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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 8. Zürich, 1743.

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Crit. Betracht. über die Ode
z. Ex. da er abgezogene Wesen mit guter Wahl
und Nachdruck in Personen verwandelt, und ih-
nen auch so gar äusserliche und sichtbare Hand-
lungen zuschreibet.

Die Schätze,

Um die der Geitz nach fernen Ufern reis't.


Die Sorgen:

Er schläft mit Lust, wo andrer Sorgen wachen.


Die Gunst, Macht und Freyheit,

Gunst krönt den Fleiß, den Macht u. Freyheit schützen.

Das Lob,

Wann war es nicht des Glückes Folge-Magd?

Die Schmeicheley:

Die Schmeicheley legt ihre sanften Bande,
Jhr glattes Joch nur eiteln Seelen an.

Von der Weisheit sagt er:

An ihr verliert der Zufall seine Kraft.

Ein anderer Kunstgriff sind einige glücklich an-
gebrachte Umschreibungen, und Erweiterungen.
z. E.

Den Schatz, an dem kein Diebes-Finger klebet,
Nach dem allein der Reichen Neid nicht strebet.
Der Handlung Frucht und was ihr Muth erstritten,
Wird, unbereut, Verdiensten zugewandt.
Und meidet den, der den Genuß vom Leben,
Der jeden Tag nur dem Gewerbe weiht.

Jch sage nichts von den hier und da eingestreu-
ten kleinen aber lebhaften Beschreibungen, als
z. E. in der dritten Strophe, noch von der glück-
lichen Wahl der Beywörter u. a. d.

Ein

Crit. Betracht. uͤber die Ode
z. Ex. da er abgezogene Weſen mit guter Wahl
und Nachdruck in Perſonen verwandelt, und ih-
nen auch ſo gar aͤuſſerliche und ſichtbare Hand-
lungen zuſchreibet.

Die Schaͤtze,

Um die der Geitz nach fernen Ufern reiſ’t.


Die Sorgen:

Er ſchlaͤft mit Luſt, wo andrer Sorgen wachen.


Die Gunſt, Macht und Freyheit,

Gunſt kroͤnt den Fleiß, den Macht u. Freyheit ſchuͤtzen.

Das Lob,

Wann war es nicht des Gluͤckes Folge-Magd?

Die Schmeicheley:

Die Schmeicheley legt ihre ſanften Bande,
Jhr glattes Joch nur eiteln Seelen an.

Von der Weisheit ſagt er:

An ihr verliert der Zufall ſeine Kraft.

Ein anderer Kunſtgriff ſind einige gluͤcklich an-
gebrachte Umſchreibungen, und Erweiterungen.
z. E.

Den Schatz, an dem kein Diebes-Finger klebet,
Nach dem allein der Reichen Neid nicht ſtrebet.
Der Handlung Frucht und was ihr Muth erſtritten,
Wird, unbereut, Verdienſten zugewandt.
Und meidet den, der den Genuß vom Leben,
Der jeden Tag nur dem Gewerbe weiht.

Jch ſage nichts von den hier und da eingeſtreu-
ten kleinen aber lebhaften Beſchreibungen, als
z. E. in der dritten Strophe, noch von der gluͤck-
lichen Wahl der Beywoͤrter u. a. d.

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[24/0024] Crit. Betracht. uͤber die Ode z. Ex. da er abgezogene Weſen mit guter Wahl und Nachdruck in Perſonen verwandelt, und ih- nen auch ſo gar aͤuſſerliche und ſichtbare Hand- lungen zuſchreibet. Die Schaͤtze, Um die der Geitz nach fernen Ufern reiſ’t. Die Sorgen: Er ſchlaͤft mit Luſt, wo andrer Sorgen wachen. Die Gunſt, Macht und Freyheit, Gunſt kroͤnt den Fleiß, den Macht u. Freyheit ſchuͤtzen. Das Lob, Wann war es nicht des Gluͤckes Folge-Magd? Die Schmeicheley: Die Schmeicheley legt ihre ſanften Bande, Jhr glattes Joch nur eiteln Seelen an. Von der Weisheit ſagt er: An ihr verliert der Zufall ſeine Kraft. Ein anderer Kunſtgriff ſind einige gluͤcklich an- gebrachte Umſchreibungen, und Erweiterungen. z. E. Den Schatz, an dem kein Diebes-Finger klebet, Nach dem allein der Reichen Neid nicht ſtrebet. Der Handlung Frucht und was ihr Muth erſtritten, Wird, unbereut, Verdienſten zugewandt. Und meidet den, der den Genuß vom Leben, Der jeden Tag nur dem Gewerbe weiht. Jch ſage nichts von den hier und da eingeſtreu- ten kleinen aber lebhaften Beſchreibungen, als z. E. in der dritten Strophe, noch von der gluͤck- lichen Wahl der Beywoͤrter u. a. d. Ein

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 8. Zürich, 1743, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung08_1743/24>, abgerufen am 24.04.2024.