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Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.

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Denckwürdigkeiten
Allerchristlichste/ Clodovaeo auf eine solche Art ge-
geben worden/ als man ihn heut zu Tage denen Kö-
nigen in Franckreich giebt? Da er denn saget: Daß
einiger Unterschied sey: Denn/ wie Clodovaeus die
Christliche Religion angenommen/ so habe er als
der eintzige damahls regierende Herr keinen ketze-
rischen Jrrthum dabey geheget. Keyser Anasta-
sius
wäre mit der Eutychianischen Haeresie;
Theodoricus
König der Ostrogothen in Jtalien/
Alaricus der Wisigothen König/ und viele andere
die er anführet/ mit der Arianischen behafftet ge-
wesen/ und also Clodovaeus der eintzige recht Christ-
liche König geblieben. Demnach die Bischöffe
in Gallien und Jtalien diesen Ehren-Namen:
Des Christlichen/ mehr seiner Person/ als der
Frantzöischen Krone beygelegt/ bis man ihn nach
der Zeit allen Königen in Franckreich gelassen/ als
ob er mit der Krone verknüpfet wäre.

Ferner erörtet er: Ob Pasquier recht habe/ daß
die Einsetzung des Parlaments solte so alt seyn/
als die Auffrichtung des Königreichs selbsten?
Und will solches nicht zulassen.

Endlich berühret er die Müntzen in Franckreich/
und sagt/ daß unter denen Königen vom ersten
Stamme man wenig gemüntzet Geld gehabt; son-
dern es wäre das Silber rein geschmoltzen und in
die königliche Schatzkammer in Klumpen oder
Kuchen gebracht worden: Auch hätten die Privat-
Leute es eben auch in einer Massa auffgehoben/ al-
so/ wenn man handeln wollen/ die Zahlung in
Pfunden oder Marcken Goldes und Silbers ein-

ander

Denckwuͤrdigkeiten
Allerchriſtlichſte/ Clodovæo auf eine ſolche Art ge-
geben worden/ als man ihn heut zu Tage denen Koͤ-
nigen in Franckreich giebt? Da er denn ſaget: Daß
einiger Unterſchied ſey: Denn/ wie Clodovæus die
Chriſtliche Religion angenommen/ ſo habe er als
der eintzige damahls regierende Herr keinen ketze-
riſchen Jrrthum dabey geheget. Keyſer Anaſta-
ſius
waͤre mit der Eutychianiſchen Hæreſie;
Theodoricus
Koͤnig der Oſtrogothen in Jtalien/
Alaricus der Wiſigothen Koͤnig/ und viele andere
die er anfuͤhret/ mit der Arianiſchen behafftet ge-
weſen/ und alſo Clodovæus der eintzige recht Chriſt-
liche Koͤnig geblieben. Demnach die Biſchoͤffe
in Gallien und Jtalien dieſen Ehren-Namen:
Des Chriſtlichen/ mehr ſeiner Perſon/ als der
Frantzoͤiſchen Krone beygelegt/ bis man ihn nach
der Zeit allen Koͤnigen in Franckreich gelaſſen/ als
ob er mit der Krone verknuͤpfet waͤre.

Ferner eroͤrtet er: Ob Paſquier recht habe/ daß
die Einſetzung des Parlaments ſolte ſo alt ſeyn/
als die Auffrichtung des Koͤnigreichs ſelbſten?
Und will ſolches nicht zulaſſen.

Endlich beruͤhret er die Muͤntzen in Franckreich/
und ſagt/ daß unter denen Koͤnigen vom erſten
Stamme man wenig gemuͤntzet Geld gehabt; ſon-
dern es waͤre das Silber rein geſchmoltzen und in
die koͤnigliche Schatzkammer in Klumpen oder
Kuchen gebracht worden: Auch haͤtten die Privat-
Leute es eben auch in einer Maſſa auffgehoben/ al-
ſo/ wenn man handeln wollen/ die Zahlung in
Pfunden oder Marcken Goldes und Silbers ein-

ander
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[12/0032] Denckwuͤrdigkeiten Allerchriſtlichſte/ Clodovæo auf eine ſolche Art ge- geben worden/ als man ihn heut zu Tage denen Koͤ- nigen in Franckreich giebt? Da er denn ſaget: Daß einiger Unterſchied ſey: Denn/ wie Clodovæus die Chriſtliche Religion angenommen/ ſo habe er als der eintzige damahls regierende Herr keinen ketze- riſchen Jrrthum dabey geheget. Keyſer Anaſta- ſius waͤre mit der Eutychianiſchen Hæreſie; Theodoricus Koͤnig der Oſtrogothen in Jtalien/ Alaricus der Wiſigothen Koͤnig/ und viele andere die er anfuͤhret/ mit der Arianiſchen behafftet ge- weſen/ und alſo Clodovæus der eintzige recht Chriſt- liche Koͤnig geblieben. Demnach die Biſchoͤffe in Gallien und Jtalien dieſen Ehren-Namen: Des Chriſtlichen/ mehr ſeiner Perſon/ als der Frantzoͤiſchen Krone beygelegt/ bis man ihn nach der Zeit allen Koͤnigen in Franckreich gelaſſen/ als ob er mit der Krone verknuͤpfet waͤre. Ferner eroͤrtet er: Ob Paſquier recht habe/ daß die Einſetzung des Parlaments ſolte ſo alt ſeyn/ als die Auffrichtung des Koͤnigreichs ſelbſten? Und will ſolches nicht zulaſſen. Endlich beruͤhret er die Muͤntzen in Franckreich/ und ſagt/ daß unter denen Koͤnigen vom erſten Stamme man wenig gemuͤntzet Geld gehabt; ſon- dern es waͤre das Silber rein geſchmoltzen und in die koͤnigliche Schatzkammer in Klumpen oder Kuchen gebracht worden: Auch haͤtten die Privat- Leute es eben auch in einer Maſſa auffgehoben/ al- ſo/ wenn man handeln wollen/ die Zahlung in Pfunden oder Marcken Goldes und Silbers ein- ander

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/32>, abgerufen am 20.04.2024.