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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834.

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heit Carolinens, nehmlich jener amerikanischen
Provinz, die durch ihren Widerspruch das Land zu
entzweien droht; trinken Sie auf das Wohl der Frei¬
heit überhaupt; es geht dem armen Mädchen gar
zu schlecht.

Weil wir gerade vom Thee sprechen, muß ich
Sie doch über etwas fragen, das mich seit einigen
Tagen sehr beunruhigt. Ich kaufte mir Thee, grü¬
nen und schwarzen, von beiden gleich viel an Gewicht.
Ich habe für jede Sorte eine besondere Büchse. Als
ich nun zu Hause die Büchse füllte, machte der
schwarze Thee die Büchse ganz voll, der grüne aber
nur zur Hälfte. Es ist nun die Frage: bin ich
betrogen oder nimmt der grüne Thee weniger Raum
ein, als der schwarze? Es wäre merkwürdig wenn
ein Betrug stattgefunden, es war doch ein maison
de confiance
in dem ich den Thee kaufte. Ein
maison de confiance nennt man hier einen Kauf¬
laden, worin man geprellt wird wie in jedem; aber
man darf kein Wort dagegen sagen. Beklagt man
sich im mindesten, antworten sie stolz c'est une
maison de conficiance.


heit Carolinens, nehmlich jener amerikaniſchen
Provinz, die durch ihren Widerſpruch das Land zu
entzweien droht; trinken Sie auf das Wohl der Frei¬
heit überhaupt; es geht dem armen Mädchen gar
zu ſchlecht.

Weil wir gerade vom Thee ſprechen, muß ich
Sie doch über etwas fragen, das mich ſeit einigen
Tagen ſehr beunruhigt. Ich kaufte mir Thee, grü¬
nen und ſchwarzen, von beiden gleich viel an Gewicht.
Ich habe für jede Sorte eine beſondere Büchſe. Als
ich nun zu Hauſe die Büchſe füllte, machte der
ſchwarze Thee die Büchſe ganz voll, der grüne aber
nur zur Hälfte. Es iſt nun die Frage: bin ich
betrogen oder nimmt der grüne Thee weniger Raum
ein, als der ſchwarze? Es wäre merkwürdig wenn
ein Betrug ſtattgefunden, es war doch ein maison
de confiance
in dem ich den Thee kaufte. Ein
maison de confiance nennt man hier einen Kauf¬
laden, worin man geprellt wird wie in jedem; aber
man darf kein Wort dagegen ſagen. Beklagt man
ſich im mindeſten, antworten ſie ſtolz c'est une
maison de conficiance.


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[215/0227] heit Carolinens, nehmlich jener amerikaniſchen Provinz, die durch ihren Widerſpruch das Land zu entzweien droht; trinken Sie auf das Wohl der Frei¬ heit überhaupt; es geht dem armen Mädchen gar zu ſchlecht. Weil wir gerade vom Thee ſprechen, muß ich Sie doch über etwas fragen, das mich ſeit einigen Tagen ſehr beunruhigt. Ich kaufte mir Thee, grü¬ nen und ſchwarzen, von beiden gleich viel an Gewicht. Ich habe für jede Sorte eine beſondere Büchſe. Als ich nun zu Hauſe die Büchſe füllte, machte der ſchwarze Thee die Büchſe ganz voll, der grüne aber nur zur Hälfte. Es iſt nun die Frage: bin ich betrogen oder nimmt der grüne Thee weniger Raum ein, als der ſchwarze? Es wäre merkwürdig wenn ein Betrug ſtattgefunden, es war doch ein maison de confiance in dem ich den Thee kaufte. Ein maison de confiance nennt man hier einen Kauf¬ laden, worin man geprellt wird wie in jedem; aber man darf kein Wort dagegen ſagen. Beklagt man ſich im mindeſten, antworten ſie ſtolz c'est une maison de conficiance.

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris05_1834/227>, abgerufen am 28.03.2024.