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Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.

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des Königreichs Franckreich.

Gleichwol/ fähret er fort/ da die Gallier nicht
mehr als eine eintzige Nation waren/ so wurden sie
doch in viele Völcker oder Städte getheilet/ welche
fast eben so viel absonderliche Staate macheten.
Eine iede Stadt hatte ihre eigene Obrigkeit/ und
dependirete keine von der andern. Kahm es aber
auff Affairen an/ unter vielen benachbarten Völ-
ckern/ so wurde die Sache auff einem General-As-
semblee
der gantzen Nation tractiret und ent-
schieden.

Hierauff erzehlet er/ wie die Ritter unter denen
Galliern die Vornehmsten gewesen/ und man aus
deren Mittel Obrigkeit und Könige erwehlet.
Wie solche Ritter von allen Auflagen frey geblie-
ben/ und allein in Bereitschafft gestanden/ dem
Staat in den vorfallenden Kriegen zu dienen.
Ferner/ wie die Ambactes nach diesem oberen
Stande gleichfalls ihren eigenen Stand formiret;
auch dem Kriege gefolget/ und unter denen Rit-
tern gefochten. Das übrige vom Volcke habe den
Tribut gezahlet/ und dem Ackerbau nebst andern
Handthierungen obgelegen.

Die Druiden oder Priester der Gallier hätten
dasjenige/ was zur Religion gehöret/ beobachtet/
und die Jugend in guten Sitten und freyen Kün-
sten unterrichtet. Jhr Ansehen sey dermassen
groß gewesen/ daß man ohne sie weder einen Kö-
nig erwehlen/ noch eine Reichs-Versammlung
halten können. Sie hätten die Metempsychosin
statui
ret und sonderlich den Apollinem, die Miner-
vam,
den Martem und den Mercurium zu verehren

die
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des Koͤnigreichs Franckreich.

Gleichwol/ faͤhret er fort/ da die Gallier nicht
mehr als eine eintzige Nation waren/ ſo wurden ſie
doch in viele Voͤlcker oder Staͤdte getheilet/ welche
faſt eben ſo viel abſonderliche Staate macheten.
Eine iede Stadt hatte ihre eigene Obrigkeit/ und
dependirete keine von der andern. Kahm es aber
auff Affairen an/ unter vielen benachbarten Voͤl-
ckern/ ſo wurde die Sache auff einem General-As-
ſemblée
der gantzen Nation tractiret und ent-
ſchieden.

Hierauff erzehlet er/ wie die Ritter unter denen
Galliern die Vornehmſten geweſen/ und man aus
deren Mittel Obrigkeit und Koͤnige erwehlet.
Wie ſolche Ritter von allen Auflagen frey geblie-
ben/ und allein in Bereitſchafft geſtanden/ dem
Staat in den vorfallenden Kriegen zu dienen.
Ferner/ wie die Ambactes nach dieſem oberen
Stande gleichfalls ihren eigenen Stand formiret;
auch dem Kriege gefolget/ und unter denen Rit-
tern gefochten. Das uͤbrige vom Volcke habe den
Tribut gezahlet/ und dem Ackerbau nebſt andern
Handthierungen obgelegen.

Die Druiden oder Prieſter der Gallier haͤtten
dasjenige/ was zur Religion gehoͤret/ beobachtet/
und die Jugend in guten Sitten und freyen Kuͤn-
ſten unterrichtet. Jhr Anſehen ſey dermaſſen
groß geweſen/ daß man ohne ſie weder einen Koͤ-
nig erwehlen/ noch eine Reichs-Verſammlung
halten koͤnnen. Sie haͤtten die Metempſychoſin
ſtatui
ret und ſonderlich den Apollinem, die Miner-
vam,
den Martem und den Mercurium zu verehren

die
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[5/0025] des Koͤnigreichs Franckreich. Gleichwol/ faͤhret er fort/ da die Gallier nicht mehr als eine eintzige Nation waren/ ſo wurden ſie doch in viele Voͤlcker oder Staͤdte getheilet/ welche faſt eben ſo viel abſonderliche Staate macheten. Eine iede Stadt hatte ihre eigene Obrigkeit/ und dependirete keine von der andern. Kahm es aber auff Affairen an/ unter vielen benachbarten Voͤl- ckern/ ſo wurde die Sache auff einem General-As- ſemblée der gantzen Nation tractiret und ent- ſchieden. Hierauff erzehlet er/ wie die Ritter unter denen Galliern die Vornehmſten geweſen/ und man aus deren Mittel Obrigkeit und Koͤnige erwehlet. Wie ſolche Ritter von allen Auflagen frey geblie- ben/ und allein in Bereitſchafft geſtanden/ dem Staat in den vorfallenden Kriegen zu dienen. Ferner/ wie die Ambactes nach dieſem oberen Stande gleichfalls ihren eigenen Stand formiret; auch dem Kriege gefolget/ und unter denen Rit- tern gefochten. Das uͤbrige vom Volcke habe den Tribut gezahlet/ und dem Ackerbau nebſt andern Handthierungen obgelegen. Die Druiden oder Prieſter der Gallier haͤtten dasjenige/ was zur Religion gehoͤret/ beobachtet/ und die Jugend in guten Sitten und freyen Kuͤn- ſten unterrichtet. Jhr Anſehen ſey dermaſſen groß geweſen/ daß man ohne ſie weder einen Koͤ- nig erwehlen/ noch eine Reichs-Verſammlung halten koͤnnen. Sie haͤtten die Metempſychoſin ſtatuiret und ſonderlich den Apollinem, die Miner- vam, den Martem und den Mercurium zu verehren die A 3

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/25>, abgerufen am 24.04.2024.