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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 4. Zürich, 1742.

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Echo
Krankheit möglich gewesen. (*) Er bekennet
selbst ohne Pein und Marter, daß es nicht in sei-
nem Vermögen sey, an den Sachen des Er-
gäntzungsstückes und seiner Anhänge etwas
auszusetzen,
darum wolle er sich lediglich an die
Art des Vortrags
reiben, damit er durch sein
Stillschweigen
den Schweizern nicht völlig ge-
wonnen gebe;
es sey ja besser etwas zu ant-
worten,
als das Letzte zu haben. Und was sind
denn dieses vor wichtige Anmerkungen? Was vor
schwere Verbrechen werden wol auf diesen Schwei-
zer gebracht? Horreo dicere: Man wirft ihm
vor, daß er auf höchst strafbare Weise Hrn. D.
Trillers Nahmen gestümmelt und mit Sternen
geflickt habe drücken lassen; daß er den Nahmen
Esopus mit einem einfachen E geschrieben; daß
er anstatt Alpengebürge, Alpgebürge; anstatt
zweifelhaft, betreten; anstatt Meynung, Bere-
dung
etc. gesetzet, und sich dadurch an der Rei-
nigkeit der sächsischen Mundart schwerlich versün-
diget; endlich daß er die Hrn. Censoren in L - -
durch eine unbequeme Figur Bücherärzte geschol-
ten, und ihnen eine Gelindigkeit zugeschrieben
habe. Wahrhaftig schwere Verbrechen, die satt-
sam an den Tag legen, daß dieser Schweitzer ein
nicht gantz verständiger Mann sey,
und die
nicht anderst als mit heissen Bußthränen können
ausgelöschet werden. Wer sollte nun nicht mehr
als überzeuget seyn, daß das Urtheil des schwei-
zerischen Kunstrichters von dem trillerischen Fabel-
buche höchst unbegründt, und daß folglich seine gan-

ze
(*) Er meint ohne Zweifel die Krankheit, die man mit
Nießwurtz vertreibet.

Echo
Krankheit moͤglich geweſen. (*) Er bekennet
ſelbſt ohne Pein und Marter, daß es nicht in ſei-
nem Vermoͤgen ſey, an den Sachen des Er-
gaͤntzungsſtuͤckes und ſeiner Anhaͤnge etwas
auszuſetzen,
darum wolle er ſich lediglich an die
Art des Vortrags
reiben, damit er durch ſein
Stillſchweigen
den Schweizern nicht voͤllig ge-
wonnen gebe;
es ſey ja beſſer etwas zu ant-
worten,
als das Letzte zu haben. Und was ſind
denn dieſes vor wichtige Anmerkungen? Was vor
ſchwere Verbrechen werden wol auf dieſen Schwei-
zer gebracht? Horreo dicere: Man wirft ihm
vor, daß er auf hoͤchſt ſtrafbare Weiſe Hrn. D.
Trillers Nahmen geſtuͤmmelt und mit Sternen
geflickt habe druͤcken laſſen; daß er den Nahmen
Eſopus mit einem einfachen E geſchrieben; daß
er anſtatt Alpengebuͤrge, Alpgebuͤrge; anſtatt
zweifelhaft, betreten; anſtatt Meynung, Bere-
dung
ꝛc. geſetzet, und ſich dadurch an der Rei-
nigkeit der ſaͤchſiſchen Mundart ſchwerlich verſuͤn-
diget; endlich daß er die Hrn. Cenſoren in L ‒ ‒
durch eine unbequeme Figur Buͤcheraͤrzte geſchol-
ten, und ihnen eine Gelindigkeit zugeſchrieben
habe. Wahrhaftig ſchwere Verbrechen, die ſatt-
ſam an den Tag legen, daß dieſer Schweitzer ein
nicht gantz verſtaͤndiger Mann ſey,
und die
nicht anderſt als mit heiſſen Bußthraͤnen koͤnnen
ausgeloͤſchet werden. Wer ſollte nun nicht mehr
als uͤberzeuget ſeyn, daß das Urtheil des ſchwei-
zeriſchen Kunſtrichters von dem trilleriſchen Fabel-
buche hoͤchſt unbegruͤndt, und daß folglich ſeine gan-

ze
(*) Er meint ohne Zweifel die Krankheit, die man mit
Nießwurtz vertreibet.
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[32/0034] Echo Krankheit moͤglich geweſen. (*) Er bekennet ſelbſt ohne Pein und Marter, daß es nicht in ſei- nem Vermoͤgen ſey, an den Sachen des Er- gaͤntzungsſtuͤckes und ſeiner Anhaͤnge etwas auszuſetzen, darum wolle er ſich lediglich an die Art des Vortrags reiben, damit er durch ſein Stillſchweigen den Schweizern nicht voͤllig ge- wonnen gebe; es ſey ja beſſer etwas zu ant- worten, als das Letzte zu haben. Und was ſind denn dieſes vor wichtige Anmerkungen? Was vor ſchwere Verbrechen werden wol auf dieſen Schwei- zer gebracht? Horreo dicere: Man wirft ihm vor, daß er auf hoͤchſt ſtrafbare Weiſe Hrn. D. Trillers Nahmen geſtuͤmmelt und mit Sternen geflickt habe druͤcken laſſen; daß er den Nahmen Eſopus mit einem einfachen E geſchrieben; daß er anſtatt Alpengebuͤrge, Alpgebuͤrge; anſtatt zweifelhaft, betreten; anſtatt Meynung, Bere- dung ꝛc. geſetzet, und ſich dadurch an der Rei- nigkeit der ſaͤchſiſchen Mundart ſchwerlich verſuͤn- diget; endlich daß er die Hrn. Cenſoren in L ‒ ‒ durch eine unbequeme Figur Buͤcheraͤrzte geſchol- ten, und ihnen eine Gelindigkeit zugeſchrieben habe. Wahrhaftig ſchwere Verbrechen, die ſatt- ſam an den Tag legen, daß dieſer Schweitzer ein nicht gantz verſtaͤndiger Mann ſey, und die nicht anderſt als mit heiſſen Bußthraͤnen koͤnnen ausgeloͤſchet werden. Wer ſollte nun nicht mehr als uͤberzeuget ſeyn, daß das Urtheil des ſchwei- zeriſchen Kunſtrichters von dem trilleriſchen Fabel- buche hoͤchſt unbegruͤndt, und daß folglich ſeine gan- ze (*) Er meint ohne Zweifel die Krankheit, die man mit Nießwurtz vertreibet.

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 4. Zürich, 1742, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung04_1742/34>, abgerufen am 29.03.2024.