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Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.

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Denckwürdigkeiten
zur Erden/ sagend warum er so schlecht bewaffnet
wäre. Wie nun der Soldat sich bücket/ selbige
wieder auffzuheben/ giebt ihm der König einen
so starcken Hieb über den Kopf/ daß er so fort
todt zu seinen Füssen niederfällt. Und zu bemer-
cken/ daß er seine vormahls begangene Verwegen-
heit damit strafete/ so sagte er: Einen solchen
Streich gabst du dem
Rheimischen Gefässe
zu
Soissons. Diese kühne Ahndung setzet Clo-
doveum
in grosse Autorität/ und machet viele Fre-
veler furchtsam p. 87.

Die Thüringer fallen unter Hermenfried in
denen Ländern ein/ welche die Francken am Rhei-
ne besitzen. Clodoveus bricht gegentheils in ihr
Land; verheeret alles mit Feuer und Schwert.
Leget ihnen hernach einen Tribut auff/ nachdem
sich Theodoricus, König der Ostrogothen ins Mit-
tel schläget/ und wird Friede gemacht.

Clodoveus dencket nach diesen darauf/ eine
Printzeßin von Burgundien, König Gondebalds
seines Brudern Tochter/ zu heyrathen/ Clotilde
Namens. Diese hat Gondebald an seinem Ho-
fe/ läßt sie aber wenig auskommen: Allein Clo-
doveus
Gesandten/ so an selbigen König geschicket
worden/ sehen sie allda/ bewundern ihre ausbün-
dige Schönheit und Tugend/ und wissen sie bey
der Wiederkunfft nicht gnungsam herauszu-
streichen.

Clodoveus wird durch Anhörung ihres Ruhms
verliebt gemacht. Jndem er aber weiß/ daß
Gondebald Clotildens Vater/ der sein leibli-

cher

Denckwuͤrdigkeiten
zur Erden/ ſagend warum er ſo ſchlecht bewaffnet
waͤre. Wie nun der Soldat ſich buͤcket/ ſelbige
wieder auffzuheben/ giebt ihm der Koͤnig einen
ſo ſtarcken Hieb uͤber den Kopf/ daß er ſo fort
todt zu ſeinen Fuͤſſen niederfaͤllt. Und zu bemer-
cken/ daß er ſeine vormahls begangene Verwegen-
heit damit ſtrafete/ ſo ſagte er: Einen ſolchen
Streich gabſt du dem
Rheimiſchen Gefaͤſſe
zu
Soiſſons. Dieſe kuͤhne Ahndung ſetzet Clo-
doveum
in groſſe Autoritaͤt/ und machet viele Fre-
veler furchtſam p. 87.

Die Thuͤringer fallen unter Hermenfried in
denen Laͤndern ein/ welche die Francken am Rhei-
ne beſitzen. Clodoveus bricht gegentheils in ihr
Land; verheeret alles mit Feuer und Schwert.
Leget ihnen hernach einen Tribut auff/ nachdem
ſich Theodoricus, Koͤnig der Oſtrogothen ins Mit-
tel ſchlaͤget/ und wird Friede gemacht.

Clodoveus dencket nach dieſen darauf/ eine
Printzeßin von Burgundien, Koͤnig Gondebalds
ſeines Brudern Tochter/ zu heyrathen/ Clotilde
Namens. Dieſe hat Gondebald an ſeinem Ho-
fe/ laͤßt ſie aber wenig auskommen: Allein Clo-
doveus
Geſandten/ ſo an ſelbigen Koͤnig geſchicket
worden/ ſehen ſie allda/ bewundern ihre ausbuͤn-
dige Schoͤnheit und Tugend/ und wiſſen ſie bey
der Wiederkunfft nicht gnungſam herauszu-
ſtreichen.

Clodoveus wird durch Anhoͤrung ihres Ruhms
verliebt gemacht. Jndem er aber weiß/ daß
Gondebald Clotildens Vater/ der ſein leibli-

cher
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[30/0050] Denckwuͤrdigkeiten zur Erden/ ſagend warum er ſo ſchlecht bewaffnet waͤre. Wie nun der Soldat ſich buͤcket/ ſelbige wieder auffzuheben/ giebt ihm der Koͤnig einen ſo ſtarcken Hieb uͤber den Kopf/ daß er ſo fort todt zu ſeinen Fuͤſſen niederfaͤllt. Und zu bemer- cken/ daß er ſeine vormahls begangene Verwegen- heit damit ſtrafete/ ſo ſagte er: Einen ſolchen Streich gabſt du dem Rheimiſchen Gefaͤſſe zu Soiſſons. Dieſe kuͤhne Ahndung ſetzet Clo- doveum in groſſe Autoritaͤt/ und machet viele Fre- veler furchtſam p. 87. Die Thuͤringer fallen unter Hermenfried in denen Laͤndern ein/ welche die Francken am Rhei- ne beſitzen. Clodoveus bricht gegentheils in ihr Land; verheeret alles mit Feuer und Schwert. Leget ihnen hernach einen Tribut auff/ nachdem ſich Theodoricus, Koͤnig der Oſtrogothen ins Mit- tel ſchlaͤget/ und wird Friede gemacht. Clodoveus dencket nach dieſen darauf/ eine Printzeßin von Burgundien, Koͤnig Gondebalds ſeines Brudern Tochter/ zu heyrathen/ Clotilde Namens. Dieſe hat Gondebald an ſeinem Ho- fe/ laͤßt ſie aber wenig auskommen: Allein Clo- doveus Geſandten/ ſo an ſelbigen Koͤnig geſchicket worden/ ſehen ſie allda/ bewundern ihre ausbuͤn- dige Schoͤnheit und Tugend/ und wiſſen ſie bey der Wiederkunfft nicht gnungſam herauszu- ſtreichen. Clodoveus wird durch Anhoͤrung ihres Ruhms verliebt gemacht. Jndem er aber weiß/ daß Gondebald Clotildens Vater/ der ſein leibli- cher

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/50>, abgerufen am 24.04.2024.