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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Ein Blick auf das Leben der Gesammtheit.
sind, um das Thier zu einem Thiere überhaupt zu machen. Ein symmetrischer Körperbau und die
Trennung jeder Art in ein männliches und weibliches Geschlecht haben beide Thiergruppen mit
einander gemein.

Jn Erwägung, daß sich zu den beiden flüchtig mit einander verglichenen Gruppen noch die
dritte der Bauchthiere gesellen muß, um das große Reich der Thierwelt beisammen zu haben, daß
ferner die Wirbelthiere die vier ersten Klassen des Vater Linne umfassen, daß endlich der Ge-
nannte die Jnsekten und Würmer in seinen noch übrigen beiden letzten Klassen unterbringt: ergibt
sich von selbst ein Unterschied zwischen dem Begriff von Jnsekt und Wurm im Linne'schen und
im Sinne der Neueren. Was diese aber darunter verstehen, wird die Folge lehren.



Jm Wasser und auf dem Lande, an Pflanzen und Thieren, auf dem Boden kriechend oder
in der Luft fliegend, allüberall, wo überhaupt thierisches Leben möglich, trifft man Jnsekten an,
nur nicht im Meere; sehr vereinzelt und zuletzt gänzlich verschwindend, je höher man nach Norden
oder, dem entsprechend, auf den Schneebergen vordringt -- wie z. B. auf den Schweizeralpen bis
9000 Fuß Meereshöhe --, zahlreicher, mannigfaltiger und wunderbarer in Form und Farbenpracht,
je näher dem Aequator.

Die Jnsekten erkennt man aber daran, daß ihr äußerlich gegliederter Körper drei Haupt-
abschnitte, Kopf-, Mittel- und Hinterleib unterscheiden läßt, deren mittelster immer sechs Beine,
allermeist vier, seltener zwei oder gar keine Flügel trägt.

Der Kopf, für den Beschauer des vollkommen entwickelten Jnsektes aus einem einzigen Stück
bestehend und durch weiche Haut mit dem Mittelleibe verbunden, kann für sich allein bewegt werden,
nach allen Seiten hin, wenn er frei vor jenem sitzt, mehrfach beschränkt, wenn er in die Höhlung
von dessen Vordertheile hineinpaßt, oder wohl gar von oben her davon überwuchert wird. An ihm
sitzen paarweise zwei Fühler, die Augen und am vorderen Ende die Mundtheile, alles Werkzeuge,
von denen die ersteren den bisher betrachteten Wirbelthieren gänzlich fehlen, die anderen von den
gleichnamigen dort so durchaus abweichend gebildet sind, daß einige allgemeine Bemerkungen über
alle drei unerläßlich werden.

Die Fühler (Fühlhörner, Autennen) fehlen keinem Jnsekt, wenn schon sie dann und
wann versteckt oder unscheinbar genug sind, um bei flüchtiger Betrachtung leicht übersehen werden
zu können. Sie sind an den Seiten oder vorn am Kopfe, weiter oben oder unten durch ein Gelenk
eingefügt und lassen sich allerwärts hin richten, in ihrem Bau liefern sie uns den ersten Beweis
für den unendlichen Reichthum an Formen, den wir in jeder Hinsicht bei den Jnsekten anzustaunen
noch Gelegenheit finden werden. Die Glieder, aus denen die Antennen bestehen, kommen in
geringerer oder größerer Anzahl vor, stimmen in ihrer Bildung überein, oder einzelne, besonders
die ersten und letzten, weichen darin von den übrigen ab und diese stellen einen Knopf, einen
Kamm, eine Bürste, einen Fächer, eine Keule und was für andere Dinge noch vor. Ohne auf
die dafür eingeführten Bezeichnungen näher einzugehen, genüge hier nur auf zwei Hauptformen
hinzuweisen: Bei den geraden Fühlern ist die Achse sämmtlicher Glieder eine nahezu gerade,
mindestens keinen Winkel bildende Linie, bei den gebrochenen, geknieten oder geknickten
dagegen ein Winkel. Die beiden Grundglieder, die man hier den Schaft zu nennen pflegt, ver-
laufen in einer anderen Richtung, als die übrigen, die Geisel. Größere Dicke, Kürze oder
Länge zeichnet immer die Grundglieder vor den übrigen aus.

Ueber die Bedeutung der Fühler haben sich die Gelehrten lange nicht einigen können und
dürften bis diesen Tag noch nicht gleicher Meinung sein. Daß sie einem Sinne dienen, unter-
liegt keinem Zweifel, ob aber nur dem Gefühle, was ihr deutscher Name andeutet, oder dem

Ein Blick auf das Leben der Geſammtheit.
ſind, um das Thier zu einem Thiere überhaupt zu machen. Ein ſymmetriſcher Körperbau und die
Trennung jeder Art in ein männliches und weibliches Geſchlecht haben beide Thiergruppen mit
einander gemein.

Jn Erwägung, daß ſich zu den beiden flüchtig mit einander verglichenen Gruppen noch die
dritte der Bauchthiere geſellen muß, um das große Reich der Thierwelt beiſammen zu haben, daß
ferner die Wirbelthiere die vier erſten Klaſſen des Vater Linné umfaſſen, daß endlich der Ge-
nannte die Jnſekten und Würmer in ſeinen noch übrigen beiden letzten Klaſſen unterbringt: ergibt
ſich von ſelbſt ein Unterſchied zwiſchen dem Begriff von Jnſekt und Wurm im Linné’ſchen und
im Sinne der Neueren. Was dieſe aber darunter verſtehen, wird die Folge lehren.



Jm Waſſer und auf dem Lande, an Pflanzen und Thieren, auf dem Boden kriechend oder
in der Luft fliegend, allüberall, wo überhaupt thieriſches Leben möglich, trifft man Jnſekten an,
nur nicht im Meere; ſehr vereinzelt und zuletzt gänzlich verſchwindend, je höher man nach Norden
oder, dem entſprechend, auf den Schneebergen vordringt — wie z. B. auf den Schweizeralpen bis
9000 Fuß Meereshöhe —, zahlreicher, mannigfaltiger und wunderbarer in Form und Farbenpracht,
je näher dem Aequator.

Die Jnſekten erkennt man aber daran, daß ihr äußerlich gegliederter Körper drei Haupt-
abſchnitte, Kopf-, Mittel- und Hinterleib unterſcheiden läßt, deren mittelſter immer ſechs Beine,
allermeiſt vier, ſeltener zwei oder gar keine Flügel trägt.

Der Kopf, für den Beſchauer des vollkommen entwickelten Jnſektes aus einem einzigen Stück
beſtehend und durch weiche Haut mit dem Mittelleibe verbunden, kann für ſich allein bewegt werden,
nach allen Seiten hin, wenn er frei vor jenem ſitzt, mehrfach beſchränkt, wenn er in die Höhlung
von deſſen Vordertheile hineinpaßt, oder wohl gar von oben her davon überwuchert wird. An ihm
ſitzen paarweiſe zwei Fühler, die Augen und am vorderen Ende die Mundtheile, alles Werkzeuge,
von denen die erſteren den bisher betrachteten Wirbelthieren gänzlich fehlen, die anderen von den
gleichnamigen dort ſo durchaus abweichend gebildet ſind, daß einige allgemeine Bemerkungen über
alle drei unerläßlich werden.

Die Fühler (Fühlhörner, Autennen) fehlen keinem Jnſekt, wenn ſchon ſie dann und
wann verſteckt oder unſcheinbar genug ſind, um bei flüchtiger Betrachtung leicht überſehen werden
zu können. Sie ſind an den Seiten oder vorn am Kopfe, weiter oben oder unten durch ein Gelenk
eingefügt und laſſen ſich allerwärts hin richten, in ihrem Bau liefern ſie uns den erſten Beweis
für den unendlichen Reichthum an Formen, den wir in jeder Hinſicht bei den Jnſekten anzuſtaunen
noch Gelegenheit finden werden. Die Glieder, aus denen die Antennen beſtehen, kommen in
geringerer oder größerer Anzahl vor, ſtimmen in ihrer Bildung überein, oder einzelne, beſonders
die erſten und letzten, weichen darin von den übrigen ab und dieſe ſtellen einen Knopf, einen
Kamm, eine Bürſte, einen Fächer, eine Keule und was für andere Dinge noch vor. Ohne auf
die dafür eingeführten Bezeichnungen näher einzugehen, genüge hier nur auf zwei Hauptformen
hinzuweiſen: Bei den geraden Fühlern iſt die Achſe ſämmtlicher Glieder eine nahezu gerade,
mindeſtens keinen Winkel bildende Linie, bei den gebrochenen, geknieten oder geknickten
dagegen ein Winkel. Die beiden Grundglieder, die man hier den Schaft zu nennen pflegt, ver-
laufen in einer anderen Richtung, als die übrigen, die Geiſel. Größere Dicke, Kürze oder
Länge zeichnet immer die Grundglieder vor den übrigen aus.

Ueber die Bedeutung der Fühler haben ſich die Gelehrten lange nicht einigen können und
dürften bis dieſen Tag noch nicht gleicher Meinung ſein. Daß ſie einem Sinne dienen, unter-
liegt keinem Zweifel, ob aber nur dem Gefühle, was ihr deutſcher Name andeutet, oder dem

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[2/0014] Ein Blick auf das Leben der Geſammtheit. ſind, um das Thier zu einem Thiere überhaupt zu machen. Ein ſymmetriſcher Körperbau und die Trennung jeder Art in ein männliches und weibliches Geſchlecht haben beide Thiergruppen mit einander gemein. Jn Erwägung, daß ſich zu den beiden flüchtig mit einander verglichenen Gruppen noch die dritte der Bauchthiere geſellen muß, um das große Reich der Thierwelt beiſammen zu haben, daß ferner die Wirbelthiere die vier erſten Klaſſen des Vater Linné umfaſſen, daß endlich der Ge- nannte die Jnſekten und Würmer in ſeinen noch übrigen beiden letzten Klaſſen unterbringt: ergibt ſich von ſelbſt ein Unterſchied zwiſchen dem Begriff von Jnſekt und Wurm im Linné’ſchen und im Sinne der Neueren. Was dieſe aber darunter verſtehen, wird die Folge lehren. Jm Waſſer und auf dem Lande, an Pflanzen und Thieren, auf dem Boden kriechend oder in der Luft fliegend, allüberall, wo überhaupt thieriſches Leben möglich, trifft man Jnſekten an, nur nicht im Meere; ſehr vereinzelt und zuletzt gänzlich verſchwindend, je höher man nach Norden oder, dem entſprechend, auf den Schneebergen vordringt — wie z. B. auf den Schweizeralpen bis 9000 Fuß Meereshöhe —, zahlreicher, mannigfaltiger und wunderbarer in Form und Farbenpracht, je näher dem Aequator. Die Jnſekten erkennt man aber daran, daß ihr äußerlich gegliederter Körper drei Haupt- abſchnitte, Kopf-, Mittel- und Hinterleib unterſcheiden läßt, deren mittelſter immer ſechs Beine, allermeiſt vier, ſeltener zwei oder gar keine Flügel trägt. Der Kopf, für den Beſchauer des vollkommen entwickelten Jnſektes aus einem einzigen Stück beſtehend und durch weiche Haut mit dem Mittelleibe verbunden, kann für ſich allein bewegt werden, nach allen Seiten hin, wenn er frei vor jenem ſitzt, mehrfach beſchränkt, wenn er in die Höhlung von deſſen Vordertheile hineinpaßt, oder wohl gar von oben her davon überwuchert wird. An ihm ſitzen paarweiſe zwei Fühler, die Augen und am vorderen Ende die Mundtheile, alles Werkzeuge, von denen die erſteren den bisher betrachteten Wirbelthieren gänzlich fehlen, die anderen von den gleichnamigen dort ſo durchaus abweichend gebildet ſind, daß einige allgemeine Bemerkungen über alle drei unerläßlich werden. Die Fühler (Fühlhörner, Autennen) fehlen keinem Jnſekt, wenn ſchon ſie dann und wann verſteckt oder unſcheinbar genug ſind, um bei flüchtiger Betrachtung leicht überſehen werden zu können. Sie ſind an den Seiten oder vorn am Kopfe, weiter oben oder unten durch ein Gelenk eingefügt und laſſen ſich allerwärts hin richten, in ihrem Bau liefern ſie uns den erſten Beweis für den unendlichen Reichthum an Formen, den wir in jeder Hinſicht bei den Jnſekten anzuſtaunen noch Gelegenheit finden werden. Die Glieder, aus denen die Antennen beſtehen, kommen in geringerer oder größerer Anzahl vor, ſtimmen in ihrer Bildung überein, oder einzelne, beſonders die erſten und letzten, weichen darin von den übrigen ab und dieſe ſtellen einen Knopf, einen Kamm, eine Bürſte, einen Fächer, eine Keule und was für andere Dinge noch vor. Ohne auf die dafür eingeführten Bezeichnungen näher einzugehen, genüge hier nur auf zwei Hauptformen hinzuweiſen: Bei den geraden Fühlern iſt die Achſe ſämmtlicher Glieder eine nahezu gerade, mindeſtens keinen Winkel bildende Linie, bei den gebrochenen, geknieten oder geknickten dagegen ein Winkel. Die beiden Grundglieder, die man hier den Schaft zu nennen pflegt, ver- laufen in einer anderen Richtung, als die übrigen, die Geiſel. Größere Dicke, Kürze oder Länge zeichnet immer die Grundglieder vor den übrigen aus. Ueber die Bedeutung der Fühler haben ſich die Gelehrten lange nicht einigen können und dürften bis dieſen Tag noch nicht gleicher Meinung ſein. Daß ſie einem Sinne dienen, unter- liegt keinem Zweifel, ob aber nur dem Gefühle, was ihr deutſcher Name andeutet, oder dem

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/14>, abgerufen am 29.03.2024.