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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833.

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hatten, als Sie mich so oft einen Verschwender ge¬
nannt Vergleichen Sie meinen Haushalt mit dem
Louis Philipps, und Sie werden erfahren, wer von
uns ökonomischer ist. Die Verschiedenheit der Ver¬
hältnisse mögen Sie immer dabei berücksichtigen.
Freilich ist Louis Philipp König und ich bin keiner,
und habe auch, wie die Mannheimer Zeitung meynt,
wenig Hoffnung einer zu werden. Freilich hat König
Philipp eine Frau und sieben Kinder, und ich bin,
Gott sey Dank unverheirathet. Aber auf der an¬
dern Seite hat König Louis Philipp freie Woh¬
nung, und ich muß die meinige bezahlen; er hat
freies Holz aus seinen Wäldern; er hat eine Frau,
die ihm die Wirthschaft führt, und ich muß Alles
selbst besorgen und werde geprellt. Also das gleicht
sich aus. jetzt stellen Sie unsere Bedürfnisse
nebeneinander. Die meinigen sind Ihnen bekannt,
ich brauche Ihnen also blos die des Königs mitzu¬
theilen, wie sie vor einiger Zeit bekannt gemacht
wurden. Für Doktor und Apotheker jährlich
80,000 Fr. Ich bin viel krank das Jahr durch
und weiß, was es kostet-- nicht geheilt zu werden.
Der Hofstaat des Königs soll aus tausend Personen
bestehen (doch das ist viel zu viel). Nun wird ange¬
nommen, daß unter tausend Menschen einer das
ganze Jahr durch krank ist. Ich will zugeben, daß
die Hofkrankheiten immer von der gefährlichsten Art

IV. 3

hatten, als Sie mich ſo oft einen Verſchwender ge¬
nannt Vergleichen Sie meinen Haushalt mit dem
Louis Philipps, und Sie werden erfahren, wer von
uns ökonomiſcher iſt. Die Verſchiedenheit der Ver¬
hältniſſe mögen Sie immer dabei berückſichtigen.
Freilich iſt Louis Philipp König und ich bin keiner,
und habe auch, wie die Mannheimer Zeitung meynt,
wenig Hoffnung einer zu werden. Freilich hat König
Philipp eine Frau und ſieben Kinder, und ich bin,
Gott ſey Dank unverheirathet. Aber auf der an¬
dern Seite hat König Louis Philipp freie Woh¬
nung, und ich muß die meinige bezahlen; er hat
freies Holz aus ſeinen Wäldern; er hat eine Frau,
die ihm die Wirthſchaft führt, und ich muß Alles
ſelbſt beſorgen und werde geprellt. Alſo das gleicht
ſich aus. jetzt ſtellen Sie unſere Bedürfniſſe
nebeneinander. Die meinigen ſind Ihnen bekannt,
ich brauche Ihnen alſo blos die des Königs mitzu¬
theilen, wie ſie vor einiger Zeit bekannt gemacht
wurden. Für Doktor und Apotheker jährlich
80,000 Fr. Ich bin viel krank das Jahr durch
und weiß, was es koſtet— nicht geheilt zu werden.
Der Hofſtaat des Königs ſoll aus tauſend Perſonen
beſtehen (doch das iſt viel zu viel). Nun wird ange¬
nommen, daß unter tauſend Menſchen einer das
ganze Jahr durch krank iſt. Ich will zugeben, daß
die Hofkrankheiten immer von der gefährlichſten Art

IV. 3
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[33/0047] hatten, als Sie mich ſo oft einen Verſchwender ge¬ nannt Vergleichen Sie meinen Haushalt mit dem Louis Philipps, und Sie werden erfahren, wer von uns ökonomiſcher iſt. Die Verſchiedenheit der Ver¬ hältniſſe mögen Sie immer dabei berückſichtigen. Freilich iſt Louis Philipp König und ich bin keiner, und habe auch, wie die Mannheimer Zeitung meynt, wenig Hoffnung einer zu werden. Freilich hat König Philipp eine Frau und ſieben Kinder, und ich bin, Gott ſey Dank unverheirathet. Aber auf der an¬ dern Seite hat König Louis Philipp freie Woh¬ nung, und ich muß die meinige bezahlen; er hat freies Holz aus ſeinen Wäldern; er hat eine Frau, die ihm die Wirthſchaft führt, und ich muß Alles ſelbſt beſorgen und werde geprellt. Alſo das gleicht ſich aus. jetzt ſtellen Sie unſere Bedürfniſſe nebeneinander. Die meinigen ſind Ihnen bekannt, ich brauche Ihnen alſo blos die des Königs mitzu¬ theilen, wie ſie vor einiger Zeit bekannt gemacht wurden. Für Doktor und Apotheker jährlich 80,000 Fr. Ich bin viel krank das Jahr durch und weiß, was es koſtet— nicht geheilt zu werden. Der Hofſtaat des Königs ſoll aus tauſend Perſonen beſtehen (doch das iſt viel zu viel). Nun wird ange¬ nommen, daß unter tauſend Menſchen einer das ganze Jahr durch krank iſt. Ich will zugeben, daß die Hofkrankheiten immer von der gefährlichſten Art IV. 3

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris04_1833/47>, abgerufen am 28.03.2024.