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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834.

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Ich muß noch einmal auf die Briefe eines
Narren zurückkommen; das Wichtigste hätte ich fast
vergessen. Stellen Sie sich vor es wird in dem
Buche erzählt: der goldene Hahn auf der frankfurter
Brücke sei abgenommen worden, und unsere Regie¬
rung habe es auf Befehl der Götter des taxischen
Olymps thun müssen, weil der Hahn ein Symbol
der Freiheit sei, der, ob er zwar nicht krähen könnte,
sintemal er von Messing ist, doch als Kräh-Instru¬
ment in dem Munde eines sachsenhäuser Revolutio¬
nairs Staats- und diner-gefährlich werden könnte.
Es wäre merkwürdig! aber ich glaube es nicht.
Vielleicht war es ein Scherz von dem Verfasser, oder
er hat es sich aufbinden lassen. Aber was ist in
Frankfurt unmöglich? Ich bitte, lassen Sie doch ****
auf die Sachsenhäuser Brücke gehen und nach dem
uralten Hahne sehen. Ist er noch da, dann werde
ich den närrischen Briefsteller öffentlich als einen Ver¬
läumder erklären.



Ich muß noch einmal auf die Briefe eines
Narren zurückkommen; das Wichtigſte hätte ich faſt
vergeſſen. Stellen Sie ſich vor es wird in dem
Buche erzählt: der goldene Hahn auf der frankfurter
Brücke ſei abgenommen worden, und unſere Regie¬
rung habe es auf Befehl der Götter des taxiſchen
Olymps thun müſſen, weil der Hahn ein Symbol
der Freiheit ſei, der, ob er zwar nicht krähen könnte,
ſintemal er von Meſſing iſt, doch als Kräh-Inſtru¬
ment in dem Munde eines ſachſenhäuſer Revolutio¬
nairs Staats- und diner-gefährlich werden könnte.
Es wäre merkwürdig! aber ich glaube es nicht.
Vielleicht war es ein Scherz von dem Verfaſſer, oder
er hat es ſich aufbinden laſſen. Aber was iſt in
Frankfurt unmöglich? Ich bitte, laſſen Sie doch ****
auf die Sachſenhäuſer Brücke gehen und nach dem
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ich den närriſchen Briefſteller öffentlich als einen Ver¬
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[16/0028] Mittwoch, den 14. November. Ich muß noch einmal auf die Briefe eines Narren zurückkommen; das Wichtigſte hätte ich faſt vergeſſen. Stellen Sie ſich vor es wird in dem Buche erzählt: der goldene Hahn auf der frankfurter Brücke ſei abgenommen worden, und unſere Regie¬ rung habe es auf Befehl der Götter des taxiſchen Olymps thun müſſen, weil der Hahn ein Symbol der Freiheit ſei, der, ob er zwar nicht krähen könnte, ſintemal er von Meſſing iſt, doch als Kräh-Inſtru¬ ment in dem Munde eines ſachſenhäuſer Revolutio¬ nairs Staats- und diner-gefährlich werden könnte. Es wäre merkwürdig! aber ich glaube es nicht. Vielleicht war es ein Scherz von dem Verfaſſer, oder er hat es ſich aufbinden laſſen. Aber was iſt in Frankfurt unmöglich? Ich bitte, laſſen Sie doch **** auf die Sachſenhäuſer Brücke gehen und nach dem uralten Hahne ſehen. Iſt er noch da, dann werde ich den närriſchen Briefſteller öffentlich als einen Ver¬ läumder erklären.

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris05_1834/28>, abgerufen am 29.03.2024.