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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834.

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gen Rath wie vor. Er sinnt im Stillen auf
Rache.

Triboulet hatte früher schon einen Banditen
kennen gelernt, der um einen bestimmten Preis jeden
Lusttragenden von seinen Feinden befreit. An diesen
wendet er sich. Der Bandit hat zwei Manieren zu
morden: entweder im Freien der Straße oder in
seinem Hause, wie man es wünscht. Für das Haus
hat er eine junge schöne Schwester, eine liebliche Zi¬
geunerin, welche die Schlachtopfer anlockt und sie
unter Lächeln und Kosen dem Messer ihres Bruders
ausliefert. Triboulet erfährt, daß der König verklei¬
det und ungekannt die schöne Zigeunerin besuche. Er
kauft seinen Tod, bezahlt die eine Hälfte des Prei¬
ses voraus, und wird auf Mitternacht bestellt, wo
ihm die Leiche des Königs in einem Sacke gesteckt
ausgeliefert werden solle, daß er sie dann selbst in
die nahe Seine werfe. Gegen Abend führt Tribou¬
let seine Tochter (sie heißt Blanche) auf den Platz
wo das Haus des Banditen steht. Er sagt ihr,
doch nicht ganz deutlich, die Stunde der Rache an
ihrem Verführer nahe heran. Blanche liebt den Kö¬
nig, der schon früher als unbekannter Jüngling in
der Kirche ihr Herz gewonnen. Sie bittet ihren
Vater um Schonung, schildert die Liebe des Königs

gen Rath wie vor. Er ſinnt im Stillen auf
Rache.

Triboulet hatte früher ſchon einen Banditen
kennen gelernt, der um einen beſtimmten Preis jeden
Luſttragenden von ſeinen Feinden befreit. An dieſen
wendet er ſich. Der Bandit hat zwei Manieren zu
morden: entweder im Freien der Straße oder in
ſeinem Hauſe, wie man es wünſcht. Für das Haus
hat er eine junge ſchöne Schweſter, eine liebliche Zi¬
geunerin, welche die Schlachtopfer anlockt und ſie
unter Lächeln und Koſen dem Meſſer ihres Bruders
ausliefert. Triboulet erfährt, daß der König verklei¬
det und ungekannt die ſchöne Zigeunerin beſuche. Er
kauft ſeinen Tod, bezahlt die eine Hälfte des Prei¬
ſes voraus, und wird auf Mitternacht beſtellt, wo
ihm die Leiche des Königs in einem Sacke geſteckt
ausgeliefert werden ſolle, daß er ſie dann ſelbſt in
die nahe Seine werfe. Gegen Abend führt Tribou¬
let ſeine Tochter (ſie heißt Blanche) auf den Platz
wo das Haus des Banditen ſteht. Er ſagt ihr,
doch nicht ganz deutlich, die Stunde der Rache an
ihrem Verführer nahe heran. Blanche liebt den Kö¬
nig, der ſchon früher als unbekannter Jüngling in
der Kirche ihr Herz gewonnen. Sie bittet ihren
Vater um Schonung, ſchildert die Liebe des Königs

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[78/0090] gen Rath wie vor. Er ſinnt im Stillen auf Rache. Triboulet hatte früher ſchon einen Banditen kennen gelernt, der um einen beſtimmten Preis jeden Luſttragenden von ſeinen Feinden befreit. An dieſen wendet er ſich. Der Bandit hat zwei Manieren zu morden: entweder im Freien der Straße oder in ſeinem Hauſe, wie man es wünſcht. Für das Haus hat er eine junge ſchöne Schweſter, eine liebliche Zi¬ geunerin, welche die Schlachtopfer anlockt und ſie unter Lächeln und Koſen dem Meſſer ihres Bruders ausliefert. Triboulet erfährt, daß der König verklei¬ det und ungekannt die ſchöne Zigeunerin beſuche. Er kauft ſeinen Tod, bezahlt die eine Hälfte des Prei¬ ſes voraus, und wird auf Mitternacht beſtellt, wo ihm die Leiche des Königs in einem Sacke geſteckt ausgeliefert werden ſolle, daß er ſie dann ſelbſt in die nahe Seine werfe. Gegen Abend führt Tribou¬ let ſeine Tochter (ſie heißt Blanche) auf den Platz wo das Haus des Banditen ſteht. Er ſagt ihr, doch nicht ganz deutlich, die Stunde der Rache an ihrem Verführer nahe heran. Blanche liebt den Kö¬ nig, der ſchon früher als unbekannter Jüngling in der Kirche ihr Herz gewonnen. Sie bittet ihren Vater um Schonung, ſchildert die Liebe des Königs

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris05_1834/90>, abgerufen am 25.04.2024.