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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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vor einen Edelmann.
gesläufften/ Hungersnoth und andern Fällen zu sei-
ner Schatzkammer seine Zuflucht nehmen könne.

Anmerckung. Allhier schliesset der Autor: weil
es den Menschen eben so von der Natur eingepflan-
tzet/ das Leben zu verlangen/ als den nothwendigen
Reichthum zur Unterhaltung dessen und zur Be-
qvemligkeit des Lebens zu suchen/ so lehre auch die
Erfahrung/ daß niemand seine Profeßion düchtig ab-
warten und üben könne/ als wenn er so viel Mittel
habe/ wie seinem Stande wohl zukommen. Bey
selbigen fände er in allen seinen Nöthen eine getreue
Zuflucht: Solte man demnach/ so viel als das Ge-
wissen und die Ehre zuliesse/ nach Erlangung des
Reichthums trachten: denn ein Mensch ohne Geld
wäre wie ein Leib ohne Seele/ ein Tag ohne Son-
ne/ ein Hertz ohne Liebe.

Die VII. Maxim.

Es müsse aber ein Fürst nicht allein auf Reich-
thum dencken/ sondern auch auf zulängliche Macht/
sich vor den Einfällen böser Nachbarn zu schützen.
Dahero er nicht nur gute Vestungen in seinen Pro-
vintzen/ und sonderlich auf denen Grentzen anzule-
gen hätte; sondern auch zu Wasser und Lande seine
Völcker parat halten müste: um die Frommen zu
schützen/ die Bösen zu straffen/ denen Gesetzen und
Obrigkeiten ihre Autorität zu geben/ seine Alliirten
zu erhalten/ seine praetensionen zu verfolgen/ das
Unrecht zu rächen/ und überall sein Ansehen zu be-
haupten: wie dann der Contestabel Montmo-
rency
kein uneben Sprichwort gehabt: Arma te-
nenti omnia dat, qui justa negat.

Dar-

vor einen Edelmann.
geslaͤufften/ Hungersnoth und andern Faͤllen zu ſei-
ner Schatzkammer ſeine Zuflucht nehmen koͤnne.

Anmerckung. Allhier ſchlieſſet der Autor: weil
es den Menſchen eben ſo von der Natur eingepflan-
tzet/ das Leben zu verlangen/ als den nothwendigen
Reichthum zur Unterhaltung deſſen und zur Be-
qvemligkeit des Lebens zu ſuchen/ ſo lehre auch die
Erfahrung/ daß niemand ſeine Profeßion duͤchtig ab-
warten und uͤben koͤnne/ als wenn er ſo viel Mittel
habe/ wie ſeinem Stande wohl zukommen. Bey
ſelbigen faͤnde er in allen ſeinen Noͤthen eine getreue
Zuflucht: Solte man demnach/ ſo viel als das Ge-
wiſſen und die Ehre zulieſſe/ nach Erlangung des
Reichthums trachten: denn ein Menſch ohne Geld
waͤre wie ein Leib ohne Seele/ ein Tag ohne Son-
ne/ ein Hertz ohne Liebe.

Die VII. Maxim.

Es muͤſſe aber ein Fuͤrſt nicht allein auf Reich-
thum dencken/ ſondern auch auf zulaͤngliche Macht/
ſich vor den Einfaͤllen boͤſer Nachbarn zu ſchuͤtzen.
Dahero er nicht nur gute Veſtungen in ſeinen Pro-
vintzen/ und ſonderlich auf denen Grentzen anzule-
gen haͤtte; ſondern auch zu Waſſer und Lande ſeine
Voͤlcker parat halten muͤſte: um die Frommen zu
ſchuͤtzen/ die Boͤſen zu ſtraffen/ denen Geſetzen und
Obrigkeiten ihre Autoritaͤt zu geben/ ſeine Alliirten
zu erhalten/ ſeine prætenſionen zu verfolgen/ das
Unrecht zu raͤchen/ und uͤberall ſein Anſehen zu be-
haupten: wie dann der Conteſtabel Montmo-
rency
kein uneben Sprichwort gehabt: Arma te-
nenti omnia dat, qui juſta negat.

Dar-
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[11/0031] vor einen Edelmann. geslaͤufften/ Hungersnoth und andern Faͤllen zu ſei- ner Schatzkammer ſeine Zuflucht nehmen koͤnne. Anmerckung. Allhier ſchlieſſet der Autor: weil es den Menſchen eben ſo von der Natur eingepflan- tzet/ das Leben zu verlangen/ als den nothwendigen Reichthum zur Unterhaltung deſſen und zur Be- qvemligkeit des Lebens zu ſuchen/ ſo lehre auch die Erfahrung/ daß niemand ſeine Profeßion duͤchtig ab- warten und uͤben koͤnne/ als wenn er ſo viel Mittel habe/ wie ſeinem Stande wohl zukommen. Bey ſelbigen faͤnde er in allen ſeinen Noͤthen eine getreue Zuflucht: Solte man demnach/ ſo viel als das Ge- wiſſen und die Ehre zulieſſe/ nach Erlangung des Reichthums trachten: denn ein Menſch ohne Geld waͤre wie ein Leib ohne Seele/ ein Tag ohne Son- ne/ ein Hertz ohne Liebe. Die VII. Maxim. Es muͤſſe aber ein Fuͤrſt nicht allein auf Reich- thum dencken/ ſondern auch auf zulaͤngliche Macht/ ſich vor den Einfaͤllen boͤſer Nachbarn zu ſchuͤtzen. Dahero er nicht nur gute Veſtungen in ſeinen Pro- vintzen/ und ſonderlich auf denen Grentzen anzule- gen haͤtte; ſondern auch zu Waſſer und Lande ſeine Voͤlcker parat halten muͤſte: um die Frommen zu ſchuͤtzen/ die Boͤſen zu ſtraffen/ denen Geſetzen und Obrigkeiten ihre Autoritaͤt zu geben/ ſeine Alliirten zu erhalten/ ſeine prætenſionen zu verfolgen/ das Unrecht zu raͤchen/ und uͤberall ſein Anſehen zu be- haupten: wie dann der Conteſtabel Montmo- rency kein uneben Sprichwort gehabt: Arma te- nenti omnia dat, qui juſta negat. Dar-

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/31>, abgerufen am 29.03.2024.