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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834.

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man doch noch Angst gehabt, es möchten Spitzbuben
von außen durch diesen Nadelstich in die Kammer
steigen, und wie man darum den Nadelstich mit einem
eisernen Gitter verwahrte und von außen Läden an¬
brachte, und innen eine Gardine davor hing. Dar¬
über mußte ich so lachen, daß ich das Pult erschüt¬
terte; von der Erschütterung floß mein Stacheldinten¬
faß über, das eben gefüllt worden war und zu hoch.
Jetzt kam ein Dintenbach von der Höhe herab, und
strömte über die allgemeine Zeitung gerade durch das
hanöverische. Schnell rettete ich meinen Brief, faßte
die allgemeine Zeitung am trocknen Zipfel und warf
sie ins Feuer. Dann holte ich Wasser und wusch
das Pult ab. Während dem Trocknen machte ich
einige Gänge durch das Zimmer, und kam bei dieser
Gelegenheit an das Fenster, und sah die Straße
hinab. Da gewahrte ich, daß in das große Haus
mir gegenüber viele Menschen gingen und daß viele
glänzenden Equipagen davorstanden. Dann sah ich
wieder viele Menschen und Wagen herauskommen
und so ging das abwechselnd immer fort. Ich ward
neugierig, schickte hinunter, und ließ Erkundigungen
einziehen; erhielt aber keine Aufklärung. Da zog ich
mich schnell an und ging selbst hinüber. Ich fragte
den Portier des Hotels: ou est ..... weiter
wußte ich nicht was ich fragen sollte. Er antwor¬

man doch noch Angſt gehabt, es möchten Spitzbuben
von außen durch dieſen Nadelſtich in die Kammer
ſteigen, und wie man darum den Nadelſtich mit einem
eiſernen Gitter verwahrte und von außen Läden an¬
brachte, und innen eine Gardine davor hing. Dar¬
über mußte ich ſo lachen, daß ich das Pult erſchüt¬
terte; von der Erſchütterung floß mein Stacheldinten¬
faß über, das eben gefüllt worden war und zu hoch.
Jetzt kam ein Dintenbach von der Höhe herab, und
ſtrömte über die allgemeine Zeitung gerade durch das
hanöveriſche. Schnell rettete ich meinen Brief, faßte
die allgemeine Zeitung am trocknen Zipfel und warf
ſie ins Feuer. Dann holte ich Waſſer und wuſch
das Pult ab. Während dem Trocknen machte ich
einige Gänge durch das Zimmer, und kam bei dieſer
Gelegenheit an das Fenſter, und ſah die Straße
hinab. Da gewahrte ich, daß in das große Haus
mir gegenüber viele Menſchen gingen und daß viele
glänzenden Equipagen davorſtanden. Dann ſah ich
wieder viele Menſchen und Wagen herauskommen
und ſo ging das abwechſelnd immer fort. Ich ward
neugierig, ſchickte hinunter, und ließ Erkundigungen
einziehen; erhielt aber keine Aufklärung. Da zog ich
mich ſchnell an und ging ſelbſt hinüber. Ich fragte
den Portier des Hotels: où est ..... weiter
wußte ich nicht was ich fragen ſollte. Er antwor¬

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[123/0135] man doch noch Angſt gehabt, es möchten Spitzbuben von außen durch dieſen Nadelſtich in die Kammer ſteigen, und wie man darum den Nadelſtich mit einem eiſernen Gitter verwahrte und von außen Läden an¬ brachte, und innen eine Gardine davor hing. Dar¬ über mußte ich ſo lachen, daß ich das Pult erſchüt¬ terte; von der Erſchütterung floß mein Stacheldinten¬ faß über, das eben gefüllt worden war und zu hoch. Jetzt kam ein Dintenbach von der Höhe herab, und ſtrömte über die allgemeine Zeitung gerade durch das hanöveriſche. Schnell rettete ich meinen Brief, faßte die allgemeine Zeitung am trocknen Zipfel und warf ſie ins Feuer. Dann holte ich Waſſer und wuſch das Pult ab. Während dem Trocknen machte ich einige Gänge durch das Zimmer, und kam bei dieſer Gelegenheit an das Fenſter, und ſah die Straße hinab. Da gewahrte ich, daß in das große Haus mir gegenüber viele Menſchen gingen und daß viele glänzenden Equipagen davorſtanden. Dann ſah ich wieder viele Menſchen und Wagen herauskommen und ſo ging das abwechſelnd immer fort. Ich ward neugierig, ſchickte hinunter, und ließ Erkundigungen einziehen; erhielt aber keine Aufklärung. Da zog ich mich ſchnell an und ging ſelbſt hinüber. Ich fragte den Portier des Hotels: où est ..... weiter wußte ich nicht was ich fragen ſollte. Er antwor¬

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris05_1834/135>, abgerufen am 19.04.2024.