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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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vor einen Edelmann.
chen Handlungen/ und den festesten Grund-Stein
aller Staate; ja als das heiligste Band/ welches
die menschlichen Gesellschafften am genauesten mit
einander verknüpffete. Er gründet selbige in dem
Licht der Natur/ welches dem Menschen erkennen
liesse/ daß ein GOtt wäre/ welcher gerecht/ und
den man durch den Dienst der Religion anzubeten
verbunden/ in welchen Dienst die vornehmste
Schuldigkeit der vernünfftigen Creatur bestünde.
Dahero man zu schliessen/ daß die Furcht des
HErrn der Weißheit Anfang wäre.

Die Religion sey das Mittel/ die Regenten in der
Pflicht gegen ihren Unterthanen zu erhalten/ weil sie
gehalten dem HErrn aller Herren von ihrem Thun
und Lassen dereinst Rechenschafft zu geben. Sie
wäre auch gleichfals nöthig/ die Unterthanen ihrer
Herrschafft unterwürffig zu machen.

Anmerckung. Die erste Schuldigkeit eines
Edelmanns wäre/ einen brennenden Eyfer wegen
dessen bey sich zu hegen/ was er GOtt aus der Reli-
gion schuldig wäre/ weil die Leute/ mit denen er zu
thun/ nicht gerne ein Geschäffte mit ihm haben wür-
den/ wann sie wüsten/ daß er GOtt nicht achtete.

Man solte hinzusetzen/ daß niemand eines Gott-
losen sein Freund seyn würde. Ein Fürst würde ei-
nen von Adel nicht gerne zu einen Amte lassen/ weil
er sodann sich keiner Treue von ihm zuversehen.

Und es solte die Religion nicht allein in seinem
Hertzen seyn/ sondern auch in den eusserlichen sich er-
weisen/ um dadurch die Geringern aufzumuntern/
ein Exempel an ihn zu nehmen.

Ein Cavallier solte eben so emsig seyn auf seinen

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vor einen Edelmann.
chen Handlungen/ und den feſteſten Grund-Stein
aller Staate; ja als das heiligſte Band/ welches
die menſchlichen Geſellſchafften am genaueſten mit
einander verknuͤpffete. Er gruͤndet ſelbige in dem
Licht der Natur/ welches dem Menſchen erkennen
lieſſe/ daß ein GOtt waͤre/ welcher gerecht/ und
den man durch den Dienſt der Religion anzubeten
verbunden/ in welchen Dienſt die vornehmſte
Schuldigkeit der vernuͤnfftigen Creatur beſtuͤnde.
Dahero man zu ſchlieſſen/ daß die Furcht des
HErrn der Weißheit Anfang waͤre.

Die Religion ſey das Mittel/ die Regenten in der
Pflicht gegen ihren Unterthanen zu erhalten/ weil ſie
gehalten dem HErrn aller Herren von ihrem Thun
und Laſſen dereinſt Rechenſchafft zu geben. Sie
waͤre auch gleichfals noͤthig/ die Unterthanen ihrer
Herrſchafft unterwuͤrffig zu machen.

Anmerckung. Die erſte Schuldigkeit eines
Edelmanns waͤre/ einen brennenden Eyfer wegen
deſſen bey ſich zu hegen/ was er GOtt aus der Reli-
gion ſchuldig waͤre/ weil die Leute/ mit denen er zu
thun/ nicht gerne ein Geſchaͤffte mit ihm haben wuͤr-
den/ wann ſie wuͤſten/ daß er GOtt nicht achtete.

Man ſolte hinzuſetzen/ daß niemand eines Gott-
loſen ſein Freund ſeyn wuͤrde. Ein Fuͤrſt wuͤrde ei-
nen von Adel nicht gerne zu einen Amte laſſen/ weil
er ſodann ſich keiner Treue von ihm zuverſehen.

Und es ſolte die Religion nicht allein in ſeinem
Hertzen ſeyn/ ſondern auch in den euſſerlichen ſich er-
weiſen/ um dadurch die Geringern aufzumuntern/
ein Exempel an ihn zu nehmen.

Ein Cavallier ſolte eben ſo emſig ſeyn auf ſeinen

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[7/0027] vor einen Edelmann. chen Handlungen/ und den feſteſten Grund-Stein aller Staate; ja als das heiligſte Band/ welches die menſchlichen Geſellſchafften am genaueſten mit einander verknuͤpffete. Er gruͤndet ſelbige in dem Licht der Natur/ welches dem Menſchen erkennen lieſſe/ daß ein GOtt waͤre/ welcher gerecht/ und den man durch den Dienſt der Religion anzubeten verbunden/ in welchen Dienſt die vornehmſte Schuldigkeit der vernuͤnfftigen Creatur beſtuͤnde. Dahero man zu ſchlieſſen/ daß die Furcht des HErrn der Weißheit Anfang waͤre. Die Religion ſey das Mittel/ die Regenten in der Pflicht gegen ihren Unterthanen zu erhalten/ weil ſie gehalten dem HErrn aller Herren von ihrem Thun und Laſſen dereinſt Rechenſchafft zu geben. Sie waͤre auch gleichfals noͤthig/ die Unterthanen ihrer Herrſchafft unterwuͤrffig zu machen. Anmerckung. Die erſte Schuldigkeit eines Edelmanns waͤre/ einen brennenden Eyfer wegen deſſen bey ſich zu hegen/ was er GOtt aus der Reli- gion ſchuldig waͤre/ weil die Leute/ mit denen er zu thun/ nicht gerne ein Geſchaͤffte mit ihm haben wuͤr- den/ wann ſie wuͤſten/ daß er GOtt nicht achtete. Man ſolte hinzuſetzen/ daß niemand eines Gott- loſen ſein Freund ſeyn wuͤrde. Ein Fuͤrſt wuͤrde ei- nen von Adel nicht gerne zu einen Amte laſſen/ weil er ſodann ſich keiner Treue von ihm zuverſehen. Und es ſolte die Religion nicht allein in ſeinem Hertzen ſeyn/ ſondern auch in den euſſerlichen ſich er- weiſen/ um dadurch die Geringern aufzumuntern/ ein Exempel an ihn zu nehmen. Ein Cavallier ſolte eben ſo emſig ſeyn auf ſeinen Cre- B 4

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/27>, abgerufen am 28.03.2024.