0234" n="198"/>
          <lg n="20">
            <head>16.</head><lb/>
            <l>Da doch bloß die a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;&#x2019;re Rinde</l><lb/>
            <l>(We&#x017F;&#x017F;en man &#x017F;ich auch vermi&#x017F;&#x017F;t)</l><lb/>
            <l>Noch von keinem Men&#x017F;chen-Kinde</l><lb/>
            <l>Jemals durchgegraben i&#x017F;t.</l><lb/>
            <l>Keinem i&#x017F;t es noch gelungen,</l><lb/>
            <l>Daß er tiefer eingedrungen,</l><lb/>
            <l>Als vielleicht zum halben Teil&#x2019;</l><lb/>
            <l>Einer Teut&#x017F;chen Viertel-Meil.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="21">
            <head>17.</head><lb/>
            <l>Wollte man dem wider&#x017F;prechen,</l><lb/>
            <l>Weil ein Bergwerk tiefer geht;</l><lb/>
            <l>Rechne man: daß von der Fla&#x0364;chen</l><lb/>
            <l>Un&#x017F;&#x2019;re Rechnung hier ent&#x017F;teht,</l><lb/>
            <l>Und nicht von der Berge Gru&#x0364;nden:</l><lb/>
            <l>Weil wir mehrenteils befinden,</l><lb/>
            <l>Daß man nur Metalle gra&#x0364;b&#x2019;t,</l><lb/>
            <l>Wo &#x017F;ich ein Gebirg&#x2019; erheb&#x2019;t.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="22">
            <head>18.</head><lb/>
            <l>Sehn wir al&#x017F;o, daß die Gru&#x0364;fte,</l><lb/>
            <l>Daß der allertief&#x2019;&#x017F;te Schacht,</l><lb/>
            <l>Daß der Ho&#x0364;len Tief&#x2019; und Klu&#x0364;fte,</l><lb/>
            <l>Die &#x017F;o wol der Men&#x017F;ch gemacht,</l><lb/>
            <l>Als der &#x017F;elb&#x017F;t zerbor&#x017F;t&#x2019;nen Schlu&#x0364;nde,</l><lb/>
            <l>Von der Erden a&#x0364;uf&#x017F;&#x2019;rer Rinde</l><lb/>
            <l>Nicht den zehn&#x2019;den Theil durchdring&#x2019;t,</l><lb/>
            <l>Wie unglaublich es auch kling&#x2019;t.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">19. Denn</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[198/0234] 16. Da doch bloß die aͤuſſ’re Rinde (Weſſen man ſich auch vermiſſt) Noch von keinem Menſchen-Kinde Jemals durchgegraben iſt. Keinem iſt es noch gelungen, Daß er tiefer eingedrungen, Als vielleicht zum halben Teil’ Einer Teutſchen Viertel-Meil. 17. Wollte man dem widerſprechen, Weil ein Bergwerk tiefer geht; Rechne man: daß von der Flaͤchen Unſ’re Rechnung hier entſteht, Und nicht von der Berge Gruͤnden: Weil wir mehrenteils befinden, Daß man nur Metalle graͤb’t, Wo ſich ein Gebirg’ erheb’t. 18. Sehn wir alſo, daß die Gruͤfte, Daß der allertief’ſte Schacht, Daß der Hoͤlen Tief’ und Kluͤfte, Die ſo wol der Menſch gemacht, Als der ſelbſt zerborſt’nen Schluͤnde, Von der Erden aͤufſ’rer Rinde Nicht den zehn’den Theil durchdring’t, Wie unglaublich es auch kling’t. 19. Denn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/234
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/234>, abgerufen am 18.04.2024.