welche auch den ganz jungen und selbst den stumm- gebornen Kindern zukommt, verwechselt werden darf (§. 25.).
Der Mensch ist für sich ein wehrloses hülfs- bedürftiges Geschöpf. Kein andres Thier außer ihm bleibt so lange Kind, keins kriegt so sehr späthe erst sein Gebiß, lernt so sehr späht erst auf seinen Füßen stehn, keins wird so sehr späth mann- bar u. s. w. Selbst seine großen Vorzüge, Ver- nunft und Sprache, sind nur Keime, die sich nicht von selbst, sondern erst durch fremde Hülfe, durch Cultur und Erziehung entwickeln können; daher denn bey dieser Hülfsbedürftigkeit und bey diesen zahllosen dringenden Bedürfnissen die allgemeine natürliche Bestimmung des Menschen zum gesel- ligen Umgang. Nicht ganz so allgemein läßt sich hingegen vor der Hand noch entscheiden, ob in allen Welttheilen die Proportion in der Anzahl der gebornen Knäbchen und Mädchen, und die Dauer der Zeit der Fortpflanzungsfähigkeit bey beiden Geschlechtern so gleich sey, daß der Mensch überall so wie in Europa zur Monogamie bestimmt sey.
Sein Aufenthalt und seine Nahrung sind beide unbeschränkt; er bewohnt die ganze bewohn- bare Erde, und nährt sich beynahe aus der ganzen organisirten Schöpfung. Und in Verhältniß zu seiner mäßigen körperlichen Größe, und in Ver- gleich mit andern Säugethieren erreicht er ein ausnehmend hohes Alter.
Es giebt nur eine Gattung (species) im Men- schengeschlecht; und alle und bekannten Völker aller Zeiten und aller Himmelsstriche können von einer
welche auch den ganz jungen und selbst den stumm- gebornen Kindern zukommt, verwechselt werden darf (§. 25.).
Der Mensch ist für sich ein wehrloses hülfs- bedürftiges Geschöpf. Kein andres Thier außer ihm bleibt so lange Kind, keins kriegt so sehr späthe erst sein Gebiß, lernt so sehr späht erst auf seinen Füßen stehn, keins wird so sehr späth mann- bar u. s. w. Selbst seine großen Vorzüge, Ver- nunft und Sprache, sind nur Keime, die sich nicht von selbst, sondern erst durch fremde Hülfe, durch Cultur und Erziehung entwickeln können; daher denn bey dieser Hülfsbedürftigkeit und bey diesen zahllosen dringenden Bedürfnissen die allgemeine natürliche Bestimmung des Menschen zum gesel- ligen Umgang. Nicht ganz so allgemein läßt sich hingegen vor der Hand noch entscheiden, ob in allen Welttheilen die Proportion in der Anzahl der gebornen Knäbchen und Mädchen, und die Dauer der Zeit der Fortpflanzungsfähigkeit bey beiden Geschlechtern so gleich sey, daß der Mensch überall so wie in Europa zur Monogamie bestimmt sey.
Sein Aufenthalt und seine Nahrung sind beide unbeschränkt; er bewohnt die ganze bewohn- bare Erde, und nährt sich beynahe aus der ganzen organisirten Schöpfung. Und in Verhältniß zu seiner mäßigen körperlichen Größe, und in Ver- gleich mit andern Säugethieren erreicht er ein ausnehmend hohes Alter.
Es giebt nur eine Gattung (species) im Men- schengeschlecht; und alle und bekannten Völker aller Zeiten und aller Himmelsstriche können von einer
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[60/0082]
welche auch den ganz jungen und selbst den stumm-
gebornen Kindern zukommt, verwechselt werden
darf (§. 25.).
Der Mensch ist für sich ein wehrloses hülfs-
bedürftiges Geschöpf. Kein andres Thier außer
ihm bleibt so lange Kind, keins kriegt so sehr
späthe erst sein Gebiß, lernt so sehr späht erst auf
seinen Füßen stehn, keins wird so sehr späth mann-
bar u. s. w. Selbst seine großen Vorzüge, Ver-
nunft und Sprache, sind nur Keime, die sich nicht
von selbst, sondern erst durch fremde Hülfe, durch
Cultur und Erziehung entwickeln können; daher
denn bey dieser Hülfsbedürftigkeit und bey diesen
zahllosen dringenden Bedürfnissen die allgemeine
natürliche Bestimmung des Menschen zum gesel-
ligen Umgang. Nicht ganz so allgemein läßt
sich hingegen vor der Hand noch entscheiden, ob
in allen Welttheilen die Proportion in der Anzahl
der gebornen Knäbchen und Mädchen, und die
Dauer der Zeit der Fortpflanzungsfähigkeit bey
beiden Geschlechtern so gleich sey, daß der Mensch
überall so wie in Europa zur Monogamie
bestimmt sey.
Sein Aufenthalt und seine Nahrung sind
beide unbeschränkt; er bewohnt die ganze bewohn-
bare Erde, und nährt sich beynahe aus der ganzen
organisirten Schöpfung. Und in Verhältniß zu
seiner mäßigen körperlichen Größe, und in Ver-
gleich mit andern Säugethieren erreicht er ein
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Es giebt nur eine Gattung (species) im Men-
schengeschlecht; und alle und bekannten Völker aller
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 5. Aufl. Göttingen, 1797, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1797/82>, abgerufen am 23.11.2024.
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