Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

des Landes Gvinea.
mes, und Pattates sind imgleichen nicht nur sehr
häuffig/ sondern überdem einjedes in seiner Art viel
schöner. So giebet es auch sehr viel Frucht-tragen-
de Bäume/ häuffige Zucker-Röhre/ welche wegen ih-
rer ungewöhnlichen Höhe weit besser sind als alle an-
dere/ daß kein Zweiffel/ es würde bey deren neuen An-
legung oder Pflantzung grosser Nutzen daraus ent-
stehen können. Nicht weniger übertrifft auch dieses
Land alle andere mit dem herrlichen Oele und Wein
von denen Palmen/ sowohl in der Vielheit als auch in
den sonderlichen Geschmack desselben. Kurtz/ es ist
ein Land/ welches dem Ackersmann seine Arbeit nach
Wunsch belohnet/ indem es über dem eine grosse An-
zahl von zahmen und wilden Thieren nähret. Weil
aber durch den letzten Krieg/ welchen die von Ante
mit denen Cormensern geführet/ die erstern schier
gantz in den Grund verdorben/ und ins grösseste Elend
gestürtzet worden/ als müssen sie/ in Ermangelung ei-
ner zulänglichen Macht stets in Sorgen stehen/ aufs
neue angefallen zu werden; Wannenhero die meisten
in unsere Festung nahe bey Boutry geflüchtet/ da-
durch dann ihr schönes Land schier gantz und gar un-
bebauet liegen bleibet. Man kan leicht gedencken/ wie
kläglich solches anzusehen sey/ wenn man des Landes
vorige Schönheit und dessen reichen Seegen betrach-
tet. Da ich im Jahr 1690. und folgendes 1691. Jahr
in Boutry als Assessor kurtz vor dem Kriege mich da-
selbst auffhielte/ war dieses Land noch starck bewohnt/
und könte man in höchstem Vergnügen die schönsten
Lust-Reisen anstellen/ indem die vielen und schönen
Dörffer/ die überaus schönen Früchte/ und häuffige
groß und kleinen Vieh-Heerden nicht ohne Ergötzung

anzu-
B 4

des Landes Gvinea.
mes, und Pattates ſind imgleichen nicht nur ſehr
haͤuffig/ ſondern uͤberdem einjedes in ſeiner Art viel
ſchoͤner. So giebet es auch ſehr viel Frucht-tragen-
de Baͤume/ haͤuffige Zucker-Roͤhre/ welche wegen ih-
rer ungewoͤhnlichen Hoͤhe weit beſſer ſind als alle an-
dere/ daß kein Zweiffel/ es wuͤrde bey deren neuen An-
legung oder Pflantzung groſſer Nutzen daraus ent-
ſtehen koͤnnen. Nicht weniger uͤbertrifft auch dieſes
Land alle andere mit dem herrlichen Oele und Wein
von denen Palmen/ ſowohl in der Vielheit als auch in
den ſonderlichen Geſchmack deſſelben. Kurtz/ es iſt
ein Land/ welches dem Ackersmann ſeine Arbeit nach
Wunſch belohnet/ indem es uͤber dem eine groſſe An-
zahl von zahmen und wilden Thieren naͤhret. Weil
aber durch den letzten Krieg/ welchen die von Ante
mit denen Cormenſern gefuͤhret/ die erſtern ſchier
gantz in den Grund verdorben/ und ins groͤſſeſte Elend
geſtuͤrtzet worden/ als muͤſſen ſie/ in Ermangelung ei-
ner zulaͤnglichen Macht ſtets in Sorgen ſtehen/ aufs
neue angefallen zu werden; Wannenhero die meiſten
in unſere Feſtung nahe bey Boutry gefluͤchtet/ da-
durch dann ihr ſchoͤnes Land ſchier gantz und gar un-
bebauet liegen bleibet. Man kan leicht gedencken/ wie
klaͤglich ſolches anzuſehen ſey/ wenn man des Landes
vorige Schoͤnheit und deſſen reichen Seegen betrach-
tet. Da ich im Jahr 1690. und folgendes 1691. Jahr
in Boutry als Aſſeſſor kurtz vor dem Kriege mich da-
ſelbſt auffhielte/ war dieſes Land noch ſtarck bewohnt/
und koͤnte man in hoͤchſtem Vergnuͤgen die ſchoͤnſten
Luſt-Reiſen anſtellen/ indem die vielen und ſchoͤnen
Doͤrffer/ die uͤberaus ſchoͤnen Fruͤchte/ und haͤuffige
groß und kleinen Vieh-Heerden nicht ohne Ergoͤtzung

anzu-
B 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0043" n="23"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Landes <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gvinea.</hi></hi></hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">mes,</hi> und <hi rendition="#aq">Pattates</hi> &#x017F;ind imgleichen nicht nur &#x017F;ehr<lb/>
ha&#x0364;uffig/ &#x017F;ondern u&#x0364;berdem einjedes in &#x017F;einer Art viel<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;ner. So giebet es auch &#x017F;ehr viel Frucht-tragen-<lb/>
de Ba&#x0364;ume/ ha&#x0364;uffige Zucker-Ro&#x0364;hre/ welche wegen ih-<lb/>
rer ungewo&#x0364;hnlichen Ho&#x0364;he weit be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ind als alle an-<lb/>
dere/ daß kein Zweiffel/ es wu&#x0364;rde bey deren neuen An-<lb/>
legung oder Pflantzung gro&#x017F;&#x017F;er Nutzen daraus ent-<lb/>
&#x017F;tehen ko&#x0364;nnen. Nicht weniger u&#x0364;bertrifft auch die&#x017F;es<lb/>
Land alle andere mit dem herrlichen Oele und Wein<lb/>
von denen Palmen/ &#x017F;owohl in der Vielheit als auch in<lb/>
den &#x017F;onderlichen Ge&#x017F;chmack de&#x017F;&#x017F;elben. Kurtz/ es i&#x017F;t<lb/>
ein Land/ welches dem Ackersmann &#x017F;eine Arbeit nach<lb/>
Wun&#x017F;ch belohnet/ indem es u&#x0364;ber dem eine gro&#x017F;&#x017F;e An-<lb/>
zahl von zahmen und wilden Thieren na&#x0364;hret. Weil<lb/>
aber durch den letzten Krieg/ welchen die von <hi rendition="#aq">Ante</hi><lb/>
mit denen <hi rendition="#aq">Cormen&#x017F;ern</hi> gefu&#x0364;hret/ die er&#x017F;tern &#x017F;chier<lb/>
gantz in den Grund verdorben/ und ins gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;te Elend<lb/>
ge&#x017F;tu&#x0364;rtzet worden/ als mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie/ in Ermangelung ei-<lb/>
ner zula&#x0364;nglichen Macht &#x017F;tets in Sorgen &#x017F;tehen/ aufs<lb/>
neue angefallen zu werden; Wannenhero die mei&#x017F;ten<lb/>
in un&#x017F;ere Fe&#x017F;tung nahe bey <hi rendition="#aq">Boutry</hi> geflu&#x0364;chtet/ da-<lb/>
durch dann ihr &#x017F;cho&#x0364;nes Land &#x017F;chier gantz und gar un-<lb/>
bebauet liegen bleibet. Man kan leicht gedencken/ wie<lb/>
kla&#x0364;glich &#x017F;olches anzu&#x017F;ehen &#x017F;ey/ wenn man des Landes<lb/>
vorige Scho&#x0364;nheit und de&#x017F;&#x017F;en reichen Seegen betrach-<lb/>
tet. Da ich im Jahr 1690. und folgendes 1691. Jahr<lb/>
in <hi rendition="#aq">Boutry</hi> als <hi rendition="#aq">A&#x017F;&#x017F;e&#x017F;&#x017F;or</hi> kurtz vor dem Kriege mich da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t auffhielte/ war die&#x017F;es Land noch &#x017F;tarck bewohnt/<lb/>
und ko&#x0364;nte man in ho&#x0364;ch&#x017F;tem Vergnu&#x0364;gen die &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten<lb/>
Lu&#x017F;t-Rei&#x017F;en an&#x017F;tellen/ indem die vielen und &#x017F;cho&#x0364;nen<lb/>
Do&#x0364;rffer/ die u&#x0364;beraus &#x017F;cho&#x0364;nen Fru&#x0364;chte/ und ha&#x0364;uffige<lb/>
groß und kleinen Vieh-Heerden nicht ohne Ergo&#x0364;tzung<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B 4</fw><fw place="bottom" type="catch">anzu-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[23/0043] des Landes Gvinea. mes, und Pattates ſind imgleichen nicht nur ſehr haͤuffig/ ſondern uͤberdem einjedes in ſeiner Art viel ſchoͤner. So giebet es auch ſehr viel Frucht-tragen- de Baͤume/ haͤuffige Zucker-Roͤhre/ welche wegen ih- rer ungewoͤhnlichen Hoͤhe weit beſſer ſind als alle an- dere/ daß kein Zweiffel/ es wuͤrde bey deren neuen An- legung oder Pflantzung groſſer Nutzen daraus ent- ſtehen koͤnnen. Nicht weniger uͤbertrifft auch dieſes Land alle andere mit dem herrlichen Oele und Wein von denen Palmen/ ſowohl in der Vielheit als auch in den ſonderlichen Geſchmack deſſelben. Kurtz/ es iſt ein Land/ welches dem Ackersmann ſeine Arbeit nach Wunſch belohnet/ indem es uͤber dem eine groſſe An- zahl von zahmen und wilden Thieren naͤhret. Weil aber durch den letzten Krieg/ welchen die von Ante mit denen Cormenſern gefuͤhret/ die erſtern ſchier gantz in den Grund verdorben/ und ins groͤſſeſte Elend geſtuͤrtzet worden/ als muͤſſen ſie/ in Ermangelung ei- ner zulaͤnglichen Macht ſtets in Sorgen ſtehen/ aufs neue angefallen zu werden; Wannenhero die meiſten in unſere Feſtung nahe bey Boutry gefluͤchtet/ da- durch dann ihr ſchoͤnes Land ſchier gantz und gar un- bebauet liegen bleibet. Man kan leicht gedencken/ wie klaͤglich ſolches anzuſehen ſey/ wenn man des Landes vorige Schoͤnheit und deſſen reichen Seegen betrach- tet. Da ich im Jahr 1690. und folgendes 1691. Jahr in Boutry als Aſſeſſor kurtz vor dem Kriege mich da- ſelbſt auffhielte/ war dieſes Land noch ſtarck bewohnt/ und koͤnte man in hoͤchſtem Vergnuͤgen die ſchoͤnſten Luſt-Reiſen anſtellen/ indem die vielen und ſchoͤnen Doͤrffer/ die uͤberaus ſchoͤnen Fruͤchte/ und haͤuffige groß und kleinen Vieh-Heerden nicht ohne Ergoͤtzung anzu- B 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/43
Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/43>, abgerufen am 29.03.2024.