Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901.

Bild:
<< vorherige Seite

der des Mannes; aber gerade von diesem ruhigen,
stillen und bescheidenen Wirken fließt eine ganze Fülle
von Segen auf die Familie und die Gesellschaft. Oft
steht still und unscheinbar eine Blume auf der Wiese
oder am einsamen Waldwege; sie besitzt keine Farben-
pracht, keinen duftenden Wohlgeruch, keine auffallende
Größe; darum beachtet sie der Wanderer nicht und
tritt sie mit Füßen. Und doch ist diese stille, unschein-
bare Blume viel werthvoller als manche andere, die in
großer Farbenpracht am Fenster der Vornehmen steht
und die Blicke der Vorübergehenden auf sich zieht; denn
sie besitzt eine Heilkraft, die schon vielen Kranken die
kostbare Gesundheit wieder geschenkt hat. Nicht immer
ist das, was am meisten in die Augen fällt, auch das
Bedeutendste und Einflußreichste. Obgleich ein ruhiger
und stiller, ist der Beruf des Weibes in der Familie
ein äußerst wichtiger. Doch der Segen, der von dem-
selben ausgeht, ist um so größer, je freudiger und
opferwilliger das Weib seinen Pflichten nachkommt.
Werden die Frauen aber nicht dann um so eher treu
ihrem Berufe entsprechen und all' die vielen Mühen
und Beschwerden, die derselbe mit sich bringt, gern
und willig auf sich nehmen, wenn ihre Männer wirklich
wahre, ganze Männer sind, Männer, welche die
Religion wirklich geläutert und veredelt hat und noch
beständig zum Guten aneifert? Dann werden die Frauen
ihr höchstes Glück darin finden, für solche Männer und
ihre Kinder leben und sich opfern zu können. Mancher
Mann könnte so leicht glücklich, recht glücklich in seiner

der des Mannes; aber gerade von diesem ruhigen,
stillen und bescheidenen Wirken fließt eine ganze Fülle
von Segen auf die Familie und die Gesellschaft. Oft
steht still und unscheinbar eine Blume auf der Wiese
oder am einsamen Waldwege; sie besitzt keine Farben-
pracht, keinen duftenden Wohlgeruch, keine auffallende
Größe; darum beachtet sie der Wanderer nicht und
tritt sie mit Füßen. Und doch ist diese stille, unschein-
bare Blume viel werthvoller als manche andere, die in
großer Farbenpracht am Fenster der Vornehmen steht
und die Blicke der Vorübergehenden auf sich zieht; denn
sie besitzt eine Heilkraft, die schon vielen Kranken die
kostbare Gesundheit wieder geschenkt hat. Nicht immer
ist das, was am meisten in die Augen fällt, auch das
Bedeutendste und Einflußreichste. Obgleich ein ruhiger
und stiller, ist der Beruf des Weibes in der Familie
ein äußerst wichtiger. Doch der Segen, der von dem-
selben ausgeht, ist um so größer, je freudiger und
opferwilliger das Weib seinen Pflichten nachkommt.
Werden die Frauen aber nicht dann um so eher treu
ihrem Berufe entsprechen und all' die vielen Mühen
und Beschwerden, die derselbe mit sich bringt, gern
und willig auf sich nehmen, wenn ihre Männer wirklich
wahre, ganze Männer sind, Männer, welche die
Religion wirklich geläutert und veredelt hat und noch
beständig zum Guten aneifert? Dann werden die Frauen
ihr höchstes Glück darin finden, für solche Männer und
ihre Kinder leben und sich opfern zu können. Mancher
Mann könnte so leicht glücklich, recht glücklich in seiner

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0032" xml:id="B836_001_1901_pb0020_0001" n="20"/>
der des Mannes; aber gerade von diesem ruhigen,<lb/>
stillen und bescheidenen Wirken fließt eine ganze Fülle<lb/>
von Segen auf die Familie und die Gesellschaft. Oft<lb/>
steht still und unscheinbar eine Blume auf der Wiese<lb/>
oder am einsamen Waldwege; sie besitzt keine Farben-<lb/>
pracht, keinen duftenden Wohlgeruch, keine auffallende<lb/>
Größe; darum beachtet sie der Wanderer nicht und<lb/>
tritt sie mit Füßen. Und doch ist diese stille, unschein-<lb/>
bare Blume viel werthvoller als manche andere, die in<lb/>
großer Farbenpracht am Fenster der Vornehmen steht<lb/>
und die Blicke der Vorübergehenden auf sich zieht; denn<lb/>
sie besitzt eine Heilkraft, die schon vielen Kranken die<lb/>
kostbare Gesundheit wieder geschenkt hat. Nicht immer<lb/>
ist das, was am meisten in die Augen fällt, auch das<lb/>
Bedeutendste und Einflußreichste. Obgleich ein ruhiger<lb/>
und stiller, ist der Beruf des Weibes in der Familie<lb/>
ein äußerst wichtiger. Doch der Segen, der von dem-<lb/>
selben ausgeht, ist um so größer, je freudiger und<lb/>
opferwilliger das Weib seinen Pflichten nachkommt.<lb/>
Werden die Frauen aber nicht dann um so eher treu<lb/>
ihrem Berufe entsprechen und all' die vielen Mühen<lb/>
und Beschwerden, die derselbe mit sich bringt, gern<lb/>
und willig auf sich nehmen, wenn ihre Männer wirklich<lb/>
wahre, ganze Männer sind, Männer, welche die<lb/>
Religion wirklich geläutert und veredelt hat und noch<lb/>
beständig zum Guten aneifert? Dann werden die Frauen<lb/>
ihr höchstes Glück darin finden, für solche Männer und<lb/>
ihre Kinder leben und sich opfern zu können. Mancher<lb/>
Mann könnte so leicht glücklich, recht glücklich in seiner<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[20/0032] der des Mannes; aber gerade von diesem ruhigen, stillen und bescheidenen Wirken fließt eine ganze Fülle von Segen auf die Familie und die Gesellschaft. Oft steht still und unscheinbar eine Blume auf der Wiese oder am einsamen Waldwege; sie besitzt keine Farben- pracht, keinen duftenden Wohlgeruch, keine auffallende Größe; darum beachtet sie der Wanderer nicht und tritt sie mit Füßen. Und doch ist diese stille, unschein- bare Blume viel werthvoller als manche andere, die in großer Farbenpracht am Fenster der Vornehmen steht und die Blicke der Vorübergehenden auf sich zieht; denn sie besitzt eine Heilkraft, die schon vielen Kranken die kostbare Gesundheit wieder geschenkt hat. Nicht immer ist das, was am meisten in die Augen fällt, auch das Bedeutendste und Einflußreichste. Obgleich ein ruhiger und stiller, ist der Beruf des Weibes in der Familie ein äußerst wichtiger. Doch der Segen, der von dem- selben ausgeht, ist um so größer, je freudiger und opferwilliger das Weib seinen Pflichten nachkommt. Werden die Frauen aber nicht dann um so eher treu ihrem Berufe entsprechen und all' die vielen Mühen und Beschwerden, die derselbe mit sich bringt, gern und willig auf sich nehmen, wenn ihre Männer wirklich wahre, ganze Männer sind, Männer, welche die Religion wirklich geläutert und veredelt hat und noch beständig zum Guten aneifert? Dann werden die Frauen ihr höchstes Glück darin finden, für solche Männer und ihre Kinder leben und sich opfern zu können. Mancher Mann könnte so leicht glücklich, recht glücklich in seiner

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/32
Zitationshilfe: Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/32>, abgerufen am 29.03.2024.