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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901.

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bleiben in seinen guten Grundsätzen und unerschütterlich
treu halten zur erkannten guten Sache, auch bei Hinder-
nissen und Chikanen, auch bei Beleidigungen und Ver-
folgungen, auch in Stürmen und Unwettern. Aber bei
aller Stärke und Festigkeit ist die große, kräftige Eiche
doch ein gar lieber und freundlicher Baum. An ihren
Blättern trägt sie keine scharfen Dornen und Stacheln,
welche die Hand verletzen und blutig verwunden; die
Eicheln, die sie hervorbringt, sind nicht der Art groß
und schwer, daß man ihr herabfallen zu fürchten hätte.
Sie breitet ihre grünen Aeste weit aus und winkt mit
denselben dem müden Wanderer, zu kommen und in
ihrem kühlen Schatten auszuruhen; sie schützt ihn wie
vor den sengenden Strahlen der Sonne, so auch vor
Sturm und Hagelwetter. Das Alles ist ein Bild des
echten, wahren Mannes, der bei aller Entschiedenheit
und Festigkeit in seinen Grundsätzen, bei aller Zähig-
keit und Energie in seinem Handeln kein herzloser
Tyrann, kein wilder störrischer Mensch ist, sondern
theilnehmend und freundlich, liebevoll und zuvorkommend
sich zeigt und so durch sein Leben und Wirken weithin
Glück und Freude, Heil und Segen verbreitet.

Nun frage ich: Besitzt nicht gerade unsere christliche
Religion die Fähigkeit, in dieser Weise den Charakter
des Mannes zu veredeln, ihm Stärke und Festigkeit
zu geben und ihm zugleich alles Rauhe und Herbe
zu nehmen? Unser heiliger Glaube leitet den Mann
ja an, das Gute unter allen Umständen zu thun, mag
es ihm nun Anerkennung oder Haß, Lob oder Tadel

bleiben in seinen guten Grundsätzen und unerschütterlich
treu halten zur erkannten guten Sache, auch bei Hinder-
nissen und Chikanen, auch bei Beleidigungen und Ver-
folgungen, auch in Stürmen und Unwettern. Aber bei
aller Stärke und Festigkeit ist die große, kräftige Eiche
doch ein gar lieber und freundlicher Baum. An ihren
Blättern trägt sie keine scharfen Dornen und Stacheln,
welche die Hand verletzen und blutig verwunden; die
Eicheln, die sie hervorbringt, sind nicht der Art groß
und schwer, daß man ihr herabfallen zu fürchten hätte.
Sie breitet ihre grünen Aeste weit aus und winkt mit
denselben dem müden Wanderer, zu kommen und in
ihrem kühlen Schatten auszuruhen; sie schützt ihn wie
vor den sengenden Strahlen der Sonne, so auch vor
Sturm und Hagelwetter. Das Alles ist ein Bild des
echten, wahren Mannes, der bei aller Entschiedenheit
und Festigkeit in seinen Grundsätzen, bei aller Zähig-
keit und Energie in seinem Handeln kein herzloser
Tyrann, kein wilder störrischer Mensch ist, sondern
theilnehmend und freundlich, liebevoll und zuvorkommend
sich zeigt und so durch sein Leben und Wirken weithin
Glück und Freude, Heil und Segen verbreitet.

Nun frage ich: Besitzt nicht gerade unsere christliche
Religion die Fähigkeit, in dieser Weise den Charakter
des Mannes zu veredeln, ihm Stärke und Festigkeit
zu geben und ihm zugleich alles Rauhe und Herbe
zu nehmen? Unser heiliger Glaube leitet den Mann
ja an, das Gute unter allen Umständen zu thun, mag
es ihm nun Anerkennung oder Haß, Lob oder Tadel

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[7/0019] bleiben in seinen guten Grundsätzen und unerschütterlich treu halten zur erkannten guten Sache, auch bei Hinder- nissen und Chikanen, auch bei Beleidigungen und Ver- folgungen, auch in Stürmen und Unwettern. Aber bei aller Stärke und Festigkeit ist die große, kräftige Eiche doch ein gar lieber und freundlicher Baum. An ihren Blättern trägt sie keine scharfen Dornen und Stacheln, welche die Hand verletzen und blutig verwunden; die Eicheln, die sie hervorbringt, sind nicht der Art groß und schwer, daß man ihr herabfallen zu fürchten hätte. Sie breitet ihre grünen Aeste weit aus und winkt mit denselben dem müden Wanderer, zu kommen und in ihrem kühlen Schatten auszuruhen; sie schützt ihn wie vor den sengenden Strahlen der Sonne, so auch vor Sturm und Hagelwetter. Das Alles ist ein Bild des echten, wahren Mannes, der bei aller Entschiedenheit und Festigkeit in seinen Grundsätzen, bei aller Zähig- keit und Energie in seinem Handeln kein herzloser Tyrann, kein wilder störrischer Mensch ist, sondern theilnehmend und freundlich, liebevoll und zuvorkommend sich zeigt und so durch sein Leben und Wirken weithin Glück und Freude, Heil und Segen verbreitet. Nun frage ich: Besitzt nicht gerade unsere christliche Religion die Fähigkeit, in dieser Weise den Charakter des Mannes zu veredeln, ihm Stärke und Festigkeit zu geben und ihm zugleich alles Rauhe und Herbe zu nehmen? Unser heiliger Glaube leitet den Mann ja an, das Gute unter allen Umständen zu thun, mag es ihm nun Anerkennung oder Haß, Lob oder Tadel

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Zitationshilfe: Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/19>, abgerufen am 29.03.2024.