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Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681.

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der Sabbath-Feyer.
Nun haben wir/ nicht nur den Leib/ son-
dern auch eine Seele. Jener ist von der
Erde. Diese aber ist von Himmel/ ein O-
dem Gottes/ und soviel edler/ als der Leib/
soviel bäßer der Himmel als die Erde ist.
Sie sollen auch nicht auf Erden bleiben/
sondern in den Himmel/ in die ewige See-
ligkeit/ versetzet werden.

5 So ist es ja billig/ daß ein Mensch/
wo nicht alle Tage/ (welches/ wegen der
Beruffs-Geschäfte und Wochen-Arbeit/
nicht recht geschehen kan) doch wenigst ei-
nen Tag in der Woche/ sich mit den Ge-
danken dahin schwinge/ wo er ausgegan-
gen/ wohin er wiederkehren und wo er
ewig lebensol. So ist es ja unbillig/ wann er
immer nur/ des unedlern Theils/ des Lei-
bes pfleget/ und niemals/ oder gar selten/
für seine Seele sorget. Jesus muß ja auch
einen Tag haben/ da er seine Braut-See-
le besuche. Denket doch ein Wanders-
man immer an sein Heimat/ dahin er
reiset.

6 Gott wuste/ unsere irdische Träg-
heit und eitele Mühseligkeit. Darum ver-
ordnete er wochentlich einen Tag/ da wir
alles Jrdisches beiseit legen/ den Leib ru-
hen lassen/ mit der Seele aber uns zu Gott
und gen Himmel schwingen sollen. Da

soll
B

der Sabbath-Feyer.
Nun haben wir/ nicht nur den Leib/ ſon-
dern auch eine Seele. Jener iſt von der
Erde. Dieſe aber iſt von Himmel/ ein O-
dem Gottes/ und ſoviel edler/ als der Leib/
ſoviel baͤßer der Himmel als die Erde iſt.
Sie ſollen auch nicht auf Erden bleiben/
ſondern in den Himmel/ in die ewige See-
ligkeit/ verſetzet werden.

5 So iſt es ja billig/ daß ein Menſch/
wo nicht alle Tage/ (welches/ wegen der
Beruffs-Geſchaͤfte und Wochen-Arbeit/
nicht recht geſchehen kan) doch wenigſt ei-
nen Tag in der Woche/ ſich mit den Ge-
danken dahin ſchwinge/ wo er ausgegan-
gen/ wohin er wiederkehren und wo er
ewig lebenſol. So iſt es ja unbillig/ wañ er
immer nur/ des unedlern Theils/ des Lei-
bes pfleget/ und niemals/ oder gar ſelten/
fuͤr ſeine Seele ſorget. Jeſus muß ja auch
einen Tag haben/ da er ſeine Braut-See-
le beſuche. Denket doch ein Wanders-
man immer an ſein Heimat/ dahin er
reiſet.

6 Gott wuſte/ unſere irdiſche Traͤg-
heit und eitele Muͤhſeligkeit. Darum ver-
ordnete er wochentlich einen Tag/ da wir
alles Jrdiſches beiſeit legen/ den Leib ru-
hen laſſen/ mit der Seele aber uns zu Gott
und gen Himmel ſchwingen ſollen. Da

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[17/0043] der Sabbath-Feyer. Nun haben wir/ nicht nur den Leib/ ſon- dern auch eine Seele. Jener iſt von der Erde. Dieſe aber iſt von Himmel/ ein O- dem Gottes/ und ſoviel edler/ als der Leib/ ſoviel baͤßer der Himmel als die Erde iſt. Sie ſollen auch nicht auf Erden bleiben/ ſondern in den Himmel/ in die ewige See- ligkeit/ verſetzet werden. 5 So iſt es ja billig/ daß ein Menſch/ wo nicht alle Tage/ (welches/ wegen der Beruffs-Geſchaͤfte und Wochen-Arbeit/ nicht recht geſchehen kan) doch wenigſt ei- nen Tag in der Woche/ ſich mit den Ge- danken dahin ſchwinge/ wo er ausgegan- gen/ wohin er wiederkehren und wo er ewig lebenſol. So iſt es ja unbillig/ wañ er immer nur/ des unedlern Theils/ des Lei- bes pfleget/ und niemals/ oder gar ſelten/ fuͤr ſeine Seele ſorget. Jeſus muß ja auch einen Tag haben/ da er ſeine Braut-See- le beſuche. Denket doch ein Wanders- man immer an ſein Heimat/ dahin er reiſet. 6 Gott wuſte/ unſere irdiſche Traͤg- heit und eitele Muͤhſeligkeit. Darum ver- ordnete er wochentlich einen Tag/ da wir alles Jrdiſches beiſeit legen/ den Leib ru- hen laſſen/ mit der Seele aber uns zu Gott und gen Himmel ſchwingen ſollen. Da ſoll B

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Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_sonntagswandel_1681/43>, abgerufen am 18.04.2024.