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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
kehren/ und alle ihre eingebrachte Kauffmanns-Wah-
re verlohren geben. Dergleichen Betriegereyen sie-
het man täglich/ doch weiß ich nicht/ ob die Europäer
allezeit mit Schuld dran sind/ dieses aber ist bekandt
genung/ daß man diese Gegend mit allem Recht die
falsche Müntz von Gvinea nennen kan/ dahero man
alle neue Ankömmlinge warnen muß/ damit sie sich
vorsehen. Ja man macht alhiedas falsche Gold so öf-
fentlich/ daß man keinen Scheu trägt/ den erst kom-
menden öffentlich feil zu bieten; Und konte man bey
meiner Zeit vor einen Thaler Kauffmanns-Gut mehr
als vor 8. Thaler unecht Gold kauffen/ so daß damit
ein rechter Handel getrieben wird.

Anderthalb Stunden unterhalb diesem betriegeri-
schen Ort (daß ich ihn so nenne/) findet sich nechst dem
Dorff Botry, gemeiniglich Boutroe genennet/ die
sehr kleine und unordentlich gebauete Vestung Baten-
stein auf einem sehr hohen Berg. Selbige ist in die
Länge gebauet und in zwey Theile getheilet. Was
sonsten dessen Festigkeit betrifft/ hat es nur vier schlech-
te Bollwercke/ worauf eilff kleine Stücke gepflantzet
sind. Jn Ansehung dessen wäre es besser daß es an
stat Batenstein/ Schadenstein hiesse/ weil es vor eini-
gen Jahren uns mehr schädlich als nützlich gewesen.
Unten an diesem Berge lieget Boutry, ein sehr grosses
und starck bewohntes Dorff/ dessen Einwohner viel
besser sind als die zu Infuma, denn sie nicht mit derglei-
chen Betrug und Falschheit umgehen/ wenigstens
sind sie viel ehrliebender und bescheidener gegen uns/
so daß wir über sie mehr zu klagen als über andere kei-
ne Ursach haben. Vier Stunden weiter herunter
lieget unsere kleine Festung das Fort von Orangien

ge-
B 3

des Landes Gvinea.
kehren/ und alle ihre eingebrachte Kauffmanns-Wah-
re verlohren geben. Dergleichen Betriegereyen ſie-
het man taͤglich/ doch weiß ich nicht/ ob die Europaͤer
allezeit mit Schuld dran ſind/ dieſes aber iſt bekandt
genung/ daß man dieſe Gegend mit allem Recht die
falſche Muͤntz von Gvinea nennen kan/ dahero man
alle neue Ankoͤmmlinge warnen muß/ damit ſie ſich
vorſehen. Ja man macht alhiedas falſche Gold ſo oͤf-
fentlich/ daß man keinen Scheu traͤgt/ den erſt kom-
menden oͤffentlich feil zu bieten; Und konte man bey
meiner Zeit vor einen Thaler Kauffmanns-Gut mehr
als vor 8. Thaler unecht Gold kauffen/ ſo daß damit
ein rechter Handel getrieben wird.

Anderthalb Stunden unterhalb dieſem betriegeri-
ſchen Ort (daß ich ihn ſo nenne/) findet ſich nechſt dem
Dorff Botry, gemeiniglich Boutroe genennet/ die
ſehr kleine und unordentlich gebauete Veſtung Baten-
ſtein auf einem ſehr hohen Berg. Selbige iſt in die
Laͤnge gebauet und in zwey Theile getheilet. Was
ſonſten deſſen Feſtigkeit betrifft/ hat es nur vier ſchlech-
te Bollwercke/ worauf eilff kleine Stuͤcke gepflantzet
ſind. Jn Anſehung deſſen waͤre es beſſer daß es an
ſtat Batenſtein/ Schadenſtein hieſſe/ weil es vor eini-
gen Jahren uns mehr ſchaͤdlich als nuͤtzlich geweſen.
Unten an dieſem Berge lieget Boutry, ein ſehr groſſes
und ſtarck bewohntes Dorff/ deſſen Einwohner viel
beſſer ſind als die zu Infuma, denn ſie nicht mit derglei-
chen Betrug und Falſchheit umgehen/ wenigſtens
ſind ſie viel ehrliebender und beſcheidener gegen uns/
ſo daß wir uͤber ſie mehr zu klagen als uͤber andere kei-
ne Urſach haben. Vier Stunden weiter herunter
lieget unſere kleine Feſtung das Fort von Orangien

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[21/0041] des Landes Gvinea. kehren/ und alle ihre eingebrachte Kauffmanns-Wah- re verlohren geben. Dergleichen Betriegereyen ſie- het man taͤglich/ doch weiß ich nicht/ ob die Europaͤer allezeit mit Schuld dran ſind/ dieſes aber iſt bekandt genung/ daß man dieſe Gegend mit allem Recht die falſche Muͤntz von Gvinea nennen kan/ dahero man alle neue Ankoͤmmlinge warnen muß/ damit ſie ſich vorſehen. Ja man macht alhiedas falſche Gold ſo oͤf- fentlich/ daß man keinen Scheu traͤgt/ den erſt kom- menden oͤffentlich feil zu bieten; Und konte man bey meiner Zeit vor einen Thaler Kauffmanns-Gut mehr als vor 8. Thaler unecht Gold kauffen/ ſo daß damit ein rechter Handel getrieben wird. Anderthalb Stunden unterhalb dieſem betriegeri- ſchen Ort (daß ich ihn ſo nenne/) findet ſich nechſt dem Dorff Botry, gemeiniglich Boutroe genennet/ die ſehr kleine und unordentlich gebauete Veſtung Baten- ſtein auf einem ſehr hohen Berg. Selbige iſt in die Laͤnge gebauet und in zwey Theile getheilet. Was ſonſten deſſen Feſtigkeit betrifft/ hat es nur vier ſchlech- te Bollwercke/ worauf eilff kleine Stuͤcke gepflantzet ſind. Jn Anſehung deſſen waͤre es beſſer daß es an ſtat Batenſtein/ Schadenſtein hieſſe/ weil es vor eini- gen Jahren uns mehr ſchaͤdlich als nuͤtzlich geweſen. Unten an dieſem Berge lieget Boutry, ein ſehr groſſes und ſtarck bewohntes Dorff/ deſſen Einwohner viel beſſer ſind als die zu Infuma, denn ſie nicht mit derglei- chen Betrug und Falſchheit umgehen/ wenigſtens ſind ſie viel ehrliebender und beſcheidener gegen uns/ ſo daß wir uͤber ſie mehr zu klagen als uͤber andere kei- ne Urſach haben. Vier Stunden weiter herunter lieget unſere kleine Feſtung das Fort von Orangien ge- B 3

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/41>, abgerufen am 28.03.2024.