Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der possenhaften Schreibart.
allein belustigen/ sondern auch zu allerhand
dienlichen Untersuchungen veranlassen kan.
Für-
wahr das muß ein kleiner Geist seyn, der sich mit
dergleichen Salbadereyen belustiget; und ich glau-
be nicht, daß der Hr. Patriot vorwitzig seyn wer-
de, zu wissen, zu was für Untersuchungen mich
dieser Brief veranlasset habe. Zwar hat er mei-
stens die Vorsichtigkeit gehabt, die mehresten von
diesen Possen fremden Personen anzudichten, aber
dieses rechtfertiget ihn bey weitem nicht; wenn er
sie nicht für was schönes angesehen hätte, würde
er seine Leser damit verschonet haben.

Was die hällischen Tadlerinnen anlanget, so
muß ich bekennen, daß sie in diesem Stücke über
den Patrioten einen grossen Vorzug haben. Sie
sind mit dergleichen possierlichen Einfällen sparsa-
mer: Jch finde unter denen Blätern, die mir
bishero zu Gesicht gekommen, mehr nicht als zwey,
die in diese Classe gehören, nemlich das fünfte und
däs ein und zwanzigste Stück, in jenem wird eine
ausschweiffende Gesellschaft unter dem Nahmen
Societe des galants hommes beschrieben, die
zum Zweck hat, die Einmischung fremder Wör-
ter in unsre Mutter-Sprache mit ihrem Ansehen
gegen die Gesellschaft der deutschen Musen zu ver-
theidigen. Das andre Stück enthält eine solche
gemischte Unterredung zwischen Deutschlieb und
Mischmasch, die ein wenig zu ausschweiffend ist.

APOLO-

Von der poſſenhaften Schreibart.
allein beluſtigen/ ſondern auch zu allerhand
dienlichen Unterſuchungen veranlaſſen kan.
Fuͤr-
wahr das muß ein kleiner Geiſt ſeyn, der ſich mit
dergleichen Salbadereyen beluſtiget; und ich glau-
be nicht, daß der Hr. Patriot vorwitzig ſeyn wer-
de, zu wiſſen, zu was fuͤr Unterſuchungen mich
dieſer Brief veranlaſſet habe. Zwar hat er mei-
ſtens die Vorſichtigkeit gehabt, die mehreſten von
dieſen Poſſen fremden Perſonen anzudichten, aber
dieſes rechtfertiget ihn bey weitem nicht; wenn er
ſie nicht fuͤr was ſchoͤnes angeſehen haͤtte, wuͤrde
er ſeine Leſer damit verſchonet haben.

Was die haͤlliſchen Tadlerinnen anlanget, ſo
muß ich bekennen, daß ſie in dieſem Stuͤcke uͤber
den Patrioten einen groſſen Vorzug haben. Sie
ſind mit dergleichen poſſierlichen Einfaͤllen ſparſa-
mer: Jch finde unter denen Blaͤtern, die mir
bishero zu Geſicht gekommen, mehr nicht als zwey,
die in dieſe Claſſe gehoͤren, nemlich das fuͤnfte und
daͤs ein und zwanzigſte Stuͤck, in jenem wird eine
ausſchweiffende Geſellſchaft unter dem Nahmen
Societé des galants hommes beſchrieben, die
zum Zweck hat, die Einmiſchung fremder Woͤr-
ter in unſre Mutter-Sprache mit ihrem Anſehen
gegen die Geſellſchaft der deutſchen Muſen zu ver-
theidigen. Das andre Stuͤck enthaͤlt eine ſolche
gemiſchte Unterredung zwiſchen Deutſchlieb und
Miſchmaſch, die ein wenig zu ausſchweiffend iſt.

APOLO-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0038" n="36"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der po&#x017F;&#x017F;enhaften Schreibart.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">allein belu&#x017F;tigen/ &#x017F;ondern auch zu allerhand<lb/>
dienlichen Unter&#x017F;uchungen veranla&#x017F;&#x017F;en kan.</hi> Fu&#x0364;r-<lb/>
wahr das muß ein kleiner Gei&#x017F;t &#x017F;eyn, der &#x017F;ich mit<lb/>
dergleichen Salbadereyen belu&#x017F;tiget; und ich glau-<lb/>
be nicht, daß der Hr. <hi rendition="#fr">Patriot</hi> vorwitzig &#x017F;eyn wer-<lb/>
de, zu wi&#x017F;&#x017F;en, zu was fu&#x0364;r Unter&#x017F;uchungen mich<lb/>
die&#x017F;er Brief veranla&#x017F;&#x017F;et habe. Zwar hat er mei-<lb/>
&#x017F;tens die Vor&#x017F;ichtigkeit gehabt, die mehre&#x017F;ten von<lb/>
die&#x017F;en Po&#x017F;&#x017F;en fremden Per&#x017F;onen anzudichten, aber<lb/>
die&#x017F;es rechtfertiget ihn bey weitem nicht; wenn er<lb/>
&#x017F;ie nicht fu&#x0364;r was &#x017F;cho&#x0364;nes ange&#x017F;ehen ha&#x0364;tte, wu&#x0364;rde<lb/>
er &#x017F;eine Le&#x017F;er damit ver&#x017F;chonet haben.</p><lb/>
        <p>Was die <hi rendition="#fr">ha&#x0364;lli&#x017F;chen Tadlerinnen</hi> anlanget, &#x017F;o<lb/>
muß ich bekennen, daß &#x017F;ie in die&#x017F;em Stu&#x0364;cke u&#x0364;ber<lb/>
den <hi rendition="#fr">Patrioten</hi> einen gro&#x017F;&#x017F;en Vorzug haben. Sie<lb/>
&#x017F;ind mit dergleichen po&#x017F;&#x017F;ierlichen Einfa&#x0364;llen &#x017F;par&#x017F;a-<lb/>
mer: Jch finde unter denen Bla&#x0364;tern, die mir<lb/>
bishero zu Ge&#x017F;icht gekommen, mehr nicht als zwey,<lb/>
die in die&#x017F;e Cla&#x017F;&#x017F;e geho&#x0364;ren, nemlich das fu&#x0364;nfte und<lb/>
da&#x0364;s ein und zwanzig&#x017F;te Stu&#x0364;ck, in jenem wird eine<lb/>
aus&#x017F;chweiffende Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft unter dem Nahmen<lb/><hi rendition="#aq">Societé des galants hommes</hi> be&#x017F;chrieben, die<lb/>
zum Zweck hat, die Einmi&#x017F;chung fremder Wo&#x0364;r-<lb/>
ter in un&#x017F;re Mutter-Sprache mit ihrem An&#x017F;ehen<lb/>
gegen die Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft der deut&#x017F;chen Mu&#x017F;en zu ver-<lb/>
theidigen. Das andre Stu&#x0364;ck entha&#x0364;lt eine &#x017F;olche<lb/>
gemi&#x017F;chte Unterredung zwi&#x017F;chen Deut&#x017F;chlieb und<lb/>
Mi&#x017F;chma&#x017F;ch, die ein wenig zu aus&#x017F;chweiffend i&#x017F;t.</p>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">APOLO-</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0038] Von der poſſenhaften Schreibart. allein beluſtigen/ ſondern auch zu allerhand dienlichen Unterſuchungen veranlaſſen kan. Fuͤr- wahr das muß ein kleiner Geiſt ſeyn, der ſich mit dergleichen Salbadereyen beluſtiget; und ich glau- be nicht, daß der Hr. Patriot vorwitzig ſeyn wer- de, zu wiſſen, zu was fuͤr Unterſuchungen mich dieſer Brief veranlaſſet habe. Zwar hat er mei- ſtens die Vorſichtigkeit gehabt, die mehreſten von dieſen Poſſen fremden Perſonen anzudichten, aber dieſes rechtfertiget ihn bey weitem nicht; wenn er ſie nicht fuͤr was ſchoͤnes angeſehen haͤtte, wuͤrde er ſeine Leſer damit verſchonet haben. Was die haͤlliſchen Tadlerinnen anlanget, ſo muß ich bekennen, daß ſie in dieſem Stuͤcke uͤber den Patrioten einen groſſen Vorzug haben. Sie ſind mit dergleichen poſſierlichen Einfaͤllen ſparſa- mer: Jch finde unter denen Blaͤtern, die mir bishero zu Geſicht gekommen, mehr nicht als zwey, die in dieſe Claſſe gehoͤren, nemlich das fuͤnfte und daͤs ein und zwanzigſte Stuͤck, in jenem wird eine ausſchweiffende Geſellſchaft unter dem Nahmen Societé des galants hommes beſchrieben, die zum Zweck hat, die Einmiſchung fremder Woͤr- ter in unſre Mutter-Sprache mit ihrem Anſehen gegen die Geſellſchaft der deutſchen Muſen zu ver- theidigen. Das andre Stuͤck enthaͤlt eine ſolche gemiſchte Unterredung zwiſchen Deutſchlieb und Miſchmaſch, die ein wenig zu ausſchweiffend iſt. APOLO-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung03_1742
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung03_1742/38
Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung03_1742/38>, abgerufen am 29.03.2024.