Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 6. Aufl. Göttingen, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

nommene Molch: eben so nicht das im Erz-
gebirge gebräuchliche Wort Kobelt, sondern
das längst allgemein adoptirte und selbst in
andere lebende und todte Sprachen aufgenom-
mene Kobalt u. s. w.

Anders ist der Fall mit den in der Natur-
beschreibung von unsern neuen Systematikern
zur Bezeichnung der Geschlechter und ihrer
Gattungen selbsterfundnen Kunst- und Tri-
vial-Nahmen. So billig und vernünftig es
freylich ist, auch hierin so viel als möglich die
einmahl ziemlich allgemein angenommenen
Benennungen beyzubehalten, so können doch
Fälle eintreten, wo es noch billiger und ver-
nünftiger ist, einen vorher gewählten Nah-
men, wenn er einen durchaus irrigen Begriff
erweckt, gegen einen richtigern umzutauschen.
Und doch habe ich mich dieser an sich erlaub-
ten, aber auch heut zu Tage so oft gemiß-
brauchten und dann das Studium der Na-
turgeschichte so äußerst erschwerenden Freyheit
nur in äußerst wenigen Fällen, wo es mir un-
vermeidlich schien, bedient. So habe ich z. B.
den Panzerthieren oder Armadillen ihren ein-
heimischen, allgemein bekannten und längst von
classischen Zoologen angenommenen Nahmen,
Tatu, restituirt; da hingegen Linne diesen fast
haarlosen Thieren durch einen seltsamen Miß-
griff den Nahmen, Rauchfuß, Dasypus, bey-

nommene Molch: eben so nicht das im Erz-
gebirge gebräuchliche Wort Kobelt, sondern
das längst allgemein adoptirte und selbst in
andere lebende und todte Sprachen aufgenom-
mene Kobalt u. s. w.

Anders ist der Fall mit den in der Natur-
beschreibung von unsern neuen Systematikern
zur Bezeichnung der Geschlechter und ihrer
Gattungen selbsterfundnen Kunst- und Tri-
vial-Nahmen. So billig und vernünftig es
freylich ist, auch hierin so viel als möglich die
einmahl ziemlich allgemein angenommenen
Benennungen beyzubehalten, so können doch
Fälle eintreten, wo es noch billiger und ver-
nünftiger ist, einen vorher gewählten Nah-
men, wenn er einen durchaus irrigen Begriff
erweckt, gegen einen richtigern umzutauschen.
Und doch habe ich mich dieser an sich erlaub-
ten, aber auch heut zu Tage so oft gemiß-
brauchten und dann das Studium der Na-
turgeschichte so äußerst erschwerenden Freyheit
nur in äußerst wenigen Fällen, wo es mir un-
vermeidlich schien, bedient. So habe ich z. B.
den Panzerthieren oder Armadillen ihren ein-
heimischen, allgemein bekannten und längst von
classischen Zoologen angenommenen Nahmen,
Tatu, restituirt; da hingegen Linné diesen fast
haarlosen Thieren durch einen seltsamen Miß-
griff den Nahmen, Rauchfuß, Dasypus, bey-

<TEI>
  <text xml:id="blume000027">
    <front>
      <div type="preface" n="1">
        <p><pb facs="#f0015" xml:id="pbXI_0001" n="XI"/>
nommene Molch: eben so nicht das im Erz-<lb/>
gebirge gebräuchliche Wort Kobelt, sondern<lb/>
das längst allgemein adoptirte und selbst in<lb/>
andere lebende und todte Sprachen aufgenom-<lb/>
mene Kobalt u. s. w.</p>
        <p>Anders ist der Fall mit den in der Natur-<lb/>
beschreibung von unsern neuen Systematikern<lb/>
zur Bezeichnung der Geschlechter und ihrer<lb/>
Gattungen selbsterfundnen Kunst- und Tri-<lb/>
vial-Nahmen. So billig und vernünftig es<lb/>
freylich ist, auch hierin so viel als möglich die<lb/>
einmahl ziemlich allgemein angenommenen<lb/>
Benennungen beyzubehalten, so können doch<lb/>
Fälle eintreten, wo es noch billiger und ver-<lb/>
nünftiger ist, einen vorher gewählten Nah-<lb/>
men, wenn er einen durchaus irrigen Begriff<lb/>
erweckt, gegen einen richtigern umzutauschen.<lb/>
Und doch habe ich mich dieser an sich erlaub-<lb/>
ten, aber auch heut zu Tage so oft gemiß-<lb/>
brauchten und dann das Studium der Na-<lb/>
turgeschichte so äußerst erschwerenden Freyheit<lb/>
nur in äußerst wenigen Fällen, wo es mir un-<lb/>
vermeidlich schien, bedient. So habe ich z. B.<lb/>
den  Panzerthieren oder Armadillen ihren ein-<lb/>
heimischen, allgemein bekannten und längst von<lb/>
classischen Zoologen angenommenen Nahmen,<lb/><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Tatu</hi></hi>, restituirt; da hingegen Linné diesen fast<lb/>
haarlosen Thieren durch einen seltsamen Miß-<lb/>
griff den Nahmen, Rauchfuß, <hi rendition="#aq">Dasypus</hi>, bey-<lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[XI/0015] nommene Molch: eben so nicht das im Erz- gebirge gebräuchliche Wort Kobelt, sondern das längst allgemein adoptirte und selbst in andere lebende und todte Sprachen aufgenom- mene Kobalt u. s. w. Anders ist der Fall mit den in der Natur- beschreibung von unsern neuen Systematikern zur Bezeichnung der Geschlechter und ihrer Gattungen selbsterfundnen Kunst- und Tri- vial-Nahmen. So billig und vernünftig es freylich ist, auch hierin so viel als möglich die einmahl ziemlich allgemein angenommenen Benennungen beyzubehalten, so können doch Fälle eintreten, wo es noch billiger und ver- nünftiger ist, einen vorher gewählten Nah- men, wenn er einen durchaus irrigen Begriff erweckt, gegen einen richtigern umzutauschen. Und doch habe ich mich dieser an sich erlaub- ten, aber auch heut zu Tage so oft gemiß- brauchten und dann das Studium der Na- turgeschichte so äußerst erschwerenden Freyheit nur in äußerst wenigen Fällen, wo es mir un- vermeidlich schien, bedient. So habe ich z. B. den Panzerthieren oder Armadillen ihren ein- heimischen, allgemein bekannten und längst von classischen Zoologen angenommenen Nahmen, Tatu, restituirt; da hingegen Linné diesen fast haarlosen Thieren durch einen seltsamen Miß- griff den Nahmen, Rauchfuß, Dasypus, bey-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt „Johann Friedrich Blumenbach – online“ der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen.

Herstellung der Imagedateien des Quelldokuments durch die Utrecht University Library und die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach dem von der Akademie gelieferten Dokument "Buchstabenmuster_Blumenbach.doc" modernisiert.

In Absprache mit der Akademie wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizeriung von titleParts verzeichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet. Eine Ausnahme bilden Zitate, bei denen das Anführungszeichen zu Beginn jeder Zeile wiederholt wird. Hier wurden die Wiederholungen des öffenenden Zeichens nicht übernommen, sondern jeweils nur das öffnende und das schließende Zeichen. Das umschließende Element q wurde für diese Zitate über das Attribut type mit dem Wert preline gekennzeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen wurden als 002D übernommen. Weiche Zeilentrennungen wurden über die Ergänzung eines Attributwertes von den harten Trennungen unterscheiden: lb type="inWord". Erstreckt sich die Worttrennung über einen Seitenumbruch steht das Element pb direkt hinter dem schließenden lb type="inWord" bzw. lb.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1799/15
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 6. Aufl. Göttingen, 1799, S. XI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1799/15>, abgerufen am 29.03.2024.