Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Birken, Sigmund von: Pegnesische Gesprächspiel-Gesellschaft von Nymfen und Hirten. Nürnberg, 1665.

Bild:
<< vorherige Seite

Die belobte Einilie.
Sing uns etwas von dem Mäyen!
Auf/ mein Geist! wir müssen fliegen:
nun das Jahr die Blumen wiegen/
nun der süsse Himmel lacht/
nun der Wiesen Seidensticker
unser Rund so bunte macht/
und die Sonn würkt güldne Stücker.

2.
Ostland! deinen Heldgeschichten
werd ich meine Pflicht entrichten.
Doch man muß auch einmal singen.
Wohin räist sichs/ ihr Gedanken?
hier im Feld der Wände Schranken
nicht den Geist zu Kerker bringen.
Nehmt mich mit/ ihr Schnabelflöten/
ihr befederte Poeten!
Wart! ich bin der Tereus nicht/
Luft Sirene Filomele!
Mein Gehör das Urtheil spricht:
du bist unsers Lentzen Seele.
3.
Ich hör euch/ ihr Fittichbrüder!
Aber/ wer hört meine Lieder?
Föbus ist itzund nit Richter.
Du streust Gold von deinen Höhen/
unsre Wasen anzukleen/
du erdichter GOtt der Dichter.
Nein! mein Föbus ist auf Erden/
der mich liebt und meine Heerden.
Hab ich schon izt nicht die Gnad/
singend selbst vor ihm zustehen:
dan-

Die belobte Einilie.
Sing uns etwas von dem Maͤyen!
Auf/ mein Geiſt! wir muͤſſen fliegen:
nun das Jahr die Blumen wiegen/
nun der ſuͤſſe Himmel lacht/
nun der Wieſen Seidenſticker
unſer Rund ſo bunte macht/
und die Sonn wuͤrkt guͤldne Stuͤcker.

2.
Oſtland! deinen Heldgeſchichten
werd ich meine Pflicht entrichten.
Doch man muß auch einmal ſingen.
Wohin raͤiſt ſichs/ ihr Gedanken?
hier im Feld der Waͤnde Schranken
nicht den Geiſt zu Kerker bringen.
Nehmt mich mit/ ihr Schnabelfloͤten/
ihr befederte Poeten!
Wart! ich bin der Tereus nicht/
Luft Sirene Filomele!
Mein Gehoͤr das Urtheil ſpricht:
du biſt unſers Lentzen Seele.
3.
Ich hoͤr euch/ ihr Fittichbruͤder!
Aber/ wer hoͤrt meine Lieder?
Foͤbus iſt itzund nit Richter.
Du ſtreuſt Gold von deinen Hoͤhen/
unſre Waſen anzukleen/
du erdichter GOtt der Dichter.
Nein! mein Foͤbus iſt auf Erden/
der mich liebt und meine Heerden.
Hab ich ſchon izt nicht die Gnad/
ſingend ſelbſt vor ihm zuſtehen:
dan-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="1">
            <pb facs="#f0049" n="37"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Die belobte Einilie.</hi> </fw><lb/>
            <l>Sing uns etwas von dem Ma&#x0364;yen!</l><lb/>
            <l>Auf/ mein Gei&#x017F;t! wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en fliegen:</l><lb/>
            <l>nun das Jahr die Blumen wiegen/</l><lb/>
            <l>nun der &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Himmel lacht/</l><lb/>
            <l>nun der Wie&#x017F;en Seiden&#x017F;ticker</l><lb/>
            <l>un&#x017F;er Rund &#x017F;o bunte macht/</l><lb/>
            <l>und die Sonn wu&#x0364;rkt gu&#x0364;ldne Stu&#x0364;cker.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <head>2.</head>
            <l>O&#x017F;tland! deinen Heldge&#x017F;chichten</l><lb/>
            <l>werd ich meine Pflicht entrichten.</l><lb/>
            <l>Doch man muß auch einmal &#x017F;ingen.</l><lb/>
            <l>Wohin ra&#x0364;i&#x017F;t &#x017F;ichs/ ihr Gedanken?</l><lb/>
            <l>hier im Feld der Wa&#x0364;nde Schranken</l><lb/>
            <l>nicht den Gei&#x017F;t zu Kerker bringen.</l><lb/>
            <l>Nehmt mich mit/ ihr Schnabelflo&#x0364;ten/</l><lb/>
            <l>ihr befederte Poeten!</l><lb/>
            <l>Wart! ich bin der Tereus nicht/</l><lb/>
            <l>Luft Sirene Filomele!</l><lb/>
            <l>Mein Geho&#x0364;r das Urtheil &#x017F;pricht:</l><lb/>
            <l>du bi&#x017F;t un&#x017F;ers Lentzen Seele.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <head>3.</head>
            <l>Ich ho&#x0364;r euch/ ihr Fittichbru&#x0364;der!</l><lb/>
            <l>Aber/ wer ho&#x0364;rt meine Lieder?</l><lb/>
            <l>Fo&#x0364;bus i&#x017F;t itzund nit Richter.</l><lb/>
            <l>Du &#x017F;treu&#x017F;t Gold von deinen Ho&#x0364;hen/</l><lb/>
            <l>un&#x017F;re Wa&#x017F;en anzukleen/</l><lb/>
            <l>du erdichter GOtt der Dichter.</l><lb/>
            <l>Nein! mein Fo&#x0364;bus i&#x017F;t auf Erden/</l><lb/>
            <l>der mich liebt und meine Heerden.</l><lb/>
            <l>Hab ich &#x017F;chon izt nicht die Gnad/</l><lb/>
            <l>&#x017F;ingend &#x017F;elb&#x017F;t vor ihm zu&#x017F;tehen:</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">dan-</fw><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[37/0049] Die belobte Einilie. Sing uns etwas von dem Maͤyen! Auf/ mein Geiſt! wir muͤſſen fliegen: nun das Jahr die Blumen wiegen/ nun der ſuͤſſe Himmel lacht/ nun der Wieſen Seidenſticker unſer Rund ſo bunte macht/ und die Sonn wuͤrkt guͤldne Stuͤcker. 2. Oſtland! deinen Heldgeſchichten werd ich meine Pflicht entrichten. Doch man muß auch einmal ſingen. Wohin raͤiſt ſichs/ ihr Gedanken? hier im Feld der Waͤnde Schranken nicht den Geiſt zu Kerker bringen. Nehmt mich mit/ ihr Schnabelfloͤten/ ihr befederte Poeten! Wart! ich bin der Tereus nicht/ Luft Sirene Filomele! Mein Gehoͤr das Urtheil ſpricht: du biſt unſers Lentzen Seele. 3.Ich hoͤr euch/ ihr Fittichbruͤder! Aber/ wer hoͤrt meine Lieder? Foͤbus iſt itzund nit Richter. Du ſtreuſt Gold von deinen Hoͤhen/ unſre Waſen anzukleen/ du erdichter GOtt der Dichter. Nein! mein Foͤbus iſt auf Erden/ der mich liebt und meine Heerden. Hab ich ſchon izt nicht die Gnad/ ſingend ſelbſt vor ihm zuſtehen: dan-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_gespraechspiel_1665
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_gespraechspiel_1665/49
Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Pegnesische Gesprächspiel-Gesellschaft von Nymfen und Hirten. Nürnberg, 1665, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_gespraechspiel_1665/49>, abgerufen am 28.03.2024.