Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite

Jm blauen, schien mir recht ein Sternen-Bild zu seyn.
Jch freu mich über dich, holdseligs Blühmelein!
Du kannst, wenn wir in dir den Schöpfer preisen,
Mir einen schönen Weg zum Himmel weisen.
Man kann in deinen kleinen Sternen
Den HErrn der Sterne rühmen lernen;
Doch wie wir an des Himmels Höhen
Nicht lauter güld'ne Sterne sehen;
So ward ich neben ihnen
Bald einer weissen Sternen-Schar
Jn Marjen-Bluhmen auch gewahr,
Die in dem holden Dunkel-grünen
An Bildung Sternen gleich, an Farben Silber, schienen.
Die Menge, die Figur, die Farben und der Glanz
Die überredeten mich ganz,
Daß ihre Schönheit nicht geschaffen,
Damit wir sie
Wie das gehörnte Vieh
Nur nötig hätten an zu gaffen;
Nein aber wol, daß jeder Form und Schein
Zu Dem, Der sie gemacht, uns sollt' ein Leit-Stern seyn.

Noch sah ich mit Vergnügen dort,
Die lieblich riechenden Camillen
So manchen Ort
Mit zwiefach holder Zierde füllen.
Es ließ ihr gelb- und weisser Glanz so schön,
Als wenn in silbernen polir'ten Schalen
Wir kleine güld'ne Aepfel sehn.
Bey aller Schönheit sah ich auch,
Wie ein erhab'ner Diestel-Strauch
Sein zackigt Laub mit schönen Bluhmen krön'te,
Und wie derselben Purpur-Glanz
Fast alle niedern Bluhmen ganz
Besieget' und verhön'te.

Er
E 2

Jm blauen, ſchien mir recht ein Sternen-Bild zu ſeyn.
Jch freu mich uͤber dich, holdſeligs Bluͤhmelein!
Du kannſt, wenn wir in dir den Schoͤpfer preiſen,
Mir einen ſchoͤnen Weg zum Himmel weiſen.
Man kann in deinen kleinen Sternen
Den HErrn der Sterne ruͤhmen lernen;
Doch wie wir an des Himmels Hoͤhen
Nicht lauter guͤld’ne Sterne ſehen;
So ward ich neben ihnen
Bald einer weiſſen Sternen-Schar
Jn Marjen-Bluhmen auch gewahr,
Die in dem holden Dunkel-gruͤnen
An Bildung Sternen gleich, an Farben Silber, ſchienen.
Die Menge, die Figur, die Farben und der Glanz
Die uͤberredeten mich ganz,
Daß ihre Schoͤnheit nicht geſchaffen,
Damit wir ſie
Wie das gehoͤrnte Vieh
Nur noͤtig haͤtten an zu gaffen;
Nein aber wol, daß jeder Form und Schein
Zu Dem, Der ſie gemacht, uns ſollt’ ein Leit-Stern ſeyn.

Noch ſah ich mit Vergnuͤgen dort,
Die lieblich riechenden Camillen
So manchen Ort
Mit zwiefach holder Zierde fuͤllen.
Es ließ ihr gelb- und weiſſer Glanz ſo ſchoͤn,
Als wenn in ſilbernen polir’ten Schalen
Wir kleine guͤld’ne Aepfel ſehn.
Bey aller Schoͤnheit ſah ich auch,
Wie ein erhab’ner Dieſtel-Strauch
Sein zackigt Laub mit ſchoͤnen Bluhmen kroͤn’te,
Und wie derſelben Purpur-Glanz
Faſt alle niedern Bluhmen ganz
Beſieget’ und verhoͤn’te.

Er
E 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg n="3">
            <l><pb facs="#f0103" n="67"/>
Jm blauen, &#x017F;chien mir recht ein Sternen-Bild zu &#x017F;eyn.</l><lb/>
            <l>Jch freu mich u&#x0364;ber dich, hold&#x017F;eligs Blu&#x0364;hmelein!</l><lb/>
            <l>Du kann&#x017F;t, wenn wir in dir den Scho&#x0364;pfer prei&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Mir einen &#x017F;cho&#x0364;nen Weg zum Himmel wei&#x017F;en.</l><lb/>
            <l>Man kann in deinen kleinen Sternen</l><lb/>
            <l>Den HErrn der Sterne ru&#x0364;hmen lernen;</l><lb/>
            <l>Doch wie wir an des Himmels Ho&#x0364;hen</l><lb/>
            <l>Nicht lauter gu&#x0364;ld&#x2019;ne Sterne &#x017F;ehen;</l><lb/>
            <l>So ward ich neben ihnen</l><lb/>
            <l>Bald einer wei&#x017F;&#x017F;en Sternen-Schar</l><lb/>
            <l>Jn Marjen-Bluhmen auch gewahr,</l><lb/>
            <l>Die in dem holden Dunkel-gru&#x0364;nen</l><lb/>
            <l>An Bildung Sternen gleich, an Farben Silber, &#x017F;chienen.</l><lb/>
            <l>Die Menge, die Figur, die Farben und der Glanz</l><lb/>
            <l>Die u&#x0364;berredeten mich ganz,</l><lb/>
            <l>Daß ihre Scho&#x0364;nheit nicht ge&#x017F;chaffen,</l><lb/>
            <l>Damit wir &#x017F;ie</l><lb/>
            <l>Wie das geho&#x0364;rnte Vieh</l><lb/>
            <l>Nur no&#x0364;tig ha&#x0364;tten an zu gaffen;</l><lb/>
            <l>Nein aber wol, daß jeder Form und Schein</l><lb/>
            <l>Zu Dem, Der &#x017F;ie gemacht, uns &#x017F;ollt&#x2019; ein Leit-Stern &#x017F;eyn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <l>Noch &#x017F;ah ich mit Vergnu&#x0364;gen dort,</l><lb/>
            <l>Die lieblich riechenden Camillen</l><lb/>
            <l>So manchen Ort</l><lb/>
            <l>Mit zwiefach holder Zierde fu&#x0364;llen.</l><lb/>
            <l>Es ließ ihr gelb- und wei&#x017F;&#x017F;er Glanz &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n,</l><lb/>
            <l>Als wenn in &#x017F;ilbernen polir&#x2019;ten Schalen</l><lb/>
            <l>Wir kleine gu&#x0364;ld&#x2019;ne Aepfel &#x017F;ehn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <l>Bey aller Scho&#x0364;nheit &#x017F;ah ich auch,</l><lb/>
            <l>Wie ein erhab&#x2019;ner Die&#x017F;tel-Strauch</l><lb/>
            <l>Sein zackigt Laub mit &#x017F;cho&#x0364;nen Bluhmen kro&#x0364;n&#x2019;te,</l><lb/>
            <l>Und wie der&#x017F;elben Purpur-Glanz</l><lb/>
            <l>Fa&#x017F;t alle niedern Bluhmen ganz</l><lb/>
            <l>Be&#x017F;ieget&#x2019; und verho&#x0364;n&#x2019;te.</l><lb/>
            <l>
              <fw place="bottom" type="sig">E 2</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Er</fw><lb/>
            </l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[67/0103] Jm blauen, ſchien mir recht ein Sternen-Bild zu ſeyn. Jch freu mich uͤber dich, holdſeligs Bluͤhmelein! Du kannſt, wenn wir in dir den Schoͤpfer preiſen, Mir einen ſchoͤnen Weg zum Himmel weiſen. Man kann in deinen kleinen Sternen Den HErrn der Sterne ruͤhmen lernen; Doch wie wir an des Himmels Hoͤhen Nicht lauter guͤld’ne Sterne ſehen; So ward ich neben ihnen Bald einer weiſſen Sternen-Schar Jn Marjen-Bluhmen auch gewahr, Die in dem holden Dunkel-gruͤnen An Bildung Sternen gleich, an Farben Silber, ſchienen. Die Menge, die Figur, die Farben und der Glanz Die uͤberredeten mich ganz, Daß ihre Schoͤnheit nicht geſchaffen, Damit wir ſie Wie das gehoͤrnte Vieh Nur noͤtig haͤtten an zu gaffen; Nein aber wol, daß jeder Form und Schein Zu Dem, Der ſie gemacht, uns ſollt’ ein Leit-Stern ſeyn. Noch ſah ich mit Vergnuͤgen dort, Die lieblich riechenden Camillen So manchen Ort Mit zwiefach holder Zierde fuͤllen. Es ließ ihr gelb- und weiſſer Glanz ſo ſchoͤn, Als wenn in ſilbernen polir’ten Schalen Wir kleine guͤld’ne Aepfel ſehn. Bey aller Schoͤnheit ſah ich auch, Wie ein erhab’ner Dieſtel-Strauch Sein zackigt Laub mit ſchoͤnen Bluhmen kroͤn’te, Und wie derſelben Purpur-Glanz Faſt alle niedern Bluhmen ganz Beſieget’ und verhoͤn’te. Er E 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/103
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/103>, abgerufen am 29.03.2024.